Serbien – so nah und doch so unbekannt. Was hat der EU-Beitrittskandidat kulinarisch zu bieten? Unsere Autorin Susanna Glitscher hat sich auf den Weg gemacht. Hier sind ihre 5 Entdeckungen.
Als die Einladung zu einer Pressereise nach Serbien kam, war ich direkt neugierig. Denn ehrlich gesagt wusste ich vorher kaum etwas über das Land, das u.a. an Ungarn, Rumänien, Kroatien und Bosnien angrenzt. Welche Sehenswürdigkeiten hat es zu bieten, welche kulinarischen Spezialitäten? Höchste Zeit also aufzubrechen in Richtung Belgrad und das Land im Herzen des Balkans.
Was wir direkt und sehr früh von unserer serbischen Reiseleiterin lernen: Serbien gehörte sowohl zum römischen als auch zum osmanischen Reich. Diese beiden Einflüsse sind bis heute nicht nur in der Architektur und der Sprache, sondern vor allem auch bei den Essenstraditionen spür- und schmeckbar. Die Römer brachten das Wissen rund um den Anbau von Wein ins Land, die Osmanen hinterließen gegrillte Fleischspieße und andere Köstlichkeiten.
Aktuell setzt sich Serbien stark dafür ein, landwirtschaftlichen Traditionen zu stärken und unterstützt Bauern, Produzenten und junge Unternehmen im Lebensmittelsektor. Viele der Produktionsstätten, die wir auf unserer Reise besuchen, sind inzwischen die größten Arbeitgeber in den ländlichen Regionen und tragen maßgeblich dazu bei, dass die junge Bevölkerung nicht mehr abwandert.
USAID, die United States Agency for International Development – eine Behörde der Vereinigten Staaten für Entwicklungszusammenarbeit – ist seit zwei Jahren in dem Land aktiv. Die Behörde unterstützt mit Know-how, vernetzt die überwiegend jungen Unternehmer miteinander, begleitet neue Produkte bei der Markteinführung und setzt sich aktiv dafür ein, dass diese in Länder der EU exportiert werden. Gemeinsam mit ihnen haben wir einige der Produzenten, Restaurants und eine Messe für Food-Start-Ups besucht.
1. Belgrade Food Show
Auf Initiative der USAID fand im Oktober 2019 zum zweiten Mal die Messe Belgrade Food Show im „Neu-Belgrad“ genannten Stadtteil statt. An zwei Tagen präsentieren sich hier Food-Start-Ups aus Serbien, Einkäufer aus anderen Ländern reisen an und auf einer Bühne finden Keynotes rund um die Unternehmensgründung statt.
Ziel ist es, die Lebensmittelindustrie gezielt zu fördern, um Arbeitsplätze zu schaffen und eine Abwanderung von jungen Talenten zu verhindern. Um traditionelle Produkte des Landes wie Pflaumen oder Kohl wieder attraktiv zu machen, werden gezielt ihre gesundheitlichen Vorteile in den Vordergrund gestellt. Aktuell werden vor allem Paprika und Blaubeeren aus dem Land exportiert und die Einheimischen wiederum bevorzugen Produkte aus dem Ausland. Dass sich das aber langsam wandelt, lernen wir auf der Messe und probieren uns durch die Stände. Übrigens gibt es in Serbien aktuell kein Produkt mit geschützter Herkunftsbezeichnung, bei dreien läuft aber im Moment die Registrierung. In Italien sind es im Vergleich dazu rund 300.
Besonders gefällt mir die große Auswahl an Käsespezialitäten von jungem Feta, über einen fadenartigen Käse aus den Bergen mit 75% Fettgehalt oder einem in Asche ummantelten Hartkäse. An einem Stand verkosten wir die Brotaufstriche von Forest Secret, die heimische Pilze mit Kichererbsen mischen und in Deutschland bereit bei Foodist gelistet sind.
2. Agranela Trockenfrüchte
Wenn Serbien für eins bekannt ist, dann für Trockenfrüchte. Insbesondere Pflaumen und Aprikosen werden hier in großer Menge angebaut und getrocknet. Schade, dass diese Früchte bei uns in den Supermarktregalen oft den weiten Weg aus Kalifornien hinter sich haben. 1.000 Tonnen getrocknete Pflaumen produziert die Agranela jährlich und ist damit der größte Arbeitgeber der Region.
Überwiegend werden die Früchte maschinell getrocknet und entkernt, auf Kundenwunsch aber auch per Hand, was eine schöne ebenmäßige Form erzeugt. Besonders beliebt sind die Trockenpflaumen bei den Serben auch als Süßigkeit. Dafür werden sie in einem letzten Schritt mit dunkler Schokolade überzogen, die nach dem Erkalten eine wunderbar knackige Hülle um die Frucht legt.
3. Weine von Imperator
Im Norden des Gebirgszuges Fruska Gora liegt das Weingut von Imperator. Die Weine aus dieser Region erfreuten sich früher großer Beliebtheit und wurden sogar auf der Titanic serviert. Imperator belebt diese Tradition seit kurzem und darf sich damit rühmen das erste Weingut in Serbien zu sein, das ein Bio-Zertifizierung erhalten hat.
Der Name Imperator ist eine Anlehnung an das römische Reich und jeder der Weine ist nach einem Feldherrn benannt, der in Serbien geboren wurde.
4. Kabinet Craft Beer
In Nemenikuce, kurz vor den Toren von Belgrad, hat sich die junge Craft-Bier-Brauerei Kabinet niedergelassen und wir haben die Möglichkeit, den gerade erst neu eröffneten Taproom mit Restaurant zu besuchen. Fast könnte man sich in Kalifornien wähnen, so schön ist der Blick über die weiten Hügel, die warme Herbstsonne fällt durch die große Fensterfront und im Gastraum tummeln sich hip angezogene Mittdreißiger mit neuen Sneakern und großen Sonnenbrillen.
An der großen zentralen Bar gibt es 15 hausgebraute Biere zu verkosten – von Pale Ale über NEIPA bis zu Ingwerbieren. Alle Etiketten werden von wechselnden Künstlern designt und auch eine Kollaboration mit den dänischen Brauern von Mikkeller ist in der Flasche erhältlich.
5. Restaurants Iva und Iris
Der junge Koch Vanja Puškar eröffnete sein erstes Restaurant „Iris“ 2016 in der Belgrader Innenstadt. Im März 2019 folgte „Iva”, in dem es mit À-la-carte-Gerichten etwas legerer zugeht. Seinen Küchenstil in beiden Läden beschreibt er als New Balkan Cuisine und bedient sich ohne Haltmachen an Landesgrenzen aus vielen Regionen, in denen er immer mit lokalen Produzenten zusammen arbeitet. So werden viele Produkte wie ein Brie aus Ziegen- und Kuhmilch speziell für ihn produziert.
Sein Anliegen ist es, die lokale Küche zu modernisieren und Kochtraditionen neu zu beleben. Den Anstoß dazu lieferte seine Ausbildung zum Koch, während der alle seine Kommilitonen nach französischem oder italienischem Vorbild kochen wollten. Wieso nicht die Küche des Balkans neu beleben, die lokale und saisonale Vielfalt zelebrieren, dachte er sich – und zählt inzwischen zu den bekanntesten Köchen des Landes.
Mehr Infos zu Serbien – Reisen, Kultur, Natur – gibt es hier.
Hinweis: Diese Pressereise erfolgte auf Einladung der serbischen Tourismusorganisation. Die Reisekosten wurden vom Veranstalter übernommen. Auf den Inhalt der Berichterstattung wurde zu keinem Zeitpunkt Einfluss genommen.
1 Kommentar
Hallo Susanna,
gerade entdecke ich Deinen Serbien-Beitrag. So eine schöne Erinnerung an unsere Reise durch die Restaurants, Weinkeller, Destillerien, Plantagen und Fabriken rund um Belgrad! Ich könnte grad schon wieder nach Serbien fahren. Aber erst muss ich auch über Essen und Trinken in Serbien bloggen. Morgen … ;-).
Liebe Grüße, Beate