Enter the kitchen: Koral Elci und Olaf Deharde (aka Olli und Ali oder zusammen Aliolli) machen seit einigen Monaten die Gastro-Küchen der Hansestadt unsicher. Als Duo „Kitchen Guerilla“ übernehmen sie abendeweise Restaurants und kreieren dort ihre eigenen Menüs für eine wachsende Fangemeinde. Wie sie darauf gekommen sind und wie das Konzept in praxi abläuft, verrät uns Olli im Interview.
Wie seid Ihr darauf gekommen, Küchenguerillas zu werden. Und wie konntet ihr den ersten Gastronomen überzeugen, Euch seine Küche zu überlassen?
Wir wollten von Anfang an keinen eigenen Laden, um zeitlich und räumlich unbegrenzt agieren zu können. Da kamen wir relativ schnell auf die Idee, mit den Ruhetagen anderer Restaurants zu arbeiten und zu unserem Erstaunen war es gar nicht so schwer die Leute davon zu überzeugen. Wir finden auch schnell einen Weg, mit dem alle zufrieden sind. So kann man die Zufriedenheit an die Gäste weitergeben. Und das ist ja schließlich das Wichtigste!
Welches Küchenevent ist Euch besonders in Erinnerung geblieben?
Kann man schwer sagen. Es ist ja immer anders. Unser erstes Event, auf dem Segelschiff Katerina, war allerdings ein unvergessliches Erlebnis. Die Location, glückliche und satte Menschen trotz eisiger Kälte und Wein aufs Haus. Das hat allen großen Spaß bereitet.
Was bringt Ihr zu Euren Events mit?
Nur die Zutaten fürs jeweilige Gericht. Zum Beispiel machen wir unsere eigenen Gewürzmischungen für den jeweiligen Abend. Nach Bedarf bringen wir auch die Getränke mit. Wir wollen ja schließlich neue und unbekannte Produkte zeigen. Bei uns gibts keinen Einheitsbrei mit Schäumchen an Schischi.
Wird das Bestandspersonal der Gastronomie einbezogen?
Für uns macht es Sinn, die Servicekräfte des jeweiligen Betriebes zu involvieren. Einer muß ja wissen wo etwas zu finden ist. Immer in fremden Küchen zu kochen ist schon eine Herausforderung, die jedoch ihren Reiz hat. Vor allem dann, wenn es gar keine Küche gibt. Guerillas kochen überall!
Wenn es vor Ort Food-Angebot gibt: Ist das am Abend von Euch Gekochte einmalig oder kann der Betreiber das auf die Karte aufnehmen?
Um uns selber nicht zu langweilen machen wir viele unserer eigenen Rezeptkreationen nur einmalig. Das ist ja das spannende. Sowohl für uns, als auch für die Gäste. Wenn jemand etwas nachkocht, fühlen wir uns natürlich geehrt. Das Original gibts allerdings nur bei uns. Das fängt ja schon bei den Zutaten an. Die muss man gut suchen, und manchmal findet man bei der Suche ganz was anderes. So ist es auch sehr schwer, ein Menü im Voraus zu bestimmen. Wir sind dafür einfach zu spontan.
Konnten die Betriebe durch Eure Events dauerhaft neue Gäste hinzugewinnen?
Wir machen mit unserem Projekt schon neue Leute auf die Restaurants aufmerksam. Wir kapern allerderings auch nur Restaurants, in die wir auch selbst gehen würden. Wir sind nicht die Kochprofis, die einen schlecht laufenden Laden aus dem Dreck ziehen. Stammgäste der Läden kommen selten. Es kommen ja unsere Stammgäste!
Ihr habt kürzlich ein Cooking for Kids gemacht – wie sah das aus und wie fanden es die kleinen Gäste?
Wir haben den Soultrain to Wilhelmsburg (eine Charity-Aktion von Filmemacher und Soul Kitchen-Regisseur Fatih Akin und seiner Frau, d. Red.) gekapert. Der Verein von Monique Akin hat, mit Hilfe vieler Künstler rund um den Film Soul Kitchen, Geld für ein Jugendhaus in Wilhelmsburg gesammelt. Von dem Geld soll ein vernünftiges Mittagsessen auf den Tisch. Diesen Mittagstisch haben wir quasi eingeläutet. Das kam bei den Kids sehr gut an. Wir wollen solche Aktionen auch in diesem Jahr, mit Hilfe von Sponsoren fortsetzen.
Dann hoffen wir mal, dass einige Sponsoren sich von Eurer Guerilla-Taktik überzeugen lassen. Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Das nächste Kitchen Guerilla-Event findet am 16. Januar im Weinladen und Bistro Kühne Lage, Schützenstraße 39, 22761 Hamburg statt. Olli: „Wir machen eine Weinreise mit kulinarischen Schweinereien!“
5 Kommentare
Die Kitchen Guerilla gewinnt den Leaders Club Award 2010 in Leipzig – Glückwunsch von *nomy!
Klingt so,dass es mir gefällt. Gibt es eine Location in Frankfurt?
Gruß
Heidemarie Kircher