Für unseren siebten Teil von „Wie geht’s“ kehren wir nach dem Besuch im Mr. Susan noch einmal zurück auf die Oranienburger Straße ins Fine-Dining-Restaurant „theNOname“.
Es ist wieder ziemlich viel los hier auf der Straße, Touristen (freilich noch nicht so viele wie früher) sind unterwegs, Pendler, Radfahrer. Als wir uns gerade zum Gespräch setzen, fädelt eine Radlerin in die Tramschienen ein und kracht zu Boden. Das geschieht leider immer wieder. Zum Glück geht es aber gut aus.
Wie geht’s, theNOname? Gut, sagt Betreiberin Janina Atmadi lächelnd. Ziemlich sogar, man habe die durch den Lockdown hervorgerufene Krise als Herausforderung, ja als Chance gesehen. „Für mich klar: Wir schließen nicht für Monate komplett. Das war keine Option: Wir wollten das Team beieinander und die Motivation halten. Also habe ich gesagt: Leute, wir machen weiter, überlegt euch was.“
Fine-Dining-Ravioli außer Haus
Das taten die Leute um den jungen Küchenchef Vicenzo Broszio denn auch – die Entscheidung fiel auf Ravioli. Natürlich hausgemachte und nicht mit Standard gefüllt, sondern in drei feinen Varianten: mit Shiitake, Lauch und Sonnenblumenmilch, Ravioli mit Kalbsbäckchen, Rosenseitling und Schwarzwurzelcrema und Ravioli mit Rochen, Spargel, Karotte und Krustentierbisque – Elementen von der Karte, die es bis zum Lockdown gab. Als Pickup und als Delivery in der Mittagszeit. Ausgeliefert hat man in kleinem Umkreis mit dem Fahrrad und auch mit der Tram.
„Das bedeutete schon ein Umdenken im Kopf für das Team“, so Atmadi, aber das habe gut geklappt. Und hat alle beieinander gehalten – nachdem die Mitarbeiter*innen teilweise in Kurzarbeit waren, sind jetzt alle wieder am Start. Es wurde sogar personell aufgestockt, weil aus den Ravioli außer Haus ein Drei-Gänge-Mittagslunch ein à-la-carte-Angebot und somit verlängerte Öffnung geworden ist. Aktuell baut man auch noch einen Webshop auf: Chutneys, Öle, Salze, aber auch Kunstpostkarten und eventuell Weinverkauf wird es bald geben.
Auf einmal Küchenchef
Gestartet ist das „theNOname“ vor knapp anderthalb Jahren mit dem als exzentrisch geltenden Koch David Kikillus – über die schnelle Trennung von ihm hier wurde anderweitig schon viel geschrieben, es passte einfach überhaupt nicht, doch wie war das eigentlich für Broszio, auf einmal die Verantwortung zu haben? Er sei überrascht gewesen, am Anfang hätte er sich schon etwas in die neue Chefrolle reinfinden müssen, aber jetzt sei es super, sagt der gerade mal 28-Jährige, als wir mit ihm in die Küche hinabsteigen. Das Team um ihn herum ist ebenso jung und gut gelaunt.
Eine richtig schöne Idee: Die Gäste erhalten zur Verabschiedung eine Karte, auf der die Namen aller Mitarbeiter*innen stehen, sowie der Künstler*innen, die an der Gestaltung des Restaurants mitgewirkt haben. Ebenso sind darauf die Genusshandwerker*innen verzeichnet, deren Produkte man nutzt. Zum Beispiel Olaf Schnelle: Kräuter und Blüten von dessen Gärtnerei Schnelles Grünzeug verwendet die Küche ebenso wie Öle aus der Kreuzberger Ölmühle an der Havel.
Dabei sollte es das „theNOname“ in dieser Form eigentlich gar nicht geben. Geplant hatten Janina Atmadi und ihr Partner Joachim Koehrich zwar schon ein Fine-Dining-Restaurant, aber nicht hier in den Heckmann-Höfen, die sie 2014 erworben haben, sondern im ehemaligen Frauengefängnis in Lichterfelde-West, den man 2017 kaufte. Wer „Babylon Berlin“ gesehen hat: Die Knastszenen spielen dort und „The Knast“ ist auch der Name des Restaurants, das man nebst Eventlocation und Boutiquehotel mit mit zehn Zellen/Zimmern dort baut. Die „The Knast“- Servietten liegen nun hier vor uns auf dem Tisch.
„Die Küche war dort zuerst fertig, also haben wir das Team eingestellt, damit es sich vorbereiten kann“, berichtet Atmadi. Bauauflagen, Denkmalschutz, Statik, Brandschutz – es zog sich hin im Ex-Knast. Und hin. Schließlich fiel die Entscheidung über Nacht: Die Fläche des Ex-„Café Orange“, das sich bis zum Ruhestand des Besitzers lange 27 Jahre in der Oranienburger Straße 32 befand, wird nicht vermietet, sondern selbst bespielt. Mit einem Fine-Dining-Popup namens „theNOname“, bis das Ex-Gefängnis fertig renoviert ist.
Aber es wird wohl anders kommen: „In Lichterfelde wird immer noch gebaut, in der Oranienburger Straße haben wir uns etabliert“, so Atmadi. Also hat man, wenn alles gut geht, bald zwei Restaurants. Wir drücken die Daumen!