Probiert: 11 Burger in Berlin

von Jan-Peter Wulf

shiso burger - food-nomyblog Probiert: 11 Burger in Berlin

Eine Burgerliste für Berlin ist so endlos fortführbar wie die Diskussion, welches der beste Burger Berlins ist. Hier meine Auswahl persönlich getesteter Burgerläden.   

1. Ein Hoch auf den gelben Wagen: Bunsmobile
Entscheidend für mich sind beim Burger nicht allein die Pattys, sondern die Buns gehen zu gefühlt 30% in die Bewertung ein. Was nützt der artisanalste Hack, wenn er zwischen zwei Sesambrötchenhälften aus der Plastiktüte geklemmt wird? Bunsmobile, der Berliner Foodtruck, der u.a. fester Teil des Bite Club-Ensembles ist, serviert seine Burger in briocheartigen Brötchen: leicht süß, weich-hefig, aber ohne die berüchtigte Brüchigkeit des klassischen Brioche. Das geschmackliche Zusammenspiel mit dem Fleisch ist perfekt. Der Burger, der hoch auf dem gelben Wagen gebraten wird, ist mein persönlicher Favorit. 

2. Der Jenga-Burger: Berlin Burger International
Fußgänger auf dem Bürgersteig in der Pannierstraße haben es nicht immer leicht: Vor dem BBI ist oft so viel Andrang, dass sie sich den Weg durch die Wartenden bahnen müssen – und diejenigen, die ihre hochgetapelte Burgerkreation nach draußen balancieren müssen, haben Obacht zu geben, nicht mit anderen zusammenzustoßen, dann nämlich ist das Bulettenjenga jäh zu Ende. Viele Sitzplätze gibt es auch nicht, drinnen eigentlich gar keine, so mancher nimmt auf dem Bordstein Platz. Das nennt man dann Gastronomie? Es muss einen Grund haben, dass sich so viele Leute diesen Stress drumherum antun. Es muss nicht nur, es hat einen: die Burgerkreationen, ich habe fast alle durchprobiert, sind phänomenal. Mein Tipp: der BBQ-Burger. 

3. Taiwans gedämpfte Antwort: Bao Kitchen
Taiwans Antwort auf den US-Burger hat seinen Auftrifft u.a. jeden Donnerstag in der Markthalle IX und soll, man munkelt, bald auch in einem festen eigenen Shop zu kriegen sein. Das wäre super: Der „Gua Bao“ ist kein Burger im eigentlichen Sinne, aber das herzhafte Vergnügen aus geschmortem Bauchfleisch und Gemüse in gedämpften Teigtaschen muss einfach in diese Liste. Frisch geschlachtet, nicht tiefgefroren, am Vortag lange geschmort. Die Teigtaschen werden vor Ort gedünstet. Bonuspunkt fürs weiche Mundgefühl. Die Schlangen am Stand sind oft lang, aber wer früh auf dem Markt erscheint, kommt schneller in den Genuss. Und bekommt vielleicht zweimal Hunger.  

4. Fleischlust in der Wirtshaus-Dekonstruktion: The Bird
Der Vogel hat vor einigen Wochen einen zweiten Laden auf dem Kottbusser Damm in Neukölln eröffnet. Das ist gut, denn die Stammlocation am Falkplatz (seitlich vom Mauerpark) ist immer mehr als üppig gefüllt. Einen Großteil der Zeit verbringt der Service damit, unangekündigte Gäste zu vertrösten. Was zieht die Scharen in diese Läden, die beide aus meiner Sicht nicht besonders schön eingerichtet, holzig-rustikal sind? Der Burger. Schmale, dicke Pattys mit einem wie ich finde unverwechselbaren Geschmack (mein Tipp an den Laden: ein Patty-only-Gericht einführen, eine Art Berliner Bulette im US-Style), leckere hausgemachte Pommes und gutes Bier gibt es auch. Kann man als Burger-Locationtipp immer nennen, so wie man bei einer Whiskyverkostung immer Vanillenoten nennen kann. Und ich glaube im Nachhinein, dass die Läden so scheußlich eingerichtet sind, weil man eine Art Dekonstruktion des Wirtshauses damit durchzieht: Schaut her, Expats, so isst man in Deutschland. Das wäre dann schon wieder konsequent. 

5. Very British, actually: East London
Für mich nach wie vor eines der spannendsten Gastronomiekonzepte der letzten Jahre in Berlin. Es gibt keinen vergleichbaren Laden in Deutschland, der so leidenschaftlich die britische Küche inszeniert wie das East London – ganz nach dem Motto „ist der Ruf erst ruiniert…“. Der Ruf ist natürlich Quatsch, oder isst man hierzulande nur Currywurst mit Kartoffelsalat? Jeder, der moderne britische Küche probiert hat, weiß das. Ich empfehle, mal in London in einem guten Laden frühstücken zu gehen und dann später irgendwo in Berlin ein englisches Frühstück zu bestellen. Es kommt darauf an, wie man es macht. Aber zurück zum East London: Allein die Scones mit clottered cream sind einen Besuch wert, zum „Sunday Roast“ versammeln sich viele Briten, die Heimweghunger haben.  
Und was das jetzt alles mit Burgern zu tun hat? Burger sind heute generell so amerikanisch wie Wodka noch genuin russisch ist, nämlich gar nicht mehr. Hier gibt es eine feine UK-Variante mit Cheddar, die sich vor anderen Better Burgern der Stadt wahrlich nicht verstecken muss. Zudem in einer recht flachen, breiten Variante, was ich als bei der Geburt von Mr. Clumsy getrennter Zwillingsbruder nicht schlecht finde. Quite good. Und wo sonst kann man ihn mit einem Schluck Pear Cider herunterspülen? 

6. Jetzt auch Restaurant: Hamburger Heaven
Auch der beliebte Hamburgerstand von der Kreuzberger Gräfestraße hat jetzt einen zweiten Standort. Ein richtiges Restaurant, in dem man sehr gut sitzen kann, es läuft ganz gute Musik, Vorspeisen und Nachtisch, Kaffee und Kuchen, für Raucher gibt es einen Extrabereich. Ich finde, dass zum perfekten Burgergenuss ein guter Sitzplatz dazugehört, Service, ein sauberer Tisch, wenn ich mich setze. Die an mich herangetragene Frage, ob ich noch was trinken möchte. Versucht mal, mit einem halb gegessenen Burger ein zweites Getränk am Stand zu bestellen. Im Stehen esse ich nicht gerne, zumal bei diesem doch komplexen, flüchtigen Food-Gebilde, das bekanntlich schnell mal auseinanderläuft. Darum favorisiere ich den neuen Laden in Neukölln, in dem es neben den leckeren handgeschnittenen Pommes auch ein ordentliches Drink-Angebot gibt. Ein modernes, unaufgeregtes, aber nicht langweiliges All-in-One-Konzept mit Kaffee tagsüber und abends Cocktails wurde hier rund um die Kernkompetenz Burger gebaut. 

7. Smarte asiatische Fisch-Variante: Shiso Burger
Wer erinnert sich noch an den Fischmäc? Nun, mit dem hat der „Shiso Burger“ rein gar nichts zu tun. Die Spezialität der gleichnamigen Location in Mitte: ein Burger mit mariniertem Thunfisch, Teriyaki-Sauce und Chili-Mayonnaise, roten Zwiebeln und einem Shiso-Blatt… superlecker, Mann. Das Publikum ist jung und Burger, hausgemachte Pommes und Whatsapp gleichzeitig zu handeln ist an den Nebentischen kein Problem, der Service ist nett, alles wirkt irgendwie sehr frisch, locker, jugendlich, was in Mitte aus meiner Sicht mittlerweile Seltenheitswert hat. Gigantisch groß sind die Burger wahrlich nicht, für einen zweiten hat der geneigte Burgeresser locker Platz. Deswegen wurden auch gleich zwei geordert, siehe Bild oben. 

8. Berlinerisch mit heißen Fritten: Ø
Das Ø am Mehringdamm ist ein schönes Restaurant mit guter Berliner Küche (ich habe es hier vorgestellt). Es gibt auch einen Burger, der heißt hier Børger und besteht aus Fleisch vom Brandenburger Rind, die Buns sind fluffig-lecker und dazu gibt es Avocado, Salsa-BBQ, Coleslaw und Pommes aus hausgemachten Kartoffeln. Die kommen in einer angewärmten Metallschaufel, was putzig aussieht und sie länger lecker hält. Ein Pluspunkt, denn sie werden sonst immer kalt und schmecken zum Schluss, egal wie handgemacht, immer nicht. Beim zweiten Bestellen dieses Burgers gab es die Schaufel allerdings nicht, leider. Sollte man ggfs. vorher drum bitten. 

9. Koreanisch im tiefsten Neukölln: Ban Ban Kitchen
Ich liebe koreanisches Essen. Dennoch war ich vor dem Probieren leicht skeptisch – ein Burger mit Kimchi und Feuerfleisch? Koreanisch essen bedeutet für mich, sich häppchenweise gemeinsam aus der Mitte, wie bei Tapas, das zu nehmen, worauf man Lust hat, ein Burger ist das Gegenteil davon, weil er alles unter einem Brotdach zusammenbringt. Aber: der Burger des niedlichen Büdchens auf der Hermannstraße schmeckt gut, Kimchi und frischer Kohl, fein gewürztes Fleisch (Fortgeschrittene in Sachen Korea-Food sollten ihren „Bulgogi Beef Burger“ vorab vielleicht etwas schärfer ordern), Brötchen mit richtig viel Sesam drauf, das in der koreanischen Küche ja eine große Rolle spielt. Dazu entweder ein Ginger Beer, um es noch schärfer zu machen (das gibt´s hier in Dosen von „Grace“, eins der schärfsten am Markt) oder, um die Schärfe rauszunehmen, das koreanische Bier „Hite“ (das sehr mild und sehr leicht ist). 

10. Brennt zweimal: Burger der Beißbeere
Wo wir schon bei Schärfe sind: Der Quoten-Schwiegersohn Stefan Mross ist nach seiner Chili-Mutprobe ja kürzlich sprichwörtlich von der Bildfläche verschwunden. Einer dieser schon jetzt legendären TV-Momente. Scoville ist die Maßeinheit, nach der der Schärfegrade der Chilis bemessen wird, und der alte Angeber-Trompeter musste ja gleich zur höchsten Stufe greifen. Selbst schuld. Dass die Chili eigentlich eine Beere ist (mit der man ja andere Geschmacksrichtungen als scharf assoziiert, was gar keine Geschmacksrichtung ist, jaja ich weiß), darauf weist der neue Burgerladen Beißbeere hin. Hier gibt es alles rund um die scharfen Schoten: Pasten, Chips, Dips, Süßigkeiten, Cola und Bier mit Chili und vor allem Hamburger in verschiedenen Schärfegraden. Nach Verputzen des Habaneroburgers denke ich: Geht doch eigentlich, aber das ist ein Trugschluss. Man beißt im Burger einfach nicht auf jedes Chilistück, das dann im Bauch landet. Und die Schärfe hält an. Lange. Sehr lange… das Burgerfleisch ist ganz lecker, die Brötchen hingegen sind brüchig. Da ist mehr drin, zum Beispiel eine Art Premium-Milchbrötchen, Milch und Brot hebeln die Schärfe doch gut aus? Eine scharfe Erfahrung war es aber allemal wert. 

11. Der Silberpfeil am Grenzübergang: Burger de ville
Der silbern funkelnde Airstream des Ablegers von Burger de ville aus Hamburg ist umgezogen – weg vom Bikinihaus, hin zum Checkpoint Charlie. Wer die Ecke sonst meidet: Es gibt jetzt einen Grund, zum Checkpoint Charlie zu fahren und dort etwas zu essen, was man zuvor imbisstechnisch definitiv nicht konnte. This is a tasty burger. Pommes? Weglassen. Besser zwei Burger. Hat ein Bekannter mal auf Facebook dazu kommentiert, er hat recht. 

Wo esst Ihr Euren Burger am liebsten? Wo nicht? Warum? Welcher Laden fehlt?  

 

 

 

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5 Kommentare

V. 29. August 2014 - 23:41

Viele fehlen!
Mein persönlicher Favorit sind die Burger von Shiso Burger. ZsaZsa Burger kann man auch getrost empfehlen. Außerdem sehr gut: Lily Burger! Fräulein Burger ist ebenfalls nicht zu verachten (ganz in der Nähe von Shiso Burger) und der Burger bei Volta im Wedding blieb mir auch positiv in Erinnerung. Außerdem gern gegessen: Burgermeister, sowie Rembrandt Burger.

Antwort
Fritz 28. August 2014 - 18:06

Achja… schade, dass du keine Bilder von jedem Burger gepostet hast.

Antwort
Fritz 28. August 2014 - 18:05

Auch nich zu verachten: Heat & Beat in der Sonnenallee. Macht jetzt auch sein Debut bei Burgers & Hip Hop.

Antwort
creezy 28. August 2014 - 16:48

Das ZsaZsa in der Motzstraße in Schöneberg. Bester Cole Slaw in Berlin. Die Burger sind wundervoll, der Service – typisch Motzstraße – auch.

http://www.zsazsaburger.de

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