Die Entwicklung in den letzten Jahren, nicht nur in der Gastgeberbranche, war rasend schnell. Ich habe ab und an das Gefühl, zwischenzeitlich einfach mal verschnaufen zu wollen, weil man in regelmäßigen, immer kürzer werdenden Zeitabschnitten, mit neuen Innovationen und Ideen konfrontiert wird.
Wenn ich mich dann besinne und einmal kurz schüttle, wird mir jedoch klar: Das Tempo wird realistisch gesehen, eher noch zunehmen. Agilität und Flexibilität gehören zu den Eigenschaften, die heute und künftig einfach unverzichtbar sind.
Ich glaube die nächsten 100 Jahre werden sich anfühlen wie 20.000 Jahre Fortschritt und Entwicklung. Einfach, weil die Generationen von Wissenschaftlern und Erfindern auf das ganze Wissen der vergangenen Generationen zurückgreifen und darauf aufbauen können. Die Digitalisierung ist erst der Anfang. Digitalisierung ist der Grundstein für alles, was demnächst auf uns zukommt. Quasi das Fundament für Künstliche Intelligenz und Robotics.
Erst haben wir aus analogen Inhalten und Prozessen digitale gemacht – und die Daten gespeichert, die daraus entstehen. Wir gehen heute sogar schon einen Schritt weiter und setzen diese Daten in Relation zueinander. Und das ist erst der Beginn.
Lass uns in diesem Artikel doch einmal ein wenig in die Glaskugel schauen, was in Zukunft auf diesem Fundament aufbauen könnte.
Lieferando ade …
Ich habe vor kurzem von einem Patent aus den USA gelesen, das heißt, „Roboter zum Zubereiten und Liefern von Lebensmitteln“. Wie können wir uns so etwas in der Umsetzung vorstellen?
Im Lieferbezirk stehen eine gewisse Anzahl an Koch-Auto-Roboter auf Abruf bereit. Du bestellst auf der Plattform xy dein Lieblingsessen, bezahlst, gibst im besten Fall auch noch ein Trinkgeld und dann siehst du auf deinem Smartphone, wann das Essen bei dir eintrifft. Bisher, aus deiner Sicht, nichts Neues. Im Fahrzeug selbst geht deine Bestellung ein. Die vollständig autarke Einheit errechnet die Fahrzeit und die Zubereitungszeit bis zu deiner Haustür und fährt dann los bzw. kocht los, sobald zwischen beiden Berechnungen ein Match entstanden ist. Kein Mensch bedient diesen Kochroboter oder dieses Fahrzeug. Verrückt, oder? Aber bis vor wenigen Jahren waren ja auch noch ganz normale Kochroboter für sich schon verrückt.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass es dann nicht mehr lange dauern wird, bis die Food-Truck-Szene mit vollautonomen Food Trucks konfrontiert wird.
Digitale Rezepte ohne Laptop erstellen
Das nächste, was meiner Ansicht nach in nur wenigen Jahren ein absoluter Gamechanger sein wird, ist das Thema Sprachassistenten. Und damit meine ich nicht ausschließlich Unterstützung unserer Gäste bei der Telefonreservierung, sondern nochmal einen Schritt weiter.
Unterstützung direkt für uns. Zum Beispiel bei der Erstellung von Rezepten. Stell dir vor: Du bist als Koch gerade dabei und machst dein Mise en Place für den Abend. Eigentlich müsstest du im Anschluss noch an den Laptop, um die Rezepte für die Tageskarte einzugeben. Und das musst du eben nicht. Dein Mise en Place machst du mit einem Headset auf dem Kopf. Über das Headset erklingt ein Sprachassistent, der mit dir die Rezepturen und Produkte für die Tageskarte der kommenden Woche durchspricht. Ich bin selbst gelernter Koch und ich weiß, dass wir dazu in der Lage sind, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun 😉 Im Anschluss genügt ein kurzer prüfender Blick auf die Rezeptur im System – und fertig sind die Rezepturen und natürlich die Kalkulation.
Das gleiche lässt sich natürlich auch auf den Bereich HACCP übertragen. Egal ob wir etwas gereinigt oder irgendwo Temperaturen erfasst haben: Einmal kurz ins Mikrofon gesprochen und wir sind fertig mit dokumentieren und können uns das lästige Listenausfüllen sparen.
Ein israelisches Startup kooperiert aktuell mit einem amerikanischen Caterer und bietet pflanzenbasiertes Essen aus dem 3D-Drucker an. Das für sich genommen klingt nicht spektakulär, allerdings war das auch noch nicht alles. Dieses israelische Startup hat eine 3D-Drucktechnologie entwickelt, die druckt und kocht.
Das heißt ich bestelle meinen pflanzenbasierten Burger und bestimme die Größe des Burgers, den Proteingehalt, die Zubereitungsart und los geht’s. Der Drucker druckt und bereitet mir im Anschluss meinen individuellen Burger zu.
Bezahlprozess als Auslaufmodel
Noch ein paar Jahre weiter in die Zukunft geblickt: Sobald man das Thema Datenschutz zu diesem Thema hierzulande ordentlich abbilden kann, sehe ich den Bezahlprozess grundsätzlich als Auslaufmodell. Derzeit ist es ja schon in einigen Restaurants und Cafés möglich, in Eigenregie zu bezahlen und das Etablissement einfach zu verlassen. Hier wird die Zeit, die ich als Servicekraft für diesen Prozess benötige, zum Gast verlagert. In ein paar Jahren wird es ganz sicher so kommen, dass niemand sich mehr mit diesem Prozess befassen muss. Ich regle den Check-out schon vor dem Restaurantbesuch. Ich hinterlege sämtliche Daten, Kreditkarte, Höhe des Trinkgelds & Co. Sobald ich das Restaurant betrete, werde ich via Face-ID, wie an unserem Smartphone heute schon, erkannt und setze mich dann an einen Tisch. Dort, wo es ins Konzept passt, können sämtliche Bestellungen ebenfalls via Cam auf dem Tisch erfasst werden. Im Anschluss verabschiede ich mich und verlasse das Restaurant. Ich bekomme noch eine kurze Push-Benachrichtigung auf meinem Smartphone zur Abbuchung bzw. Rechnung und das wars.
Wir haben immer die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen. Stellen wir uns dem was da auf uns zukommt oder schließen wir unseren Laden ab und machen etwas anderes. Diese Entscheidung obliegt jedem selbst und das respektiere ich auch. Sollten wir uns allerdings für unser Geschäft und für unsere Mitarbeiter entscheiden, dann ist es unsere Pflicht, dass wir uns mit diesen Dingen die auf uns zukommen beschäftigen. Unsere Pflicht ist es wirtschaftlich zu arbeiten, denn wir sind der Klebstoff der Gesellschaft, wir sind systemrelevant und wir haben eine Verantwortung für unsere Mitarbeiter*innen und deren Familien.
Ich glaube, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass unser Job und unser Aufgabenfeld nicht unbedingt einfacher, aber anders wird. Auf der einen Seite bedienen wir digitale Werkzeuge, um unseren Betrieb und die Prozesse zu steuern. Auf der anderen Seite müssen wir lernen, noch mehr Mensch zu sein, um unsere Mitarbeiter*innen wertschätzend, nahbar und mit Empathie zu begegnen.
Klingt ziemlich gegensätzlich? Dann ist das so. Aber dies werden die Kernelemente unseres Tuns werden. Die Welt, die wir kennen, die war auch irgendwann einmal neu. Vor diesen ganzen Dingen, die neu sind, haben wir ganz anders gearbeitet. Das, was wir heute gewohnt sind, war auch irgendwann einmal eine Umstellung für uns. Was soll ich sagen, auch das haben wir in der Vergangenheit immer gemeistert und wir werden auch diesmal meisterlich sein! So wie wir Gastgeber und Gastgeberinnen halt sind.
Aktiv sein, um nicht abgehängt zu werden
Wir sollten uns aber nicht darauf verlassen, dass dies von alleine passiert. Wir können etwas tun, damit wir bei diesem Thema nicht abgehängt werden. Du musst dir das vorstellen, als wenn du eine Fremdsprache lernst. Das passiert nicht von heute auf morgen und man muss ständig, zumindest ein bisschen dafür tun.
Und genauso verhält es sich beim Thema Digitalisierung, KI & Robotics. Das ist nicht irgendeine Dienstleistung die wir einkaufen und dann ist das Thema erledigt. Es geht auch nicht darum Digital-Experte zu werden, sondern lediglich darum Inhalte zu konsumieren, sich damit zu beschäftigen. Melde dich bei Newslettern an, höre Podcasts, nimm an Workshops und Seminaren teil oder besuche Vorträge zu diesen Themen. Dann gehörst du zu den Gewinnern, die den KI-, Digital- und Robotics-Sprachkurs als erste absolviert haben und up to date und im Thema sind!
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mit mir auf die Reise in unsere digitale Zukunft zu gehen. Wenn dir der kleine Ausblick gefallen hat und du Lust hast auf mehr Inhalte wie diesen Dreiteiler, dann lade ich dich herzlich ein in den Küchenherde-Podcast hineinzuhören. Dort gibt es regelmäßig neue Folgen zu den Themen, die uns in der Gas(t)geberbranche beschäftigen.