Gastronomien, die keinen eigenen Lieferdienst haben, können seit einiger Zeit und in immer mehr Städten den Service von externen Dienstleistern nutzen, die eigene Fahrer haben. Besonders „Foodora“ und „Deliveroo“ liefern sich einen harten Wettbewerb und buhlen um die Gunst der Gastronomien. Damit Delivery ein Umsatz- und Imagebringer für Restaurants wird, sollten aber einige Dinge beachtet werden. 7 Tipps.
1. Lieferdienste ausprobieren
Die Food-Bilder auf den Plakaten, City-Lights und Flyern (die leider überall in den Straßen der Städte rumfliegen) sind schön und schmackhaft. Aber wie sieht die Realität aus? Wird das Bestellte ansehnlich und ggf. heiß überbracht? Wenn Sie die Zusammenarbeit mit einem Lieferdienst erwägen, bestellen Sie sich was zu essen. Von einem Restaurant, dessen Speisen Sie kennen. Beide neuen Lieferdienste (auf lokaler Ebene können weitere Wettbewerber wie z.B. „Resto-in“ in Berlin und Hamburg im Markt sein) wollen sich mit einem Portfolio aus Restaurants oberhalb von Pizza und Imbiss von bisherigen Delivery-Diensten abgrenzen. Ob das klappt, sehen und schmecken Sie erst, wenn Sie zu Hause die Schalen und Deckel öffnen. Fairerweise sollte mehrfach getestet werden.
2. Abwägen
Ganz einfach: Macht ein externer Lieferdienst für Ihr Konzept Sinn? Können und wollen Sie dadurch zusätzlichen Umsatz generieren (dazu unten mehr), Image aufbauen, neue Zielgruppen ansprechen? Ist es „selbstähnlich“? Hierzu sollten Sie auch Mitarbeiter und Gäste befragen. Die Antwort kann auch Nein lauten.
3. Verhandeln (Teil 1)
Ob Sie nun auf einen Dienst zugehen oder dieser auf Sie zukommt: Wenn Sie eine Kooperation erwägen, verhandeln Sie selbstbewusst. Oft werden Provisionen von 30% verlangt, manche Betriebe zahlen mehr, andere deutlich weniger – je stärker und strahlkräftiger Ihre Gastronomie-Marke ist, desto besser ihre Position. Vereinbaren Sie Exklusivität (viele Betriebe nutzen beide und weitere Lieferdienste parallel), können Sie vermutlich einen noch besseren Kurs ausmachen. Hohe Provisionen schmälern – auch wenn es out-of-home ist und somit nur 7% MWSt. sind – Ihre Marge. Viele Betriebe nehmen deshalb für die Produkte, die sie liefern, einen Aufpreis bzw. haben zwei Preise (einen regulären auf der eigenen Karte, einen höheren auf der Webseite des Dienstes). Hinzu kommt, dass derzeit pro Bestellung ca. 2,50 Euro Gebühr vom Kunden an den Dienst entrichtet werden. Da kommt schnell ein für den potentiellen externen Gast unattraktiver Endpreis heraus.
4. Verhandeln (Teil 2)
Die Provision ist eine Sache, die andere die Unterstützung: Welche Marketing-Leistungen zum Beispiel bietet Ihnen der Lieferdienst? Konkret: In Berlin werden je nach Stadtteil angesagte Restaurants, z.B. „Berlin Burger International“, der mit dem Lieferdienst „Deliveroo“ arbeitet, auf dessen großen 18/1-Plakaten beworben – die Gastro-Marke steht dabei im Vordergrund. Werbung, die sich eine Gastronomie sonst selten leisten kann bzw. gar nicht an die Werbeflächen gelangen würde. Weitere Möglichkeiten: Online-Marketing, Produktion hochwertiger Food-Bilder, vielleicht sogar ein Image-Video (das macht „Foodora“ mit seiner Reihe „Foodoracle“)? Oder vielleicht gibt es beim Lieferdienst jemanden, der Ihr Team fit darin macht, ein optimales Delivery-Produkt zu schaffen, von der Auswahl der Speisen über spezielle Mise-en-Place bis zum Packaging?
5. Produkte selektieren
Kooperation eingetütet? Gut. Aber welche Speisen wollen Sie liefern lassen? Alle? Auch die Suppen? Oder nur die Suppen? Prüfen Sie, welche Speisen/Gerichte sich für den Lieferweg und das „Servieren“ außerhalb Ihrer Gastronomie eignen und keinen Qualitätsverlust (Frische, Präsentation etc.) erleiden. Verzichten Sie gegebenenfalls auf aufwändig zuzubereitende Speisen. Mit Getränken können Sie auch außer Haus gute Umsätze machen.
6. Bestellen Sie Ihr Essen, regelmäßig
Immer, wenn mir ein Gastronom erzählt, dass er mit A oder B zusammenarbeitet, frage ich ihn: Und, hast du dir dein Essen schon mal selbst bestellt? Selten kommt ein Ja. Aber genau diese Qualitätskontrolle braucht es! Ordern Sie oder jemand anderes für Sie über den Kooperations-Lieferdienst Ihr Essen. Denn Sie wissen hoffentlich genau, wie es aussehen und schmecken sollte. So können Sie auch überprüfen, ob das Packaging ansprechend ist, warm hält und Speisen nicht ver- und ineinanderrutschen, zerbrechen oder zerbröseln. Und ob der Lieferant/Fahrer Ihr Unternehmen als „externer Mitarbeiter“ am „externen Gast“ gut repräsentiert. (So gut er das eben kann mit Radlerhose oder Alltagslook. Mit schmalem Anzug und schickem Schlips wie beim „Resto-in“-Vorgänger „Bloomsburys“ kommt heute leider kein Fahrer mehr.)
7. Nutzen Sie die Anlieferung für mehr als nur die Anlieferung
Jedes Mal, wenn ein Lieferdienst Ihr Essen in eine Wohnung, ein Büro oder wo auch immer hinbringt, macht Ihr Restaurant einen Hausbesuch. Und nicht selten kommt Ihre Gastro-Marke dabei zum ersten Mal mit einem „externen Gast“ in Kontakt – weil dieser noch nie bei Ihnen im Restaurant war, da ja eigentlich immer schon mal hinwollte, aber jetzt sind Sie ja zu Hause bei ihm, wie bequem. Werben Sie für Ihren Betrieb: Stecken Sie doch eine Visitenkarte mit in die Liefertüte. Oder besser noch eine spezielle Karte à la „besuchen Sie uns in unserem Restaurant“ oder vielleicht (wenn der Lieferdienst nichts dagegen hat, s. auch Punkt 4) laden Sie ihn sogar mit einem Kärtchen auf einen Gratis-Crémant beim nächsten Besuch ein? Es kann auch ein handgeschriebenes „Dankeschön“ sein, der Klassiker auf der Rechnung. Oder ein hausgemachtes Bonbon? Je mehr Sie den Kunden, der Ihr Essen nicht in Ihrem Restaurant einnimmt, so betrachten und behandeln, als würde er es tun, desto mehr binden Sie ihn auch auf diesem indirekten Wege an sich.
Es geht um Ihre Marke und Ihren Betrieb, da können die Lieferdienste noch so knallig werben – das Produkt bieten Sie, der Gast ist Ihrer, der Lieferdienst ist der Mittelsmann.
Foto: Lieferdienst via Shutterstock
5 Kommentare
Vielen Dank für den Tipp bei Verträgen mit Lieferdiensten gut zu verhandeln. Hilfe beim Marketing zu bekommen, finde ich ist dabei ein guter Vorschlag. Aufgrund der neuen VO EU 10/2011 Spezifische Migration mussten wir auch mit unseren Lebensmittellieferanten wegen dem Plastik verhandeln.
Vielen Dank für den Beitrag zu Lieferdiensten! Mein Sohn führt ein Asia Restaurant und möchte nun auch einen Lieferdienst anbieten! Gut zu wissen, dass man die Anlieferung auch zur Eigenwerbung nutzen kann und den Kunden zum Beispiel eine Visitenkarte mit in die Liefertüte packt!
Mein Restaurant wählt momentan auch einen neuen Lieferdienst. Mit Ihren Tipps fühle ich mich für die Verhandlungen gut vorbereitet. Ein großes Thema werden auch die Wartungsarbeiten beim Lieferdienst sein.
Ich werde bald meine eigene Gastronomie öffnen und informiere mich gerne über das Thema, um neue Ideen und Tipps zu sammeln. Daher bin ich auf deinen Beitrag gestoßen und finde deine Tipps sehr interessant und sehr hilfreich! Ich werde auf jeden Fall sie im Kopf behalten. Danke!