„The Power of a vision“ lautete das Thema des 19. FEC Tuesday des Food Entrepreneurs Clubs am 21. November 2017 in Berlin. Zwei erfolgreiche Berliner Gastronomen berichteten, wie sie ihre Visionen in ein erfolgreiches Gastrokonzept überführt haben und wie sie, auch nach vielen Jahren in der Branche und mehreren Objekten, an ihren Visionen festhalten.
Als da wären:
Cynthia Barcomi
Vor 20 Jahren servierte sie ihren ersten Coffee to Go in Berlin, heute beschäftigt sie in ihrem Unternehmen 50 Mitarbeiter. Die Unternehmerin und Mutter von vier Kindern betreibt mit Barcomi’s Café & Kaffeerösterei und Barcomi’s Deli zwei Filialen und ist außerdem Backexpertin, Buchautorin und bekanntes TV-Gesicht.
Ralf Steinacker
Der Unternehmer und Macher ist mit seinem Unternehmen „Spreegold” bereits mit vier Locations in Berlin etabliert. Der 42-Jährige ist seit über 25 Jahren in der Gastronomie tätig, er machte seine Lehre im Restaurant und studierte BWL mit Fachrichtung Hotellerie und Gastronomie in Berlin.
Auf Basis des Gesprächs, das FEC-Gründerin Stefanie Rothenhöfer mit den beiden Gastronomen geführt hat, sind hier unsere 10 Tipps für Gründer.
1. Drum prüfe, wer sich ewig bindet!
Ralf Steinacker rät jedem Gründer, Geschäftspartner genauestens unter die Lupe zu nehmen. Eine langjährige Beziehung vorweg ist hilfreich. Außerdem sollten gemeinsame Ziele, Werte und Visionen eine Basis jeder Zusammenarbeit darstellen. Wie auch in einer Beziehung muss eine gute Gesprächskultur für mögliche zukünftige Komplikationen vorhanden sein: „Partner müssen sich austauschen und in den Dialog gehen können!“
2. Ein gutes Ziel abstecken
Ziele sollten kurz-, mittel- und langfristig genauestens abgesteckt werden. Ralf Steinacker rät, erst mit dem Geschäftspartner, mit Mitarbeitern und Gästen über das Konzept zu sprechen, wenn die Vision persönlich formuliert wurde.
3. Organisch wachsen
„Ich habe nicht von Anfang an gedacht, dass ich nach meiner Eröffnung noch Bücher schreiben oder Backformen vertreiben würde“, erklärt Cynthia Bacomi auf die Frage hin, ob sie ihr unternehmerisches Wachstum geplant habe. Vielmehr bezeichnet sie ihren Erfolg als organisch. Sie rät jedem Unternehmer, ein wenig „Leerlauf“ zu haben, um sich immer wieder aufs Neue den Zielen, Träumen und Möglichkeiten bewusst zu werden. So lege man sich die Steine des Erfolgsweges von ganz selbst.
4. Keine Kompromisse eingehen
Mit einem Cookie fing bei Cynthia Barcomi alles an. Sie kann sich noch genau an den Moment erinnern als sie ihren ersten, selbst gemachten Cookie den Gästen überreichte. Ich sagte ganz stolz „I made it“ – „Den hab ich gemacht“. Und dieser Satz zieht sich durch ihr ganzes Leben. Es ist aus ihrer Sicht wichtig, fokussiert anzufangen, sich selbst treu zu bleiben und niemals Kompromisse mit seinen Rezepten einzugehen.
5. Genügend Rücklagen bilden
Ralf Steinacker erdete schon zu Beginn der Veranstaltung einige Entrepreneure mit der Aussage: „Zu Beginn werden die Einnahmen gleich Ausgaben sein. Denken Sie also bei der Planung eines Restaurants an genügend Rücklagen, um die finanzielle Unbeständigkeit in der Anfangszeit abfedern zu können.” Nach einigen Jahren Gründererfahrung, so fuhr er fort, konnte er für sein letztes Objekt (im „Bikini Berlin“) eine Eigenkapitalquote vorweisen, von der er zu Beginn seiner Selbstständigkeit weit entfernt war.
6. Standorte analysieren
Ralf Steinacker rät jedem Gründer zu einer profunden Standortanalyse. Er selbst setzte sich für die Eröffnung seines ersten Restaurants vor die Immobilie und führte eine Woche Strichlisten über potenzielle Kunden.
Das muss heute nicht mehr sein: In meinem Beitrag für die FIZZZ erkläre ich, wie man an gute Auszählungsdaten gelangt.
7. Qualität statt Quantität
Sowohl Cynthia Barcomi als auch Ralf Steinacker raten allen Gastronomen, sich genauestens zu überlegen, welche Produkte zugekauft werden. Die meisten Produkte sind, selbst hergestellt, preiswerter und helfen dem Restaurant oder Café zu einer individuellen Note. Mit ihr hebt man sich von der Konkurrenz ab und spart damit im Idealfall Geld.
8. Fake it until you make it
Cynthia Barcomi versteht alle Gründer, die zu Beginn ihrer Karriere Zweifel an sich selbst haben. Ihnen rät sie: „Tue so, als ob du dich auskennst” nach dem Motto „fake it until you make it“. Ein bisschen Show darf sein.
9. Gute Mitarbeiter findet man durch gute Mitarbeiter
Gute Mitarbeiter findet man durch gute Mitarbeiter, so Barcomi. Und diese müssen gepflegt werden! Ihr Team beispielsweise darf sich über Urlaubsgeld und eine faire Bezahlung freuen. Das schafft eine gute Laune und die meisten Mitarbeiter bleiben ihr dadurch lange erhalten. Mit der Mitarbeitersuche hat sie als Konsequenz auch keine Probleme, denn ihre guten Mitarbeiter finden ganz von selbst neue gute Mitarbeiter. Ralf Steinacker fügte hinzu, dass die Mitarbeiterpflege das A und O sei. Zeitungsannoncen haben für ihn in punkto Mitarbeitersuche keinen Wert mehr. Er nutzt dafür lieber die sozialen Medien.
10. Nicht verzagen, nächste Bank fragen
Nicht verzagen, wenn die gängigen Banken nicht an das Konzept nicht glauben. Cynthia Barcomi musste diese Erfahrung als zugezogene Amerikanerin ebenfalls machen. Sie gab jedoch nicht auf fand letztlich die Bank, die an ihren Geschäftssinn und ihr Konzept glaubte.
Mehr Infos zum FEC Tuesday hier.
Ein Portrait von Cynthia Barcomi, das nomyblog-Gründer Jan-Peter Wulf für das Kaffee-Magazin „barista“ geschrieben hat, gibt es hier zum Download.