Vorgestellt und probiert: Brlo, Craft Bier aus Berlin

von Jan-Peter Wulf

brlo - getraenke Vorgestellt und probiert: Brlo, Craft Bier aus Berlin

Ich sitze an einem schweren Tisch aus einem Stück Eichenholz und rings um diesen herum außer mir ausschließlich Food- und Fashionbloggerinnen. Für die junge Dr. Katharina Kurz eigentlich die ideale Präsentationssituation für ihr Produkt: Brlo, ausgesprochen: „Berlo“. Das ist der altslawische Begriff für Berlin. Ein Craft Bier, mit dem Kurz und ihre beiden Partner Christian Laase und Michael Lembke, dem Brauer im Bunde, raus aus der immer noch kleinen Craft-Bier-Welt und neue Zielgruppen ansprechen wollen. Junge Menschen, vor allem auch weibliche Menschen, die vielleicht schon mal von Craft Bier gehört, es aber noch nie getrunken haben.

Eine gute Idee. Denn schaut man sich an, wer Craft Bier – außerhalb der männlich-nerdigen Craft-Bier-Szene – trinkt, z.B. in den noch wenigen Gastronomien, die es in Berlin anbieten, dann sieht man auch viele Frauen, die es tun. Und auch hier füllt und leert sich im Laufe des Abends so manches Glas mit den beiden Start-Produkten von „Brlo“. Das eine ist ein kräftiges, ausdrucksvolles Pale Ale und in der Tat „hart an der Grenze zum IPA“, wie die Gründerin in einem Interview mit Les Flaneurs erklärt. Fünf Hopfensorten werden verwendet: Cascade, Centennial, Citra, Saphir und Willamette. Das andere ein klassisches Helles, recht würzig, mit den Hopfensorten Opal, Spalter Select und Tettnanger. Zwei gute Basisbiere, als nächstes wird ein rotes Porter kommen.

Auf Reisen durch Australien und Nordamerika hatte Kurz ihre Liebe zum Craft Bier entdeckt, Laase ist ebenfalls großer Bierfan und als sich die Studienfreunde in Berlin wiedertrafen, sie hatten ohnehin immer schon zusammen ein Geschäft hatte aufziehen wollen, war das Thema schnell gefunden. „Es ist sehr spannend, ein handwerkliches Unternehmen zu starten“, so Kurz. Als Brauprofi kam Michael Lembke hinzu. Auf kleinen Töpfen wird die Rezeptentwicklung in Berlin gemacht, bei zwei Partnerbrauereien wird dann gebraut und abgefüllt – mit selbst hochgezogener Hefe und Bio-Malz. Eine leicht esoterische Note bekommen die Produkte, da muss auch die Gründerin etwas schmunzeln, durch die Energetisierung des Brauwassers. Dafür werden vor jedem Braugang 50 Kilo Edelsteine und Kristalle ins Wasser gelegt. Dass die Mitarbeiter in den Partner-Produktionsstätten diesen Brauzusatz zunächst etwas seltsam fanden, kann ich mir gut vorstellen. Zum Konzept gehört auch, dass von jedem verkauften Bier ein fester Betrag an gemeinnützige Organisationen in Berlin gespendet wird.

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Ziel sei, irgendwann eine eigene kleine Brauerei in Berlin zu haben. Den handfesten Businessplan dafür wird es sicher geben: Kurz und Laase haben an der Wirtschafts-Eliteschmiede EBS in Oestrich-Winkel studiert, da lernt man das. Sympathisch, dass sie nicht in irgendeinem großen Konzern verschwinden, sondern ein kleines Bier-Startup gründen. Erinnert mich an die studierten Betriebswirte, die jetzt mit einem Maultaschen-Anhänger durchs Ländle fahren. Auch die mussten erstmal viel Überzeugungsarbeit leisten, so wie es jetzt Brlo vor sich hat. Mit einem Holz-Sechserträger geht man zurzeit in Gastronomien, Shops und Kioske und stellt sich vor, die Liste im Finder wächst. Nicht zuletzt das schicke Etikettendesign der Flaschen soll seinen Beitrag dazu leisten, dass man das Ziel erreicht, neue Menschen mit Craft Bier anzusprechen. Das hat ein Parfumflaschenetikettengestalter aus Hamburg für Brlo gemacht. Jemand, der mit seiner Kreativität auch mal Menschen außerhalb seiner Branche erreichen will – so, wie man mit Brlo das Thema Craft Bier aus seiner noch engen Nische holen will.

www.brlo.de

 

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