Baba Au Rum: Platz 30 der weltbesten Bars
Je später es wird, desto mehr verlaufen sich die Leute, die den ganzen Tag durch die Straßen des Zentrums spaziert sind. Man trifft sich in einer der vielen Bars oder konzentriert sich traubenweise vor ihren Türen. Das ist problemlos bis in die Abendstunden möglich, weil man als Gastronom im historischen Kern von Athen meist keine Nachbarn hat, die schlafen wollen. Vom Glück, seine Gäste nicht in einem Wohnviertel empfangen zu müssen, profitiert auch Thanos Prunarus. Seine „Baba Au Rum“ sticht, nur drei Gehminuten von „The Clumsies“ entfernt, als weiteres international gefeiertes Highlight aus Athens vielseitigem Nachtleben hervor.
Würde man rein nach der Dichte der Bars gehen, die sich in dieser Nachbarschaft angesiedelt haben, hätte Prunarus haufenweise Konkurrenz. Doch „Baba Au Rum“, aktuell auf Platz 30 der World’s 50 Best Bars, ist schon auf den ersten Blick etwas ganz Besonderes: gemütlich eingerichtet, angenehm beleuchtet und bis in die letzte Ecke mit gut gelaunten Besuchern gefüllt. Was macht das Lokal aus – mal abgesehen vom Rum, der an dieser Adresse in einer Vielfalt vertreten ist, welche junge Gäste ohne viel Vorwissen ebenso glücklich macht wie einen Connoisseur, der die Spirituose am liebsten genießt wie einen reifen Cognac?
Von der Avantgarde inspiriert
„Die größte Inspiration war tatsächlich die Liebe zu Old-School-Cocktails aus dem 19. Jahrhundert, die in den 2000er-Jahren noch kaum jemand kannte“, erklärt Prunarus. „Baba Au Rum sollte nie eine Institution für nur eine bestimmte Klientel werden. Stattdessen wollte ich eine Bar aufmachen, wo jeder herzlich willkommen ist, der unsere Fine-Drinking-Vision und den Spaß dahinter teilen kann.“ Eröffnet hat Prunarus diese 2009 – mit elf Jahren Bartender-Erfahrung. „Damals war unser Nachtleben sehr lebendig, aber die Trinkszene gab relativ wenig her“, erinnert er sich zurück. Ich frage mich, wann bzw. ob die Athener im Laufe der Zeit aktiv nach einer anständigen Barkultur verlangt haben. „Sie haben etwas Neues erwartet“ – und Prunarus hat mit einer der ersten Cocktailbars der Stadt abgeliefert.
Wer diese nicht gleich auf Anhieb entdeckt, sollte die Suche definitiv nicht aufgeben. In der Mitte einer unscheinbaren Seitengasse lässt sie sich dann doch irgendwann erkennen. Ich komme am Freitag kurz nach Mitternacht. Vor der Bar sind alle Sitz- und Stehplätze besetzt, auch im Innenbereich ist einiges los. Erster Eindruck: Das gesamte Ambiente ist wie Instant-Urlaub in Südamerika, eine wahre Experience. Hier finden ganz ungleiche Paare zusammen – große Freundesgruppen und erste Dates, junge und ältere Leute, Griechen und Touristen.
Beste Spirituosen, Bio-Kräuter & exotische Gewürze
Servicekräfte bahnen sich ihren Weg durch das Publikum, aber wohl nur, um das Menü zu verteilen und leere Gläser abzuräumen. Ich bestelle direkt an der Bar, einer der drei anwesenden Bartender beginnt zu mixen und wenig später habe ich zwei sehr stimmige Kreationen vor mir stehen: Der Signature-Cocktail ist laut Karte ein komplexer, aber dennoch ausbalancierter Umami-Daiquiri mit Vanille, süßem Sherry, Limette, Botanicals wie Basilikum und Barcelo Imperial Rum aus der Dominikanischen Republik. Als perfekter Kontrast hält der Smokin’ Mexican her: Mezcal mit frischer Avocado, Agavensirup, geräuchertem Paprika und Limette sowie einem Mix aus schwarzem Rauchsalz und Chilipulver am Glasrand.
Um seinen Drinks das gewisse Etwas zu verleihen, grast Thanos Prunarus die Welt nach den besten Spirituosen ab, bezieht Zutaten von einer Bio-Farm außerhalb von Athen und lässt in einem rund 50 Quadratmeter großen Lab einen Koch und Lebensmitteltechnologen werken. Zum Status-Quo der Athener Barszene meint er: „Gerade junge Leute fanden sehr kreative Wege aus der Krise, sodass es mittlerweile einfacher ist, in Athen einen guten Negroni mit einem Lächeln serviert zu bekommen als in Paris.“ Und wem der Sinn zwischenzeitlich doch nach etwas Antialkoholischem steht, findet in der Karte ein paar spannende Alternativen zu klassischen Cocktails und avantgardistischen Drinks.
Baba Au Rum
Klitiou 6
105 60 Athen
MoMix Bar: Molekularvergnügen
Wer ein weiteres Highlight besuchen und im Zuge dessen in die erste Molecular Bar von Athen möchte, muss ins Viertel Kerameikos. Bei Tageslicht, so wird mir erzählt, treiben sich hier Schauspieler und andere Künstler inmitten von kleinen Theatern, Galerien und unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden herum. An einem Samstag kurz vor Mitternacht ist von diesem Charme ehrlicherweise wenig übrig. Dunkle Straßen wirken verlassen – und auch die eben erwähnte Bar scheint auf den ersten Blick vollkommen leer zu sein. Ich werde von einem Seater empfangen, der mich selbstbewusst durch den Innenbereich des Lokals führt, um mich mit dem richtig gut besuchten, bunt dekorierten und mit Bäumen bepflanzten Hinterhof der „MoMix Bar“ zu überraschen.
Die Bar von Aris Chatziantoniou gibt’s hier schon seit 2012. Ihr Schwerpunkt liegt auf Molecular Mixology – also dem Gast außergewöhnliche Cocktails zu präsentieren, die er teilweise vielleicht gar nicht trinken kann, sondern essen soll. Mit diesem Konzept mussten die Athener – insbesondere zu Krisenzeiten – erst warm werden: „Es war eine harte, aber auch kreative Periode für Griechenlands Barszene. Wenn man davon ausgehen muss, dass insgesamt viel weniger Leute ausgehen, muss man innovativ sein, was das eigene Angebot angeht“, so Chatziantoniou.
MoMix Lab: Experimente von Experten
Was hat sich denn seither wirklich geändert? „Athen war immer schon voll mit Bars. Der Unterschied ist, dass diese Bars in den letzten zehn Jahren im Zusammenhang mit ihrem Angebot viel professioneller geworden sind.“ Wie schon Prunarus spricht auch der Mixologe Chatziantoniou eine Fine-Drinking-Kultur an, die sich maßgeblich darauf auswirkt, aus welchem Grund man eine Bar besucht. Früher spielte Musik eine große Rolle, es wurde viel getanzt. Heute kommt man vor allem wegen der guten Drinks. Diesbezüglich geht Chatziantoniou mit seiner Molecular Mixology einen sehr eigenwilligen Weg – und natürlich kommt auch hier ein bareigenes Labor ins Spiel.
Im Rahmen meines Besuchs darf ich einen Blick ins MoMix Lab werfen. Dahinter steckt ein küchenähnlicher Ort, wo ein Innovationsteam – bestehend aus Konditoren, Sommeliers, Chemikern, Biologen und sogar einem Arzt – u.a. mit Destilliergeräten, Zentrifugen, Öfen, Evaporatoren, einem Thermomix und Homogenisiergerät experimentieren darf. Hier werden auch die sogenannten Bubbles hergestellt, für die Hydrokolloide miteinander reagieren. Kurzum: Der Cocktail kommt in Shotgröße, verpackt in einer ballförmigen Gelhülle, präsentiert auf einem Löffel. Das Resultat ist überraschend andersartig und eine komplexe Geschmacksexplosion im Mund.
Das Auge trinkt mit
Ich nutze die Tatsache aus, dass Chatziantoniou offizieller Metaxa-Ambassador ist und bestelle einen Megroni, für den Metaxa seinen speziellen, süßen Wein zur Verfügung stellt, den man regulär gar nicht kaufen kann. Wem das an einer heißen Athener Sommernacht zu schwer ist, ist mit einem Metaxa-Sour wie dem 12 Stars of New York besser dran. Was wird bei MoMix sonst noch serviert? Cocktails, die wild vor sich hinrauchen. Holzboxen, in denen mehrere Reagenzgläser mit buntem Inhalt stecken. Und ein kleines Spektakel namens Saganaki in a pan – ein Crossover aus Dessert und Cocktail, direkt am Tisch vom Kellner (ja, die gibt es hier) in einer Pfanne flambiert.
Mehr als in den Bars, die ich zuvor besucht habe, hat man im „MoMix“ das Gefühl, dass sich die Leute – auch Service und Gäste – gut kennen. Das Miteinander ist auffällig herzlich. Spätestens in diesem Environment wird mir klar, wie wenig die Griechen in Gruppen, tagsüber genauso wie abends, im Gegensatz zu anderen Städten ihre Handys zücken. Was erstmal etwas banal klingt, trägt definitiv zum einzigartigen Vibe innerhalb der Athener Barszene bei. Mein Fazit: Sie steckt voller Tatendrang und Einfallsreichtum, Liebe zum Detail und einem Gemeinschaftsgefühl, das einem Konkurrenzkampf erst gar keine Chance lässt.
MoMix Bar Kerameikos
Keleou 1
104 35 Athen
Was uns noch empfohlen wurde:
Noel: The Holiday Bar mit gutem Essen
Drunk Sinatra: All-day-Bar voller Referenzen an die Hollywood-Legende
The Bank Job: stylisches Lokal mit Hang zum Verbrecherischen
Hinweis: Diese Pressereise nach Griechenland wurde von Metaxa durchgeführt. Die Reisekosten wurden vom Unternehmen übernommen. Auf den Inhalt der Berichterstattung wurde zu keinem Zeitpunkt Einfluss genommen.