Mobile Foodkonzepte sind hip, aber damit sie sich wirtschaftlich tragen können, brauchen sie möglichst viele Verkaufsstellen. Die Lunch-Karawane schafft sie für den privaten Raum und bringt Anbieter und Nachfrager zusammen.
Das romantische Bild vom Food-Truck, der durch die Gegend tuckelt und die Menschen an der Straße satt und glücklich macht, ist nicht totzukriegen. Demnächst kommt mit Chef / Kiss the Cook gar eine Jon-Favreau-Komödie mit Hollywood-Starbesetzung (u.a. Dustin Hoffman und Jon Favreau himself) ins deutsche Kino, die von einem Koch handelt, der mit dem Food-Truck in die berufliche Freiheit fährt. Wie schön, aber unterhält man sich mit „Truckern“, dann wird schnell klar: Genehmigungen sind schwer zu kriegen für öffentliche Plätze. Und auf den hippen Streetfood-Märkten ist der Platz eng und rar, die Wartelisten lang. Zudem reichen ein oder zwei Marktteilnahmen pro Woche oft nicht aus, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Jochen Manske aus Hamburg hat daraus ein Geschäft gemacht, die Lunch-Karawane: „Im Sommer 2013 stand der Food-Truck „The Big Balmy“ vor der Bürotür der Mediaagentur, bei der ich arbeite. Wir kamen ins Gespräch und die Frage nach Stellpätzen kam auf. Eine schnelle Recherche zeigte, dass die Stellplatzlage in Deutschland allgemein und in Hamburg im besonderen nicht so einfach für Food-Trucks ist.“
Verkauf im öffentlichen Raum, so stellte Manske fest, ist nicht oder nur mit Risiko möglich. Private Flächen mit Potential sind nicht einfach zu identifizieren und für einzelne Food-Trucks aufgrund der Eigentümer und Verwaltungen, die oft große Firmen oder Investoren sind, die sich nicht mit einzelnen Food-Trucks herumschlagen wollen, nicht erreichbar. „Mit einigen Planspielen kam es dann zur Lunch-Karawane, also einer Art Vermittlungsdienstleistung zwischen Food-Trucks – Immobilieneigentümer und Verwaltungen – Firmen und deren hungrigen Mitarbeitern“, berichtet er. „Wir finden Food-Trucks super und es nervt uns, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der so viele spannende und Spaß machende Innovationen unterdrückt werden, da immer alles erstmal verboten ist, bis es evtl. mal erlaubt wird, weil es irgendwann Akzeptanz findet.“
Mit seiner Vermittlungsdienstleistung bringt er nun Anbieter und Nachfrager, Foodtrucks und (mittags)hungrige Mitarbeiter, zusammen. Eine Win-Win-Situation bzw. eine Win-Win-Win-Win-Situation, findet der Karawanen-Gründer: „Win 1: Die Mieter und ihre Mitarbeiter an unseren Haltestellen bekommen abwechslungsreichen und frisch zubereiteten Mittagstisch direkt vor die Bürotür. Win 2: Die Eigentümer und Verwaltungen erhöhen die Attraktivität ihrer Immobilien. Win 3: Die Food-Trucks haben regelmäßige Stellplätze, die wir organisieren und bewerben (Speisepläne im Netz, auf Facebook und direkt über E-Mail-Verteiler. Und Win 4: Wir dürfen eine spannende Dienstleistung anbieten und refinanzieren unseren Aufwand über eine Service-Gebühr an die Food-Trucks.“
Dabei gilt die Regel: Nur ein Truck pro Tag und Haltestelle, und niemals zwei Trucks mit dem gleichen Angebot in einer Woche an einer Haltestelle. Wer darf mitfahren? „Wir brauchen schon Food-Trucks oder -Trailer, die eine Geschichte erzählen. Keine alten Imbiss- oder Hähnchenwagen. Die Betreiber müssen eine Passion für ihr Produkt haben, und richtig für ihr Business brennen. Nur so begeistert man andere Menschen.“ Manske gibt drei Beispiele aus seinem Truck-Portfolio: „“Der Thüringer“ holt seine Currywurst nicht im Hamburger Großmarkt, sondern „importiert“ sie aus Thüringen, weil die einfach top ist. Hat er lange nach gesucht. Massimo von „Massimo’s Pizzamobil“ backt frisch im gasbetriebenen Steinbackofen und ist ein echter italienischer Pizzabäcker mit Leib und Seele. „SUPPkultour“ ist Hamburgs kleinster Food-Truck, die Suppen sind saulecker, und Danja hat einfach einen coolen Schnack.“ Wenn man freie Plätze an den gewünschten Tagen in der Lunch-Karawane hat, dürfen sich die Trucks einreihen – speziell in Hamburg suche man noch nach spannenden Food-Trucks.
Auch die Standort- und Frequenzanforderungen sind klar definiert: eine feste Stellfläche draußen auf dem Firmengelände, frei anfahrbar bis 3,5 t und ca. 3×7 m groß, fußläufig erreichbar von etwa 400 Mitarbeitern und möglichst auch von Nachbarn erreichbar. Ebenso bietet man die Karawanen-Trucks für Caterings an.
Zurzeit gibt es das Angebot für Hamburg und Berlin, insgesamt hat man in beiden Städten bereits 14 Haltestellen geschaffen und will bis Ende 2015 auf 20 kommen. Darunter befinden sich der econopark und die Josetti Höfe in Berlin und in Hamburg das Gelände der Agentur fischerAppelt und die TU in Harburg. „Wir werden weitere Haltestellen für unsere Food-Trucks finden, die noch mehr Verkaufspotential bieten und das auch über das Mittagsgeschäft hinaus.“ Weitere Städte? „Nur, wenn sich wie in Berlin die Chance bietet, mit einem Local zu kooperieren.“
Ein weiteres Angebot, das man ausbauen will, ist das Thema „Interimskantine“, also der zeitweise Ersatz von Kantinen, zum Beispiel wegen Umbau. Erstes realisiertes Projekt ist die Vertretung der Kantine des Berlinbiotechpark, der bis zur Wiedereröffnung im Februar von wechselnden Trucks angefahren wird. So versorgt man jetzt Mitarbeiter von ansässigen Unternehmen wie Zeiss, Bayer und Bundesamts für Risikobewertung. Und wenn es Letzteren schmeckt und sie überzeugt werden, dass das gar nicht so riskant, sondern eher charmant ist mit den Food-Trucks auf der Straße, wer weiß, wo man dann bald überall draußen auf die rollenden Restaurants trifft.
1 Kommentar
Hallo,
ich habe in 89143 Blaubeuren Gerhausen direkt an der Bundesstraße am Ortsausgang eine gewerbliche Immobilie gepachtet, die über einen Hof verfügt, auf dem ich glaube, einen idealen Stellplatz für einen Food Truck oder einen Curry Wurst Wagen. Kennen Sie jemanden, der mit sowas was anfangen kann?