Seit 50 Jahren stattet der Familienbetrieb GO IN die Gastronomie, Hotellerie und viele weitere Branchen mit hochwertigen Möbeln aus. Was 1972 als kleines Geschäft für Accessoires in München begann, ist längst ein großer Mittelständler: Über 90 Mitarbeitende beschäftigt das Unternehmen am heutigen Firmensitz in Landsberg am Lech.
Anlässlich des runden Geburtstags haben wir mit Geschäftsführer Nicolai Reisenthel und seinem Bruder Maurus, der verantwortlich für das Produktdesign des Hauses ist, ein Interview geführt. Sie leiten das Haus in zweiter Generation; ihr Vater Godobert hatte GO IN 1972 als kleines Boutique-Geschäft in der Münchner City eröffnet. Er verkaufte zuerst gar keine Möbel, aber ein Bugholz-Stuhl im Schaufenster – zur Dekoration dort platziert – weckte das Interesse von immer mehr Kund*innen. Der clevere Geschäftsmann besorgte Nachschub des Modells aus Paris und legte damit den Grundstein für eines der namhaftesten Unternehmen im Bereich Ausstattung für den Gastronomie- und Hotelleriebereich. Den Stuhl gibt es bis heute in der Kollektion, es ist das Modell Gion und steht sinnbildlich für Bistro- und Kaffeehauskultur.
GO IN ist ein Familienunternehmen. Erinnern Sie beide sich an Ihre ersten Begegnungen mit dem Haus in Kindheitstagen?
Nicolai Reisenthel: Ich kann mich besonders gut an das Büro unseres Vaters erinnern. Es war immer mit Katalogen, vielen Musterstücken und interessanten Zeichnungen gefüllt. Unser Vater hatte stets sein Notizbuch dabei, um sich Ideen und Skizzen zu notieren. Der Entstehungsprozess, die vielen mitwirkenden Abteilungen und die Produktionstechniken haben mich als Kind sehr fasziniert. Und über die Zeit haben die vielen Reisen zu Produktionsstätten und Möbelmessen sowie die Mitarbeit im Unternehmen mein Interesse mehr und mehr geweckt.
Maurus Reisenthel: Meine Erinnerungen reichen zurück bis in die späten 1980er-Jahre. Damals betrieb unser Vater zwei Ladengeschäfte in der Münchner Innenstadt. Das vielseitige Sortiment begeisterte mich von Anfang an. Ich verbrachte dort freiwillig unzählige Samstage. Mit neun durfte ich meinen Vater nach Italien begleiten, um den Herstellungsprozess einzelner Möbel detailliert kennenzulernen. Dabei bemerkte ich mit großer Bewunderung sein autodidaktisches Talent, durch schnelle Skizzierung von Entwürfen die Kollektion zu gestalten. In den Folgejahren reiften in mir zwei innere Überzeugungen: Erstens ein Industriedesign-Studium anzustreben und zweitens n die beruflichen Fußstapfen meines Vaters zu treten.
Sie sind beide in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten und haben Führungsverantwortung für GO IN übernommen.
Nicolai Reisenthel: 2016 bin ich in Vollzeit ins Unternehmen eingetreten. Ich bin sehr dankbar, dass ich alle Abteilungen kennen lernen und alle Arbeiten über einige Jahre selbst ausführen konnte. Sämtliche Kollegen haben mich dabei sehr aktiv unterstützt. So zeigte sich mir, wie facettenreich unser Wertschöpfungsprozess ist und mit wie viel Erfahrung und Engagement in allen Bereichen gearbeitet wird. Mit der Übernahme der Verantwortung als Geschäftsführer ab Juli 2018 habe ich meinen Fokus darauf gelegt, noch mehr Verständnis und Wissen aufzubauen, wie wir uns weiterentwickeln müssen.
Wie sah bzw. wie sieht diese Weiterentwicklung aus?
Nicolai Reisenthel: Gemeinsam haben wir es geschafft, uns von nicht mehr Zeitgemäßem zu lösen. Wir haben einige Messen zurückgefahren, den Printkatalog mit der Ausgabe 2019/2020 eingestellt und legen unseren Fokus nun sehr konzentriert auf unseren neuen Webshop und zukunftsweisende digitale Tools. Wir analysieren und bereinigen unser Portfolio und stellen uns die Fragen aus Kundenperspektive. Auf diesen Weg können wir alle zusammen sehr stolz sein. Und ich bin dankbar dafür, dass wir in der schwierigen Coronazeit mit Kurzarbeit und stotternden Lieferketten viel Flexibilität gezeigt und zusammengehalten haben. Alle haben herausragend mitgewirkt.
Maurus, als gelernter Industriedesigner sind Sie für die Entwicklung des Sortiments verantwortlich. GO IN steht für hohe Qualität und anspruchsvolles Design. Wie schafft man es Trends zu setzen, neue Standards zu entwickeln – und die Kunden mitzunehmen?
Wir legen viel Wert auf Ausgewogenheit innerhalb unseres Sortiments: Es soll sowohl kommerziell breit vermittelbare Produkte als auch innovative Anteile bieten. Wenn ein Produkt mit einem hohem Designanspruch zu einem Bestseller wird, freut es mich besonders. Wir verfügen über eine interne Entwicklungsabteilung sowie jahrzehntelange Erfahrung im Möbeldesign und der Einhaltung qualitativer Standards. Damit sind wir in der Lage, Produkte qualitativ und formal zu optimieren, aber eben auch völlig eigenständige Designs zu entwickeln.
Wenn Sie in ein Café oder ein Restaurant gehen, worauf achten Sie dabei besonders? Was zeichnet für Sie eine gute Atmosphäre aus?
Nicolai Reisenthel: Für mich ist ein stimmiges und ansprechendes Ambiente wichtig. Die Erwartungshaltung und der vermittelte Eindruck müssen sich in Angebot und Qualität widerspiegeln. Das heißt unterm Strich: authentisch und fair sein. Per se ist es wichtig, ein Willkommensgefühl zu spüren, eine Atmosphäre von Freundlichkeit und Offenheit. Mir macht es viel Spaß, kreative neue Konzepte zu sehen – von denen wir uns natürlich inspirieren lassen und neue schöne Einrichtungsideen kreieren.
Maurus Reisenthel: Eine gute Atmosphäre zeichnet sich meines Erachtens durch spür- und sichtbare Leidenschaft des Betreibers aus. Auch Systemgastronomien können, sofern ihr Konzept konsequent umgesetzt wird und eine positive Unternehmenskultur herrscht, dem Gast eine angenehme Atmosphäre glaubhaft vermitteln. Persönlich spricht mich ausdrucksstarkes, durchaus mutiges Interieur-Design an. Grundsätzlich stehe ich den unterschiedlichsten Raumkonzepten offen gegenüber, insbesondere wenn sich die spezifische Mentalität eines Ortes mit einer hohen Produktqualität vereint.
GO IN ist ja nicht nur Lieferant, sondern arbeitet eng und partnerschaftlich mit seinen Kunden zusammen. Worauf kommt es dabei an?
Nicolai Reisenthel: Wir wollen stets ein verlässlicher Partner sein, der die Gastronomen und Hoteliers unterstützt und ihnen Arbeit abnimmt. Zurzeit haben unsere Kunden besonders viel mit Themen wie Personalplanung, Arbeits- und Hygieneauflagen und steigenden Kosten zu tun. Weshalb wir ihnen Zeit schenken wollen, indem wir ihnen stimmige Einrichtungswelten präsentieren. Das Einkaufserlebnis soll ihnen Spaß machen und in Erinnerung bleiben. Wir gehen individuell auf ihre Bedürfnisse ein und stehen ihnen auch nach dem Kauf zur Seite. GO IN steht für Produktqualität, Beratung, ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis – und als Familienunternehmen für Partnerschaftlichkeit. Die meisten unser Kunden sind übrigens auch familiengeführte Betriebe.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema unserer Zeit und sicherlich besonders für ein Unternehmen, das einem natürlichen Rohstoff wie Holz arbeitet.
Maurus Reisenthel: Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema schlechthin. Wir versuchen dieser Verantwortung gerecht zu werden, indem wir vermehrt auf den natürlichen Rohstoff Holz aus nachwachsendem zertifiziertem Anbau setzen. Dadurch weisen diese Möbel einen positiven ökologischen Fußabdruck auf. Zudem vermeiden wir nach Möglichkeit lange Transportwege, bevorzugen bei der Produktion europäische Zulieferer und achten auf die Einhaltung unserer überdurchschnittlich hohen Qualitätsstandards. Schließlich ist kaum etwas nachhaltiger als ein hochwertiges und somit langlebiges Produkt, das im Idealfall mehrere Jahrzehnte überdauert. Nicht selten begegnen mir Stühle von GO IN, die seit den Neunzigerjahren tapfer im Einsatz sind! Zukünftig ist eine Steigerung des Anteils recyclebarer Materialen innerhalb unserer Kollektion geplant. Dies setzt jedoch auch die Bereitschaft der produzierenden Rohstoffindustrie voraus, solche innovativen Werkstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten.
Was zeichnet GO IN als Arbeitgeber aus?
Nicolai Reisenthel: GO IN beschäftigt aktuell 90 Mitarbeiter, sieben davon bilden wir zurzeit aus. Wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass es wichtig ist, mehr Freiheiten zu gewähren, zum Beispiel das Arbeiten im Homeoffice. Und auch, eine gute Kommunikation und die Struktur von Arbeitsprozessen mit kollaborativen Methoden – Stichwort agiles Arbeiten und Projekttools – in Einklang zu bringen. Das muss gut koordiniert, kommuniziert und balanciert werden, um Eigenentwicklung, Verantwortlichkeit und Selbstständigkeit zu fördern. Nun wollen wir, da es endlich wieder möglich ist, gemeinsame Erlebnisse wieder mehr in den Fokus stellen: Ausflüge, Sportveranstaltungen und Zusammenkünfte – wie unseren Tag der offenen Tür am 16. Juli 2022.
Und was kommt als nächstes bei GO IN, woran arbeiten Sie zurzeit?
Nicolai Reisenthel: Wir arbeiten derzeit an unserer Unternehmensstrategie 2025. Daraus ergeben sich viele interessante und spannende Projekte. Was sich schon sagen lässt: Der Fokus liegt auf Kundenorientierung, mehr Nachhaltigkeit und einer ambitionierten Roadmap mit hohem digitalem Fokus.
Maurus Reisenthel: Nicht zuletzt aufgrund der beiden zurückliegenden, äußerst herausfordernden Jahre möchten wir unseren Fokus wieder verstärkt auf unsere Kernzielgruppen richten: die Gastronomie und die Hotellerie. Unser Sortiment richten wir sich konsequent an den Bedürfnissen dieser Kunden aus. Ein gutes Beispiel dafür ist unser neues, exklusives Levelingsystem für Outdoormöbel – der Außenbereich wird bekanntlich immer wichtiger. Gerade bringen wir die neue Kollektion 2023 auf den Weg und beschäftigen uns bei manchen Neuheiten schon mit der Saison 2024. Es bleibt bunt, spannend und innovativ bei GO IN!
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