Die Pandemie-bedingte Schließung trifft die Barbranche besonders hart: keine Gäste, keine Umsätze. Oder doch? Einige Berliner Betriebe liefern fertig gemixte Cocktails aus und bieten sie zur Abholung an. Damit kommt wenigstens etwas Geld in die Kasse, der Kundenkontakt bleibt bestehen – und manche Bars planen gar, einen dauerhaften Service daraus zu machen.
Die Neuköllner Bar „Bürkner Eck“ ist, wie alle Bars der Stadt und des ganzen Landes, aus bekannten Gründen zurzeit geschlossen. Auf ihre leckeren Drinks müssen Genießer dennoch nicht verzichten. Schon kurz nach der angeordneten Schließung eröffnete nämlich die „Hausbar“ – der schnell aus dem Boden gestampfte Webshop der Bar. Über ihn verkauft das „Bürkner Eck“ zurzeit rund 24 Cocktails für daheim. Diese werden nach erfolgter Bestellung und Vorab-Bezahlung in kleine Fläschchen à 100 ml oder in Halbliterflaschen – für den großen Genuss – abgefüllt und entweder aus dem Fenster verkauft oder per hauseigenem Fahrradkurier direkt an die Tür geliefert: Das Barteam radelt selbst und kann so ein wenig weiter arbeiten.
Das probieren wir aus. Unsere Lieferbestellung für einen Freitagabend, sonst beste Barzeit, umfasst einen „Colonel’s Punch“ mit Bourbon, Grapefruit und Aprikosenlikör sowie einen der Hausklassiker, den „Ridgewood“ mit Rye, trockenem Wermut, Waldmeister, Maraschino und etwas Absinth. Es klingelt, der Barmann – nun Lieferboy – übergibt (selbstverständlich kontaktlos) eine hübsche, selbstbedruckte Papiertüte: „Keep A Stiff Upper Lip“ ist darauf zu lesen, halt die Ohren steif im Deutschen. In der Tüte stehen die Flaschen mit den Drinks, gut gekühlt, sodass sie auch ohne vorrätiges Eis genossen werden können. Einen kleinen Eisblock im Weckglas haben wir uns für die Optik trotzdem dazu bestellt; ferner befinden sich in der Liefertüte eine Zeste für Drink eins, Schoko-Crumbles für Drink zwei und etwas Popcorn zum Knabbern. So spontan, um nicht zu sagen aus der Not heraus geboren dieser Lieferservice, so professionell und liebevoll umgesetzt kommt kommt er daher. Da könnte sich manches bestelltes Essen in der Anmutung was abgucken.
Das positive Feedback, das man von den Bestellenden bekommt, motiviere zum Weitermachen über die aktuelle Situation hinaus, berichtet „Bürkner Eck“-Betreiberin Katja Hiendlmayer. „Das ist jetzt ein schönes zusätzliches Format für uns“, so Hiendlmayer. Und einen digitalen Shop aufzusetzen, sei keine Raketenwissenschaft: „Es gibt wirklich sehr gute, einfach zu bedienende Tools.“
Dies ist der erste Abschnitt eines Beitrags, den wir für den Bar Convent Berlin geschrieben haben. Hier geht der Text weiter – mit Beispielen weiterer Berliner Bars, die liefern.