Schmökern, sich inspirieren lassen, mit dem Kopf nicken oder diesen entschieden schütteln: Für die Ferienzeit hat der nomyblog 5 Buchtipps für Gastronomen und Menschen, die es noch werden wollen, für solche, die es sich gerade abgewöhnen und schlicht für interessierte Beobachter.
1. Gefahrenzone von Roland Mary
Unser Gastautor Rolf-Dieter Jung hat es kürzlich mit Freude gelesen und für uns rezensiert – und wir schließen uns seiner Meinung an: Gefahrenzone ist weniger ein Buch über die Entstehung des Borchardt, vielmehr ein launig geschriebener Leitfaden für die Mitarbeiterführung, Konzeptgestaltung und Qualitätssicherung. Ok, die eine oder andere anonymisierte Promi-Story findet auch Eingang, das gehört bei diesem Laden aber auch dazu. Doch vor allem gibt es hier, locker heruntergeschrieben, jede Menge Handlungstipps von einem Menschen, der Gastronomie lebt, das wird der Leser schnell merken. Textmarker verwenden erlaubt.
2. Wer nichts wird, wird Wirt: How to open a bar von Markus Frankl
Das ist der Gegenentwurf zu Marys Buch: Markus Frankl wird in seinem Buch nicht müde, seinen anfänglichen Dilettantismus zu betonen. Wie die Jungfrau zum Kind kommt, wurde er vom Nichtsnutz zum erfolgreichen Szenegastronom, nämlich zum Macher des angesagten Nage und Sauge in München. Ein amüsantes Buch über den plötzlichen und unverhofften Erfolg, und über die damit verbundenen Konsequenzen wie Verantwortung und Professionalisierung. Ob es alles tatsächlich so unverhofft gewesen ist, wie beschrieben? Egal: Der Unterhaltungswert ist hoch, das Buch ist in ein paar Stunden durchgeschmökert und wer drauf achtet, erhält en passant eine Menge Tipps, wie man eine Bar eröffnen sollte. Und wie eben nicht.
3. Für hier oder zum Mitnehmen? von Ansgar Oberholz
Der Titel des Buchs ist uncool. Der Inhalt ist cool. Besser als anders herum! Dieses Buch ist fast schon ein Drehbuch, wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann auch einen Film über das Sankt Oberholz am Rosenthaler Platz in Berlin, und über seine Entstehung. Ansgar Oberholz erzählt von der Frühphase seines Ladens, von der spontanen Eingebung, an eben jener Stelle ein Café zu eröffnen, von charakterstarken Servicekräften, schrulligen Stammgästen, von Nazi-Putzfrauen und von Geisteraustreibung. Kurz: vom alltäglichen Wahnsinn in einer urbanen Gastronomie, die mit ihrer hohen Laptop-Freiberufler-Besucherdichte heute oft Bürocharakter hat. Doch angefangen hat alles offenbar ganz anders. Die größte Leistung des Buches ist es, diese Anfänge in detaillierten Einzelszenerien, mit teils urkomischen Dialogen, für den Leser nachzuzeichnen. Unsere ausführliche Rezension hier.
4. Members only von Damir Fister
Der Autor ist ein, sagen wir, sehr selbstbewusster Mensch. Das haben wir an anderer Stelle schon selbst erfahren und die Erfahrung hätten wir uns gerne erspart. An der Tür des P1 allerdings ist Selbstbewusstsein und eine klare Linie sicher angebracht gewesen, zumal in jenen Zeiten, als der Club tatsächlich noch der place to be in München war. Damir Fister hat viele Jahre an der Tür des „Stüberl“ gestanden, hat armen Seelen ein “Servus, heute nur für Stammgäste” entgegengeschnarrt. Er hat erlebt, wie sich so manch aalglatter Promi nach ein paar Glas Schampus zuviel kräftig danebenbenahm und wie man mit grandioser Selbstüberschätzung im Münchner Nachtleben richtig groß werden kann, und dann klein, und dann wieder groß. Und darüber hat er einen richtig langes Buch geschrieben, vielleicht etwas zu lang sogar. Zurzeit ist das dicke Werk auf dünnem Papier vergriffen, aber hier können Sie sich informieren, ob und wann es wieder verfügbar ist.
5. Auf der Suche nach Erfolgsrezepten von Tobias Jäkel und Jean Georges Ploner
Kein Roman, aber auch kein typisches Sachbuch: Die beiden Autoren sind monatelang durch Mitteleuropa gereist und haben die Köpfe hinter großen gastronomischen Marken interviewt. Das übergreifende Thema: Was ist Erfolg? Wie stellt er sich ein, wie bleibt er? Die Ergebnisse wurden, das ist das Spannende an dem Buch, nicht nach Betrieb, sondern nach Unterthema gegliedert, sodass es je Komplex gesammelte Einzelaussagen der verschiedenen Macher gibt. Das wiederum macht aus dem Buch keine bloße Sammlung von „success storys“, sondern verleiht ihm den Charakter eines Ratgebers aus der Praxis, für die Praxis, mit persönlichem Touch. Zum Launch des Buches haben wir ein Interview mit Jean Georges Ploner geführt, das Sie hier lesen können.