Das Thema Craft Beer nimmt immer mehr Fahrt auf, und immer mehr Veranstaltungsformate geben handwerklich produzierten Bieren eine Bühne – etwa die Craft Beer Days in Hamburg, Berlin und Norderstedt und die Braukunst Live! in München. Im September gibt es in der Hauptstadt die Premiere des Braufest Berlin. Was Bierfans dort erwarten dürfen, verrät uns Attila Kiss, der das Event veranstaltet.
Herr Kiss, wie ist die Idee zum Braufest Berlin entstanden?
Ich selbst bin Craft Beer-Fan und interessiere mich schon lange für handwerklich hergestellte Biere. Außerdem komme ich aus Budapest und habe dort das Fözdefeszt (Brauereifest) erlebt, das ein Freund mitorganisiert. In Berlin betreibe ich das Kaffeehaus Szimpla am Boxhagener Platz und das Badehaus Szimpla auf dem RAW-Gelände. Dort bieten wir schon länger auch diese besonderen Biere an. So entstand die Idee, in Berlin auch ein Braufest zu veranstalten.
Immer Veranstaltungen rund um handwerkliches Bier entstehen. Was ist Euer Konzept?
Endlich passiert was, das war auch überfällig. Nun bieten sich Gelegenheiten, diese wunderbaren Biere und auch die Philosophie dahinter kennenzulernen und wertzuschätzen. Wir sehen uns als Teil der Bewegung, die Wert auf das Gesamtgefüge legt und nicht den schnellen Euro verdienen will. Dazu gehört eben nicht nur das Produkt Bier, das hergestellt und von uns getrunken wird, sondern auch Produktionsbedingungen und der Rahmen, indem es entsteht, die Braumeister, die Kreativität und Experimentierfreudigkeit. Wir haben die teilnehmenden Brauereien auch bewusst auf 20 beschränkt, um ihnen genügend Raum für Aufmerksamkeit, Interesse und Kommunikation mit dem Publikum zu geben. Wir orientieren uns aber nicht nur am Trend Craft Beer, sondern verstehen uns als ein Braufest des wirklich guten Bieres. Darum haben wir auch einige Traditionsbrauereien aus Bayern eingeladen.
Das klingt gut. Das RAW-Gelände und die Revaler Straße sind aber eher für Bierkonsum in hohen Quantitäten bekannt. Warum macht Ihr das Event dort?
Das hat vor allem organisatorische und logistische Gründe. Das Badehaus Szimpla ist als „Headquarter“ eingebunden, das Braufest findet im Bereich davor statt. Aber davon abgesehen ist auf dem RAW-Gelände auch viel junges Publikum unterwegs, das offen und neugierig ist. Diese Leute für Craft Beer zu interessieren, ist doch ein tolle Herausforderung. Ich bin mir sicher, dass wir bei nicht wenigen die Initialzündung starten. Und klar: Ein Craft Beer ist sicher nicht für 75 Cent zu haben, sondern kostet schon deutlich mehr. Aber wer wirklich probieren und entdecken will, ist auch bereit etwas mehr zu zahlen. Ich denke, dass sich auch so ausufernder Konsum beim Braufest Berlin vermeiden lässt.
Ihr macht abends ja auch musikalische Events, das ist dann aber schon RAW-Style, oder?
Wir selbst suchen und schaffen die Verbindung zwischen dem Braufest und Clubprogramm, das eher jüngere Menschen Mitte 20 anspricht. Die Leidenschaft und das Interesse für Craft Beer ist ja nicht der Generation 50 plus vorbehalten, sondern auch die jungen Leute, die unterwegs sind und entdecken wollen, interessieren sich zunehmend dafür. Wenn dann am Freitag und Samstag gegen 23 Uhr die Schankstände schließen, feiern wir im Badehaus die Braufest Berlin Aftershow mit Live-Act und DJs.
Auf welche Specials dürfen sich Eure Gäste noch freuen?
Es wird zum Beispiel einen runden Tisch geben, mit Berliner Craft Beer-Braumeistern und Experten u.a. von der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin. Thema wird die aktuelle Situation und die Zukunft der in der Hauptstadt ansässigen Mikro-Brauereien sein. Einige Brauereien brauen exklusiv für das Braufest Berlin neue Biere: Heidenpeters aus Berlin-Kreuzberg ein „Chili Apricot Ale“ und die Friedrichshainer Hausbrauerei und Kneipe Hops & Barley ein „Newzealand Ale“. Außerdem präsentiert Craftwerk Brewing erstmals das „Single Hop Pale Ale Tangerine Dream“ und das „Holy Cowl Belgian Style Tripel“.
Stichwort Craftwerk: Dahinter steht mit Bitburger ein großer Brauer. Immer mehr Branchengrößen entdecken den Trend.
Es war vorauszusehen, dass auch die großen Brauereien diesen Trend irgendwann wahrnehmen und für sich nutzen wollen. Ob das dann noch ehrliches handwerkliches Bier ist, sei mal dahin gestellt. Das muss jeder für sich entscheiden. Wir haben uns lange damit auseinandergesetzt, ob Craftwerk Brewing teilnehmen soll und sind dann auch noch Gesprächen mit dem Hersteller zu dem Schluss gekommen, dass sie dabei sein können. Angekündigt wurden neue Biere, die beim Braufest Berlin Premiere haben sollen, was uns natürlich neugierig gemacht hat. Aber die Teilnahme großer Brauereien mit ihren neuen Craft Beer-Sparten wird die Ausnahme bleiben. Letztlich geht es darum, gutes Bier herzustellen. Das eine schließt das andere meistens aus. Daher bin ich bei den Großbrauereien skeptisch, was das gute Bier betrifft. Das ist auch der Grund, warum wir Marken wie Braufactum der Radeberger Gruppe nicht dabei haben.
Was ist Euer Tipp für Braufest-Besucher, die sich noch nie mit Craft Beer beschäftigt haben, aber probieren wollen?
Er sollte einfach mit einer kleinen Entdeckungstour an den Berliner Schankständen beginnen, ein paar Biere probieren und ruhig mit den Braumeistern ins Gespräch kommen. Denn wie das Bier gebraut wurde, was zum Beispiel ein IPA ist und wie es sich geschmacklich grundsätzlich von anderen Bieren unterscheidet, erklären sie gerne. Sie warten nur darauf, mit dem Publikum zu reden und ihnen mehr über Craft Beer, Produktionsweise, verwendete Rohstoffe und mehr zu erzählen.
Herr Kiss, vielen Dank!
Braufest Berlin
12. bis 14. September, RAW-Gelände Berlin
Revaler Straße 99, 10245 Berlin
Öffnungszeiten Donnerstat 12. September 13-22 Uhr, Freitag 13. September 13-23 Uhr, Samstag 14. September 13-22 Uhr
Eintritt frei, Aftershow (Freitag und Samstag) 5 EUR.
www.braufest-berlin.de
Facebook-Seite