Die liebe Claudia Scheffler kenne ich schon einige Jahre. Sie betreut mit ihrer Agentur Alle Vögel Fliegen Hoch verschiedene Getränkeunternehmen in ihrer Kommunikation. Wir haben schon ein paar schöne Themen zusammen umgesetzt und spannende Orte besucht. Zum Beispiel bei den Spreewood Distillers und in Edinburgh bei der SMWS mit ihren fassstarken Whiskys.
Natürlich wurde es Anfang dieses Jahres auch in ihrer Agentur, deren der einprägsame Name beim Brainstorming mit der Tochter entstand – etwas ruhiger. Und als die Mutter, als sie eines Abends jammernd auf dem Sofa saß, wohin das noch alles führen soll, gab die Tochter wieder den entscheidenen Impuls: „Mensch Mama, ist doch super. Jetzt haste Zeit für deinen Tee!“
Mit Kräutern aus dem kleinen Schrebergarten im Norden von Berlin stellt Claudia nämlich schon länger Mischungen für den Eigenbedarf her. Seit rund zwei Jahren spielte sie aber auch mit dem Gedanken, daraus ein kleines Tee-Business zu machen. Jetzt war die Zeit reif bzw. einfach da: Das Ergebnis ist die Kräutertee-Kollektion My Herbal Diary, die jetzt auf den Markt gekommen ist.
Für die Range hätten die Kräuter aus Claudias Schrebergarten natürlich nicht gereicht. „Ich habe mir einen Lieferanten gesucht, der genau die Qualität hat, die ich brauche“, erklärt sie. In ihrem Falle ist es das Kräuterkontor Berlin. „Die haben über 350 Kräuter in bester Bio-Qualität. Und darunter auch unbekannte Wildkräuter wie Drachenkopf, Ysop oder Frauenmantel. Und genau denen möchte ich ja eine Bühne mit meinen Tees geben.“ Wenig bekannt, aber nicht „exotisch“: Die Mischungen werden nur aus Kräutern hergestellt, die in Deutschland oder Europa wachsen.
„Ich habe mir dann ganz viele Kräuter vom Kräuterkontor nach Hause bestellt und daraus die Mischungen erstellt, die ich schon im Kopf hatte – also eine Mischung gegen den Kater, gegen schlechte Montagslaune, zur Konzentration, für die Verdauung und bisschen was fürs Herz und die Liebe“, erklärt Claudia, „für jede Stimmung ist ein Kraut gewachsen.“
Mit gleich fünf Sorten ist das Start-up an den Start gegangen: „Digestea“ hilft dem Bäuchlein mit Pfefferminze, Fenchel, Kümmel, Kamille und Thymian, „In the Mood for Love“ ist Liebe zum Trinken mit aphrodisierenden Kräutern wie Frauenmantel, Basilikum und Hibiskus sowie Rose und etwas echtem Süßholz, das „Hangover Treatment“ mit Drachenkopf, Brennnessel, Brombeerblätter, Berberitzenbeere und Pfefferminze sorgt für Wiederauferstehung nach einer langen Nacht und „Moody Monday“ belebt mit Lindenblüte, Königskerzenblüte, Johanniskraut und Pfefferminze. Und „Let It Flow“ sorgt mit
Brombeer- und Ringelblumenblättern, Kamille, Ysop und Zitronenverbene für den richtigen, klar, Flow, beim Arbeiten, Sporteln, Entspannen oder Fokussieren.
Weil Reemt Ahlbeck, der Geschäftsführer des Kräuterkontors, ihr auch gleich anbot, die Tees vor Ort in seinem eigenen Produktionsraum anzumischen, ist der Lieferant nun zugleich Produzent – und sogar Abfüller. Claudia holt die gefüllten Gläser wieder ab und etikettiert sie. In den lichtgeschützten braunen Apothekergläsern bleiben die Tees mindestens ein Jahr frisch und aromatisch. Danach können die hübschen Gläser für andere Befüllungen weiterverwendet werden – oder mit Tees aus den MHD-Nachfüllpacks bestückt, die in Kürze verfügbar sind.
Weil das Kräuterkontor bereits ein bio-zertifiziertes Unternehmen und wie gesagt Lieferant, Produzent und Abfüller für MHD in einem ist, ging es auch mit der Bio-Zertifizierung recht zügig. Claudias Tipp für alle Food-Startups, die auch das fünfeckige BIO-Logo auf dem Etikett und der Website platzieren wollen: Unbedingt vorher nochmal alles der Öko-Kontrollstelle schicken.
„Es gibt strenge Vorgaben, welche Angaben erlaubt sind und auch drauf müssen“, erklärt die Gründerin. „Ich hatte Glück, das ich noch kurz vor dem Druck der Etiketten den Check machen ließ. Danach gab es noch eine Runde mit dem Grafiker und dann durfte gedruckt werden.“ Wer die Öko-Kontrollstelle erst informiert, wenn das Produkt schon fertig für den Verkaufsstart ist, läuft die Gefahr, die gesamte Etikettierung noch mal ändern zu müssen – dit kann teuer werden.
Übrigens. Auch wenn die Sorten nicht primär dafür gedacht sind: Auch als Infusionen für Spirituosen funktionieren sie – z.B. „In The Mood For Love“ mit Hibiskus – ziemlich gut. Zum Beispiel mit einem Gin oder einer alkoholfreien Variante.