Brew Berlin: Neue Plattform für Bier in Bars auf dem Bar Convent Berlin

von Jan-Peter Wulf

Brew Berlin - getraenke, gastronomie, nomyblog Brew Berlin: Neue Plattform für Bier in Bars auf dem Bar Convent Berlin

Nachdem sich in den letzten beiden Jahren erste Brauereien auf dem Bar Convent in Berlin präsentierten, wird dem Bier auf dem BCB 2013 mit Brew Berlin eine eigene Plattform gegeben und ein Blog ins Leben gerufen. Wir haben zu diesem Thema mit Peter Eichhorn gesprochen, der auf dem BCB zwei Taste-Foren bzw. „Beer-Talks“ leiten wird. Für das Fachmagazin Mixology schreibt er u.a. über Bier-Themen und ist Autor des Buches Von Ale bis Zwickel: Das ABC des Bieresir?t=nomyblog 21&l=as2&o=3&a=3941784137 - getraenke, gastronomie, nomyblog Brew Berlin: Neue Plattform für Bier in Bars auf dem Bar Convent Berlin.

Peter, wieso erhält das Thema handwerkliches Bier – Bier als Produkt überhaupt – eigentlich auf einmal so viel Aufmerksamkeit in Deutschland, auch außerhalb der „Kernszene“ der Bierfans? Warum erst jetzt?
Die Craft-Beer-Welle schwappt in der Tat ziemlich spät nach Deutschland. Es mag daran liegen, dass hierzulande der Leidensdruck nicht so hoch war, wie in anderen Regionen der Welt. Das Industriebier in Deutschland ist, verglichen mit anderen Industriebieren (beispielsweise in USA), sehr ordentlich. In USA war der Handlungsbedarf für aromatische und interessante Biere hoch. An Deutschland ging die internationale Entwicklung ein wenig vorbei, was sicher auch am hiesigen Reinheitsgebots-Selbstbewusstsein liegt. „Uns macht beim Bier keiner was vor!“ denken sich die Brauer und merkten lange nicht, das Länder wie Dänemark, Italien und USA und überholen. Erste große Veranstaltungen bringen seit zwei Jahren die Spezialbier näher an den Konsumenten. Erste Erfolge motivieren junge Brauer, eigene Craft-Bier-Projekte zu starten und auch die Industrie merkt, dass neue Zielgruppen an wertigen Bieren interessiert sind. Braufactum, Duckstein und ganz aktuell auch Bitburger mit ihrer neuen „Craft Werk“-Linie steigen in das Segment ein. Die Craft-Biere sind natürlich auch etwas teurer und somit ist der unternehmerische Reiz hoch. Zumal die letzten Jahre von üblen Preiskriegen und Preisverfall geprägt waren, was viele kleine Brauereien vernichtet hat und die Biervielfalt zunehmend reduzierte.

Die Barszene reagiert – so jedenfalls ist meine Beobachtung – noch recht verhalten oder gespalten auf das Thema Bier. Wann passt Bier in eine Bar?
Natürlich wollen Bars in erster Linie Cocktails verkaufen. Dennoch ist es für eine Bar notwendig, zumindest ein Bier anbieten zu können. Die Frage ist im Endeffekt die: Möchte ich Bier aktiv verkaufen oder nicht? Welche Bierauswahl ist für mein Lokal und meine Gäste angemessen? Viele haben zwischen zwei Cocktails mal Lust auf ein erfrischendes Bier. Die Auswahl und die Marken sind Visitenkarten für eine Bar. Vom zehnten Bitters bis zum 40. Gin werden alle Zutaten mit Bedacht ausgewählt. Da passt es nicht ins Bild, wenn beim Bier das langweiligste Industriebier in der Kühlung steht. Bars haben unterschiedliche Konzepte, von den exklusiven Tempeln der Mixologie bis hin zu dem, was ich gerne als „Cocktailkneipe“ bezeichne. Unterschiedliche Bars, unterschiedliches Publikum. Mal wird mehr Bier benötigt, mal weniger. Viele urbane Bars haben internationales Publikum, was die Craft Biere bereits besser kennt und wo man diese auch einmal ausprobieren oder dauerhaft etablieren kann. 

Crew Republic - getraenke, gastronomie, nomyblog Brew Berlin: Neue Plattform für Bier in Bars auf dem Bar Convent Berlin

Crew Republic-Messestand BCB 2012

Was sollten Barbetreiber beachten, wenn sie ein Bier in ihr Sortiment aufnehmen wollen? Ist es eher sinnvoll, ein „massentaugliches“ Fassbier mit reinzunehmen oder sollte man mit erlesenen Spezialitäten aus der Flasche arbeiten? Oder mit beidem?
Jeder hat das Recht, dass ihm Craft Bier nicht schmeckt. Es ist ein Angebot, kein Muss. Der Wunsch nach einem erfrischenden Durstlöscherbier ist verständlich und sicher auch relevanter, als komplexe IPAs oder Trappistenbiere. Ich kenne viele Bars, die ausschließlich Flaschenbier anbieten. Je nach Klientel kann man derzeit mit den neuen Bieren spannend arbeiten. Noch gibt es viele Konsumenten, die mit diesen Bieren noch wenig in Berührung gekommen sind. Bars haben die Chance, ihren Gästen etwas Neues zu präsentieren und dadurch in Erinnerung zu bleiben und deutlich zu machen: Getränkeinnovationen erlebt man in der Cocktailbar als erstes. Die Haltbarkeit von einem IPA oder einem belgischen Klosterbier ist länger als bei Pils oder Hellem, daher ist das Risiko überschaubar.

Brewberlin Blog - getraenke, gastronomie, nomyblog Brew Berlin: Neue Plattform für Bier in Bars auf dem Bar Convent Berlin

Brewberlin Blog

Brew Berlin ist nicht nur eine neue Plattform auf dem Bar Convent, sondern auch ein neuer Blog, der sich ausschließlich mit News aus der Bierwelt beschäftigen wird. Wie kam es dazu?
Der Qualitätsjournalismus zu Bier im deutschsprachigen Raum ist derzeit sehr überschaubar. Es gibt eine knappe Handvoll engagierte Publikationen und einige sehr gute Blogs, aber bislang verlässt das Thema Bier noch selten den inneren Zirkel der eingefleischten Bierszene. Wir rechnen mit weiteren spannenden Entwicklungen bei dem Thema Bier und verstehen Brewberlin als Plattform, mit der wir das Thema aus Perspektive der Bars und weiterer Orte für anspruchsvolle Getränkekultur begleiten und präsentieren wollen. Dazu gehören selbstverständlich auch kritische Töne, die in der Bierszene manchmal fehlen. Dort wird meist jedes neue IPA bejubelt, unabhängig von dessen Qualität. Im Gegenzug kommt dann aber sehr oft das Feindbild „Industrie“ vor und wird beliebig kritisiert.

Ein Beispiel?
Ich fand es nicht nachvollziehbar, wie feindselig der Auftritt von Pilsner Urquell auf der diesjährigen Braukunst live oft kommentiert wurde. Eine große Traditionsmarke präsentiert ein hervorragendes Bier in der seltenen unfiltrierten Version – das hätte für jeden Bierfreund eine wundervolle Nachricht sein müssen.

Peter, vielen Dank.

Brew Berlin auf dem Bar Convent 2013:
8. Oktober 2013, 15:45 Uhr TASTE FORUM A – Beertalk I
mit Peter Eichhorn & Georg Schneider VI (Weisses Bräuhaus), Timm Schnigula (Crew Republic) und Ian A. Payle (Ratsherrn) (auf Deutsch) 
9. Oktober 2013, 13:30 Uhr TASTE FORUM B – Beertalk II
mit Peter Eichhorn & Eric Ottaway (Brooklyn Brewery), James Watt (Brewdog) und Mikkel Borg Bjergsø (Mikeller) (auf Englisch)
www.barconvent.de 

Weiterlesen:

1 Kommentar

Horeplaza 21. April 2015 - 14:30

moooi artikel

Antwort

KOMMENTIEREN

* Durch die Verwendung dieses Formulars stimmen Sie der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website zu.