Zum heutigen „Tag des Bieres“ stelle ich mit den Barley´s Angels eine neue Initiative vor, die eine von der Bier-Industrie bislang wenig beachtete Zielgruppe bekannter machen will: Frauen. Dass es die Barley´s Angels gibt, erfuhr ich beim Besuch der Braukunst Live! in München, wo sie einen eigenen Stand hatten, an dem (nicht nur) Frauen Biere blind verkosten konnten, mit der Bitte um ungeschöntes Feedback für die Produzenten.
Ich schrieb im Nachgang über den Event, dass es für die Branche einen „tipping point“ bedeuten könne in dem Sinne, dass seitens Konsumenten, Industrie und Gastronomie nun die Zeit gekommen sei, Bier wieder als ein spannendes, nuancenreiches Produkt zu entdecken und zu verkaufen. Der „tipping point“, den die Barley´s Angels erwirken wollen, geht in diese Richtung. Aber er ist ungleich größer. Kurz gesagt geht es ihnen darum, der Industrie eine völlig unterschätzte Zielgruppe für ihr Produkt zugänglich zu machen. Frauen. Ungefähr, grob geschätzt, 50% der Bevölkerung. Was für ein Potential! „Wenn die Brauindustrie darauf hören würde, was Frauen wirklich mögen, könnte sie vielleicht 50% mehr Umsatz machen“, sagt Esther Isaak de Schmidt-Bohländer. Sie hat im Dezember 2012 die deutschen Barley´s Angels mitgegründet und betreibt in Hamburg das Spezialitätengeschäft Bierland.
Biermixes mit süßen künstlichen Fruchtaromen, pinke Etiketten, Eve… diese Dinge führen vom Bier weg. Doch bierige Produkte zu machen, die nicht nach Bier schmecken, ist aus Sicht der Barley´s Angels der falsche Weg – Biere mit fruchtigen Noten, die z.B. durch Verwendung von Aromahopfen entstehen, schon eher. Mehr noch: Die Nachfrage von Frauen nach „bierigen“ Kursen sei sehr hoch, hat sie festgestellt: „Frauen wollen gerne selbst Bier brauen lernen, auch Kochkurse mit Bier finden sie spannend.“ Frauen seien oft talentierter im Erschmecken von Aromen als Männer und auch in deren Beschreibung, erklärt mit eine Barleys-Angel´s-Mitstreiterin am Stand auf der Braukunst Live!. Dass der „weibliche Geschmack“ auch produzentenseitig mehr Einfluss gewinnt, ist ein weiteres Ziel der Gerstenengel: In den USA, wo sich die Initiative 2011 in Oregon formierte, habe man schon erste Veränderungen erreichen können, um auch die Arbeitswelt der Bierbranche für Frauen attraktiver zu machen (die Initiative Drink Careers 101 verfolgt teils ähnliche Ziele).
Schaut man sich das gegenwärtige Werbebild für Bier an, dann ist es noch ein weiter Weg. Bier aus seinem durch und durch männlichen Image rauszuholen, das gemeinsam beim Sportgucken, nach getaner Meisterleistung, wenn echte Freunde zusammenstehen, genossen wird. Ein neues Bild zu schaffen, das ist ambitioniert. Aber nicht illusorisch.
Mehr Informationen zu den Barley´s Angels hier.