Alle Jahre wieder – 2019 zum bereits 12. Male – waren wir für euch auf dem BCB unterwegs auf der Suche nach neuen Produkten. Und weil wir auf dem Event so viel Power ohne Prozente entdeckt haben – der Trend rollt –, machen wir dieses Jahr ein alkoholfreies Special.
Wobei sich vieles von dem, was wir gespottet haben, auch mit Spirituosen kombinieren lässt. No ABV, Low ABV, Very ABV – schaut und schmeckt einfach selbst. Here we go, cheers!
1. Undone
Schick sehen sie schon aus, die Flaschen von Undone aus Hamburg – es könnten glatt neumodische Spirituosen sein, aber auch hier: null Prozent, ein weiteres Post-Alkohol-Destillat. Man wolle mit dem Produkt seinen Beitrag dazu leisten, dass bis 2025 ein Fünftel weniger Alkohol auf der Welt getrunken werde, ist auf der Webseite zu lesen. Okay, wie schmeckt’s? Vier Sorten gibt es derzeit: „No. 1 Sugar Cane Type“ (Rum-Ersatz), „No. 2 Juniper Type“ (statt Gin), „No. 7 Italian Bitter Type“ (statt Amaro) und „No. 8 Italian Aperitif Type“ (statt Wermut). Nummer zwei ist okay, Nummer eins nicht ganz meins, meine Favoriten sind Nummer 7 und 8. Und ja: Man kann einen ganz netten, alkoholfreien Negroni aus den Produkten mixen. Bleibt noch eine Frage offen: Was und wo sind Undone Nummer 3 bis 6?
2. Gemellii Bitter XXVI
Dieses Neuprodukt hier kommt aus Frankfurt, es hat – kann sich denken, wer die römischen Zahlen noch drauf hat – 26 Botanicals und wird mit mexikanischer Agave als Süßelieferant vermählt. Die beiden Gründer sind Zwillingsbrüder, „gemelli“ heißt Zwillinge auf italienisch, sie haben italienische Wurzeln. Das „ii“ zieht sich durchs ganze Flaschendesign, erkennt man, wenn man mal genau hinschaut. Schön, schön, und wie ist der Geschmack? Unserer Meinung nach recht großartig, der Bitter ist ein Standalone-Drink und mixen kann man ihn natürlich auch, zum Beispiel mit (alkoholfreiem) Prosecco. Von den Gebr. Gemelli gibt es auch drei Tonic-Sorten: „Indian Tonic“, „Bergamot Tonic“ und „Blueberry Tonic“.
3. The Bitter Note
Man sagt ja immer, ein Digestif fördere die Verdauung nach einem guten Essen. Tatsächlich sind es die Kräuter, die das tun. Man könnte also auch einen Kräutertee trinken. In dem Sinne ist dieses Produkt ein Kompromiss: Es ist ein alkoholfreier Digestif mit Bitterwurz, Minze, Rhabarber und weiteren Botanicals. Logischerweise fehlt bei The Bitter Note aus Italien das Wärmende eines alkoholischen Trunks, aber die süßliche Kräutermixtur erinnert tatsächlich an einen typischen Bitter. Ganz in Ordnung!
4. Fluère
Fluère war letztes Jahr schon da – allerdings nur mit einer Sorte. Jetzt sind es schon drei nichtalkoholische Spirits, neben dem Botanical-Erstling ein süßlicher „Raspberry Blend“ und ein „Spiced Cane Dark Roast“, der uns von den beiden Neuen deutlich besser gefällt – ein spannender Rum-Ersatz. Mit Ginger Beer wird ein sehr vernünftiger „Dark & Stormfree“ draus, oder wie man eine solche Kreation auch immer nennen könnte.
5. Element Shrub
Getränke auf Basis von Essig haben in den USA eine lange Tradition. Schon im 18. Jahrhundert wurden sie – ein Mix aus Wasser, Essig, Zucker/Honig und Ingwer – als Erfrischung bei der Feldarbeit als „Haymaker’s Punch“ getrunken. Element Shrub aus den USA ist ein Mix aus Früchten, Apfelessig, Zucker sowie Gewürzen und Kräutern. Aktuell gibt es acht Sorten von Cranberry-Hibiskus über – funky pikant – „Honeydew-Jalapeno“ bis Blutorange-Safran als konzentrierte Mix- oder Kochzutat sowie fünf trinkfertige Versionen. Wie sich mit diesen Shrubs feine Drinks mit und ohne Alkohol mixen lassen, steht auf der Webseite.
6. Big Drop Brew
„To Drink. Not to be drunk“ – ist der coole Claim von Big Drop Brew aus Ipswich in England, einer noch ganz frischen, nämlich erst 2016 gestarteten Brauerei, die ausschließlich alkoholfreie Biere braut. Das Sortiment deckt das halbe Craft-Bier-Spektrum ab – Lager, IPA, Stout, Brown Ale, sogar ein Sour gibt es. Wir haben alles probiert, das Sour und das Stout sind unsere Favoriten. Immer? Nicht immer, aber … ihr wisst schon.
7. Small Beer Dark Lager
Ja, okay: 1 Prozent, das ist nicht alkoholfrei, das ist – ja was denn eigentlich? Wir kennen kein deutsches Produkt mit dieser Zahl zwischen allen Stühlen. Small Beer heißt die Firma hinter dem „Dark Lager“ mit nur einem Prozent Alkohol, das trotz des kaum vorhandenen Geschmacksträgers Alkohol recht kraftvoll, malzig, schokoladig und mit Kaffeenoten daher kommt. Und wie man sieht, haben auch die anderen Biere der Londoner Microbrauer unter drei Prozent, also so just mal viel wie ein Radler. Spannend.
8. Soda Libre The Elderflower
Letztes Jahr debütierten die Hamburger von Soda Libre mit ihrer Basilikum-Limonade „The Basil“ auf der Messe, dieses Jahr stellen sie das zweite Produkt vor: The Elderflower. Lieblich-holundrig, natürlich, nicht zu süß. Erfrischend und sicher auch ein interessanter Filler.
9. Balis Tiki
Vom Norden in den Süden: Die Basilikum-Limonade von Balis aus München haben wir vor, auch schon wieder drei Jahre her, im Warenkorb vorgestellt. Jetzt gibt es den ersten Line Extender: Tiki ist ein Mix aus Ananas, Minze und Kokosnusswasser. Fruchtig, aber nicht zu süß, lässt sich pur sehr gut trinken und gemixt – freilich – mit Rum oder vielleicht auch dem Rum-Ersatz aus Nummer eins oben? Und, so hört man, auch gut mit dem Baijiu von Ming River, weil der ohnehin schon ananassig schmeckt.
10. Real Kombucha
Kombucha ist hierzulande ja eher so ein Morgen- oder Tagesding – was Gesundes für den Körper halt. Dass Kombucha sich auch als alkoholfreier Ersatz für Weißwein, Sekt/Prosecco oder Cicer eignen kann, stellt Real Kombucha ziemlich beeindruckend unter Beweis. Der Geschmack kommt aus sich selbst heraus, nämlich aus den der drei zugrunde liegenden Teesorten „Dry Dragon“ (Grüntee), „Royal Flush“ (Darjeeling) und „Smoke House“ (chin. Schwarztee mit leichter Rauchnote) und ohne zusätzliche Flavours. In der Heimat UK hat man schon viele Spitzenrestaurants von sich überzeugen können. Uns auch.
11. Bar ´Djus
Was für den Kombucha gilt, gilt auch für den Cold Pressed Juice: Auch den verortet man eher im Tagesbereich. Aber dieser hier will auch lieber an die Bar, in Drinks mit und ohne Prozente: Bar ‚Djus aus Dänemark. Kalt gepresst, unbehandelt, zweifach gefiltert, abgefüllt und auf Eis gelegt. Auf diese Weise ist er im Gegensatz zu herkömmlichen kaltgepressten Säften nicht nur ein paar Tage, sondern ein ganzes Jahr haltbar. Das ist natürlich mit Energiekosten und -aufwand verbunden, aber geschmacklich schon klasse. Gibt es derzeit in den Sorten Zitrone, Limette, Ingwer und Pink Grapefruit.
12. Herbie Virgin
Wir bleiben in Dänemark. Dieser „alkoholfreie Gin“ soll schon letztes Jahr auf dem BCB gewesen sein, wir haben ihn übersehen. Jetzt aber: Neben zwei Gins gibt es von Herbie auch den Virgin, der fast keine Prozente hat (genau: 0,05) und eine klar wacholdrige Note aufweist. Wie bei allen Produkte dieser Art macht das Purtrinken wenig Sinn, aber mit einem Tonic Water gemixt umso mehr. Erfrischend. Und interessant: Angeblich macht der Verkauf dieses Produkts in Dänemark bereits 30 Prozent des Range-Umsatzes aus, erfuhren wir am Stand. Die sind schon etwas weiter, die Dänen.
13. Gimber
Seit einiger Zeit sieht man ja diese ganzen Ingwer-Shots im Supermarkt-Kühlregal stehen. Gimber aus Belgien ist auch ein hoch konzentriertes Getränk auf Basis von (peruanischem) Ingwer. Allerdings dafür gedacht, es entweder mit Wasser aufgefüllt zu trinken oder es für Drinks mit und ohne Alkohol zu verwenden. Mit einem Soda verlängert, dürfte es auch eine spannende Ginger-Beer-Variante sein: ähnlich kraftvoll, aber nicht so süß. Auch zum Kochen wird es herstellerseitig empfohlen.
14. Humboldt Freigeist
Nur kurz nach dem Launch von Humboldt Gin im Frühsommer legen die Spreewood Distillers aus Schlepzig nun bald eine alkoholfreie Variante nach: Humboldt Freigeist mit – klar – ordentlich Wacholder, dazu gesellen sich Orangenschale, Zimtrinde und weitere Botanicals. Zusammen mit Tonic Water sehr amtlich und erhältlich voraussichtlich ab November/Dezember.
15. Seedlip Aecorn
Die Pioniere der alkoholfreien Spirituosen haben eine zweite Range auf den Markt gebracht: Aecorn Aperitifs. Man merkt, dass die Briten schon so etwas wie Erfahrung in der Herstellung dieser noch so jungen Kategorie haben. Kraftvoll, mit viel Körper und sehr erwachsen kommen die drei Neuzugänge daher. „Dry“ ist in der Tat knochentrocken, „Bitter“ markant bitter und „Aromatic“ erdig-rauchig und deutlich weniger süß als ein roter Wermut. Wir haben gleich mal einen „Nogroni“ mit „Aromatic“, „Bitter“ und „Seedlip Spice 94“ probiert. Er hat uns gut geschmeckt.
Nächstes Jahr wird der BCB in die Messe Berlin umziehen. Mehr Infos hier.