„Man kann es wunderbar mit Familie vereinbaren“ – Tina Langheinrich, Schaffensschwestern Nürnberg, über Food-Business und Familie

von Redaktion
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Tina Langheinrich hat das Food-Business „Schaffensschwestern“ in Nürnberg gegründet

Tina Langheinrich ist „Food-Solopreneurin“: Ihr Business heißt „Schaffensschwestern“ und hat sich auf vegane Cookies spezialisiert, dazu bietet sie Chutneys, Sirups und Backmischungen an. Rund 800 Cookies pro Tag stellt sie her.  

Langheinrich beliefert Cafés, Kantinen und Mensen, ist auf Events unterwegs (z.B. auf Design-Märkten) und verkauft zudem über ihren Onlineshop. Bevor sie zur Food-Produzentin wurde, war sie Gastronomin und davor hat sie, ganz was anderes, im Management eines französischen Unternehmens gearbeitet, das Kernkraftwerke herstellt. So weit, so gut. Aber: Sie hat auch ein kleines Kind. Familie und Food-Business parallel, wie geht das? Auf der „Street Food Convention“ in Nürnberg haben wir uns mit ihr über die Vereinbarkeit von Work und Life unterhalten.

Tina, wie gut lassen sich Streetfood und Familie miteinander vereinbaren? In der Gastronomie ist es ja sehr schwierig.

Ich denke, es besteht schon ein Unterschied zwischen fester Gastronomie und Event-Business. Ob man Cookies backt, Schnapps brennt, einen Foodtruck hat oder was auch immer: Lässt man sich auf die Sache ein und plant man gut, dann kann man es wunderbar mit Familie vereinbaren.

Wie geht das?

Indem man sein Geschäft so aufstellt, wie es einem passt. Bei mir ist es so, dass ich ja keinen Foodtruck im Mittagsgeschäft habe. Ich bin hauptsächlich auf Events am Wochenende unterwegs. Dann nehme ich mir unter der Woche mehr Zeit für die Familie. Konzentriere ich mich als Unternehmerin hingegen aufs Mittagsgeschäft, dann mache ich früh die Vorbereitung, mittags fahre ich mit dem Truck raus, mache danach meine Nachbereitung und bin am Nachmittag fertig. Dann besteht kein großer Unterschied zum Nine-to-Five-Job, das lässt sich dann auch mit Kita oder Tagesmutter gut vereinbaren. Man kann auch seinen Jahresurlaub flexibler planen, weil man ihn ja selbst festlegt und nicht von Kollegen abhängig ist.

Als du dein Food-Business begonnen hast, gab es aber doch sicher einige Herausforderungen.

Ich bin während der Gründung schwanger geworden (lacht). Damals hatte ich noch das „Schaffensschwestern“-Café, das hatte ich zwei Monate, bevor ich schwanger wurde, eröffnet. Es wurde dann später zur Gebäckmanufaktur. Ich stand freitags noch neun Stunden in der Backstube, habe am Samstag um acht Uhr morgens entbunden und am Mittwoch habe ich wieder zu arbeiten begonnen.

Das ist tough. Aber nicht in Vollzeit, oder?

Nein. Ich hatte viel Unterstützung durch meine Angestellten. Aber gewisse Tätigkeiten wie Buchhaltung, Rechnungen schreiben, meine Facebookseite pflegen habe ich gleich wieder gemacht … mit den Möglichkeiten, die man heute durch das mobile Arbeiten hat, ist man sehr flexibel. Und wenn Kinder noch ganz klein sind, schlafen sie viel. Dann setzt du dich mit deinem Laptop aufs Sofa und holst die Sachen auf. Es ist natürlich auch eine Einstellungssache.

Ein Kind bekommen, gleich wieder zu arbeiten beginnen, Gründerin sein und Investitionen getätigt haben … steht man da nicht auch mal an einem Punkt, das kriegt man alles nicht hin, das überwältigt einen?

Ich denke, man muss auch ein wirklich stressresistenter Mensch sein, was ich zum Glück bin. Das ist sicher nicht für jeden etwas. Ich würde aber dazu raten, wenn man neu gründet: Lasst euch zwei Jahre Zeit mit der Familienplanung, dann ist es schon machbar. Bei mir kam hinzu: Ich habe mein Business so gut aufgestellt, dass ich von Anfang an schwarze Zahlen geschrieben habe. Ich habe einen relativ geringen Kredit aufgenommen und hatte keine hohe finanzielle Belastung, die ich monatlich abzahlen musste. Das hat es einfacher gemacht.

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Cookies galore: 800 Stück pro Tag stellt Tina Langheinrich her

Für viele Frauen – so meine Wahrnehmung – stellt der Wiedereinstieg in den Job ja auch einen Punkt dar, an dem sie sich beruflich verändern, etwas Neues machen wollen. Zum Beispiel das eigene Business starten. Welchen Tipp hast du für diese Situation, speziell für Food-Gründerinnen?

Wichtig ist, die Kinderbetreuung von Anfang an sehr gut zu organisieren. Selbst wenn du mit dem Truck nur zwei Stunden unterwegs bist, hast du viel Vor- und Nachbereitung plus Büroarbeit. Die wird oft unterschätzt. Neben der produktiven Arbeit kommt locker noch mal 40 Prozent oben drauf. Und du musst mit dem „worst case“ rechnen: Was machen, wenn das Kind krank wird? Kann der Partner zu Hause bleiben? Können die Großeltern einspringen oder Freunde? Wenn das Kind frühzeitig von Kita oder Tagesmutter abgeholt werden muss, weil es Durchfall bekommt und du stehst mit deinem Truck am anderen Ende der Stadt, dann brauchst du einen Notfallplan.

Wie viele Stunden arbeitest du pro Woche?

Die Frage ist immer, was ist Arbeit? Ist es Arbeit, wenn ich abends noch ein paar Bilder bearbeite?

Ich würde sagen ja.

Rein produktive Arbeit – Cookies backen und Buchhaltung – sind 35 bis 40 Stunden pro Woche. Networking, Inspiration einholen, im Internet surfen und auf Food-Seiten hängen bleiben … das sind bestimmt auch noch mal zehn Stunden, schätze ich. Natürlich hast du auch Zeiten, an denen du viel mehr arbeitest, wenn du ein ganzes Wochenende auf einem Markt stehst. Letztes Wochenende habe ich an zwei Tagen 30 Stunden gearbeitet.

Lässt sich das alles auch mit einem zweiten Kind managen?

Das kann ich bei einem Kind schwer sagen (lacht). Aber ich denke schon. Man muss flexibel bleiben und bereit sein, sein Geschäftsmodell umzustellen – was läuft gut, was kann ich ausbauen, was vielleicht weglassen?

Wie sähe es in deinem Fall aus?

Ich würde vielleicht die Produktion, also das Backen, abgeben. Aber alles andere würde ich weitermachen.

Wie sehen deine – beruflichen – Expansionspläne aus?

Optimieren und das Geschäft vergrößern will ich schon, aber ich möchte eigentlich gerne weiter alleine arbeiten. Ich bin ein sehr offener Typ, aber ich kann nicht so gut mit Mitarbeitern – das habe ich als Cafébesitzerin lernen müssen.

Vielen Dank, Tina.

www.schaffensschwestern.de

 

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