Trinken gehen in der irischen Hauptstadt: Es müssen nicht immer Pubs sein, Dublin hat auch eine spannende Barszene zu bieten. Hier ist Teil zwei von zwei unseres Bar-Tourberichts von der grünen Insel – mit Tipps und Cocktailrezepten der Bartender.
4. The Exchequer
Die in der gleichnamigen Straße gelegene Bar The Exchequer wurde, neben unzähligen weiteren Awards, 2017 vom irischen Restaurantverband als „Dublin’s Best Gastro Bar“ ausgezeichnet. Der Reifenhersteller Bridgestone listet das dazugehörige Restaurant seit 2010 jährlich unter seinen 100 besten der Insel.
Ein Grund dafür dürfte unter anderem die innovative Art des ausgezeichneten Mixologen- und Küchenteams sein, traditionell irische Zutaten so zu kombinieren, dass neue, bisher unbekannte Geschmacksrichtungen auf dem Teller und im Glas entstehen. Eigentümer Peter Rock verrät uns, dass ein weiteres Geheimnis seines Erfolges darin liege, genauestens auf die Wünsche seiner Gäste einzugehen. Zusätzlich sollten die Gäste dazu animiert werden, innerhalb dieses Geschmacksspektrums neues kulinarisches Land zu betreten. Die Speisen sollten frisch, gesund und regional sein, das Weinangebot erstklassig, die Biere aus aller Welt und die Cocktails einzigartig.
Seit 2015 befindet sich in der Ranelagh Road ein Ableger, die The Exchequer Wine Bar. Hier darf man sich durch 100 hochkarätige Weinsorten, irische Craft Beers und ein deliziöses Speiseangebot probieren. Die zehn Meter lange Bar im Keller ist ideal, um die Sommeliers, Bartender und Küchenchefs in gemeinsamer Aktion zu erleben. Im Obergeschoss befindet sich ein wunderschöner Veranstaltungsraum mit anliegender Terrasse für das romantische private Fine-Dining- Erlebnis unter den Sternen (wenn sie sich auf Irland mal zeigen). Der Signature-Whiskey-Cocktail des Hauses ist der „New Market sour”. Er besteht aus Teelind Small Batch, dem Sherry Tio Pepe, Guinness, Zuckersirup, Zitronensaft, Salz und Eiweiß.
Ihren Kollegen in Deutschland gibt Emma Ellis, die Managerin des Exchequer, gerne weiter, dass es sich lohnt, in die Komplexität der irischen Whiskeywelt einzutauchen. Und: “Have fun, be creative with Irish Whiskey and bring your own personality to the cocktail!”
5. Blind Pig
Unser nächster Hotspot der Cocktailszene Dublins ist die Speakeasy-Bar Blind Pig. Sie liegt versteckt unterhalb des italienischen Restaurants Pacino’s. “Excuse me, how do I get to the old lady’s funeral?”, was soviel heißt wie: “Entschuldigung, wie komme ich zu der Beerdigung der alten Dame?” ist die Losung, um in die Bar zu gelangen.
Das Blind Pig ist mit Abstand die versteckteste Bar unserer Serie. So finden Sie sie: Laufen Sie die Treppen in den Keller hinunter, bis Sie zu einem Bücherregal gelangen. Zwischen dem Bücherregal und einem Bilderrahmen befindet sich ein Knopf hinter der Tapete. Dieser Knopf wird das Bücherregal zu beiden Seiten öffnen. Dahinter erwartet Sie eine dunkle, nur vom Kerzenschein illuminierte Kaverne mit den einigen der berühmtesten Cocktails Dublins. Wie in den alten Speakeasies ist die wöchentlich wechselnde Cocktailkarte auf den Seiten alter Büchern versteckt. Paul Lambert, der Senior Barmanager, flüsterte uns das Rezept für seinen Favoriten unter den Old Fashioneds zu:
Bitter Sweet Symphony
3,5 ml Roe & Co Irish Whiskey
1,75 cl Amaro Montenegro
2 Barlöffel Honigsirup
2 Spritzer The Bitter Truth Olive Bitters
Zubereitung: Sirup und Bitters in ein Old-Fashioned-Glas geben, Glas dann mit Eis füllen. Amaro und Whiskey hinzugeben und zehn Sekunden lang umrühren. Garnitur: Orangentwist. Sein Tipp: “Erstens: Keep it simple. Zweitens: Jeder großartig schmeckende Whiskey macht den Old Fashioned noch besser!“
6. Vintage Cocktail Club (VCC)
Zuletzt kommen wir zu meinem Allzeit-Favoriten: Die Speakeasy-Bar Vintage Cocktail Club liegt mitten im touristischen Trubel des berühmten Kneipenviertels “Temple Bar District” in Dublin. Schon fast schüchtern versteckt sich die schwarze Tür mit den Initialen VCC in der belebten Crown Alley.
Um in die Bar zu gelangen, reserviert man am Besten im Voraus, empfiehlt auch Gareth Lambe – wir haben dem Barmanager und Cocktail-Guru ein paar Fragen gestellt.
Gareth, in einem Mixology-Artikel von 2015 forderte ein Autor eine strikte Trennung von leeren Begriffen und echten Inhalten. Meint er damit aus deiner Sicht, dass die Speakeasy-Bars von früher nichts mit den Speakeasies der heutigen Zeit zu tun haben?
In Dublin sind Speakeasy Bars seit einigen Jahren sehr im Trend. Jedoch sind die modernen Speakeasies nicht im Geringsten mit denen der Prohibitionszeit vergleichbar. Die Speakeasies in den 20er Jahren waren schmutzige Schlupflöcher in Kellergewölben, der dort angebotene angebotene Alkohol würde heute nur noch als Fensterputzmittel verwendet werden. Dort gab es keine Bar und die Männer saßen auf Paletten an provisorisch zusammengebauten Tischen.
Wie kamst du dazu, eine Speakeasy-Bar in Dublin zu eröffnen?
Ich habe in der Vergangenheit unzählige Speakeasy Bars weltweit besucht. Vor allem in New York. Ich war besessen von diesem Konzept. Jedoch fand ich bei allen Bars immer eine Sache, die mich störte. Meistens fehlten spezielle Dinge, die unabdinglich zu Speakeasies gehören. Keine der Bars hatte außerdem ein schlüssiges Konzept, das über eine geheime Tür und einem Underground-Charakter hinaus ging.
Und mit welchem Konzept hattest du dann das VCC eröffnet?
Meine persönliche Vision war ganz einfach: Ich wollte die beste Speakeasy-Bar im Lande eröffnen. Dazu gehörte, dass mein Personal genauso für den Laden brennt wie ich. Die Gäste müssen spüren, dass jeder einzelne Mitarbeiter hinter unserem Konzept steht. Unsere Crew ist darauf trainiert, immer hundert Prozent zu geben. Das sollten andere gastronomische Betriebe auch ansteuern – sowohl in der Sterne-Gastronomie, als auch in der Dive-Bar um die Ecke. Mein Wunsch ist es, dass unsere Gäste mit einem gewissen Wow-Gefühl die Bar verlassen. Das VCC ist heute eine einzigartige, nicht multiplizierbare Bar. Es kommt zudem darauf an, sich nicht auf seinem Erfolg auszuruhen, denn es geht immer besser. Immer.
Eure Cocktailkarte ist genauso einzigartig wie eure 20er Jahre Vintage- Einrichtung und euer Food- und Beverage-Angebot. Was hast du dir bei dieser Kartengestaltung gedacht?
Unsere Karte ist in die Hauptepochen der Cocktailgeschichte eingeteilt. Sie beginnt mit dem frühen 14. Jahrhundert, in welchem Cocktails traditionell aus Wasser, Zucker und Alkohol bestanden und endet mit unseren VCC Master Classes. Hinter jeder Karte sollte eine gute Story stehen, die Drinks reihen sich dann in diese Story ein. Dazu sollten es nicht all zu viele Getränke auf einer Seite geben und die Beschreibung der Cocktails sollte den Gast über das Wichtigste aufklären. Ansonsten wird der Service zu sehr aufgehalten.
Welchen Drink würdest du zur Zeit deinen Gästen empfehlen?
Den Dirty Wizard aus Chili-infusioniertem Wodka, hausgemachtem Lebkuchen- Johannisbeer-Likör, Eiweiß und frischem Zitronen- und Cranberrysaft.
Vielen Dank, Gareth!
Teil 1 der Dublin-Bartour:
Eine Bar-Tour durch Dublin, Teil 1: Sitting Room, Peruke & Periwig, 37 Dawson Street