Eine Bar-Tour durch Dublin, Teil 1: Sitting Room, Peruke & Periwig, 37 Dawson Street

von Laura Klingenberg
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Das „37 Dawson Street“ in Dublin

Trinken gehen in der irischen Hauptstadt: Es müssen nicht immer Pubs sein, Dublin hat auch eine spannende Barszene zu bieten. Hier ist Teil eins von zwei unseres Bar-Tourberichts von der grünen Insel – mit Tipps und Cocktailrezepten von den Bartendern.

1. Sitting Room at Delahunt

Schon James Joyce beschrieb das Delahunt in seinem 1922 veröffentlichen Buch „Ulysses“ mit den Worten: „Delahunt of Camden street had the catering of Dublin (…) port wine, sherry and curacao to which we did ample justice.” Das Restaurant Delahunt mit seiner High-End-Cocktailbar Sitting Room liegt fernab der Touristenmeile, jedoch immer noch im Zentrum Dublins. Das Restaurant legt großen Wert auf seine traditionell irische Küche, die unter anderem für ihren selbst geräucherten Lach und das Guinnessbrot bekannt ist. Die Tore zur Speakeasy-Bar Sitting Room im ersten Stock öffnen sich mit der Frage: “Can I be shown upstairs please? I would like to see The Slovak Rhino”, was so viel heißt wie: “Dürfte ich nach oben gehen? Ich würde gerne das slowakische Nashorn sehen!”

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Von hier aus hat man einen tollen Blick auf das Straßengeschehen

Blickpunkt der Bar im Obergeschoss ist das eindrucksvolle Erkerfenster,  von welchem man das rege Treiben auf der Camden Street beobachten kann. Die mit Stuck kunstvoll verzierten Decken, die original Vintage-Möbel, die Holzverkleidung an der Wänden und der alte Kamin lassen ein heimisches Gefühl aufkommen. Auffällig waren die großen Eiswürfel in meinem Negroni, in welchem durch die spiegelglatten Flächen mein Drink erst richtig zur Geltung kam.

Darren, der Barmanager, erklärte mir, dass sich in der Dubliner Bar-Szene ein ganz besonderer Trend breit macht: Das eigenhändige Zuschneiden der Eiswürfel mit Kettensägen. Sein Barteam machte dafür sogar einen Motorsägenführerschein, um in den Kühlhäusern des Hauses jenes Eis herzustellen. Einzigartig ist zudem die Gravur in den Eiswürfeln.

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Das Barteam arbeitet fürs Eis sogar mit Kettensägen

„Ich würde gerne den Barkeepern in Deutschland unsere Irischen Whiskeys ans Herz legen“, so Darren. „Whiskey Classics wie Old Fashioned, Boulevardiers oder Manhattans sind wunderbar damit herstellbar. Meine Favoriten sind Whiskeys der Middleton Distillery, genauer mit Jameson Original oder Jameson Black Barrel, aber auch mit Green Spot, Redbreast oder Powers Whiskey. Black Bush Bushmills lässt sich ebenfalls gut kombinieren. Für einen “smoky” Whiskey ist der Connemara Single Malt oder Tyrconnell unschlagbar. New kids on the block sind zur Zeit Method & Madness, Roe & Co oder Prizefight!”

Für den Nomyblog gab Darren sein Rezept für den beliebtesten Whiskey-Cocktail der Bar preis. Der „Whiskey Teeling Single Grain“ für den Drink stammt aus der Dubliner Brennerei Walter Teeling, die (mit Unterbrechung) seit 1782 zu den treibenden Kräften in der irischen Whiskeybranche zählt. 

Grande Alexandre

3 cl Teeling Single Grain
3 cl Lillet Blanc
3 cl Eau de Thé
3 Spritzer Rhabarber Bitters
mit Hennessy Fine de Cognac besprühen

Um Eau de Thé herzustellen, brüht Darren jeweils einen Teelöffel Gunpowder, Orange Pekoe und Hibiskustee (es können auch andere Früchtetees verwendet werden) in 500 ml Wasser bei 80°C auf. Dem abgestiebten Tee gibt er 250 ml Zuckersirup, 250 ml kaltes Wasser, 10 cl Wodka, 10 cl Triple Sec und einen Barlöffel Orangenblütenwasser hinzu. 

2. Peruke & Periwig

Nur zehn Minuten Fußweg entfernt befindet sich ein weiterer Hotspot der Dubliner Cocktail Szene, die Speakeasy-Bar Peruke & Periwig. Peruke bedeutet Perücke und soll auf die Geschichte des Hauses verweisen, denn vor 200 Jahren wurden hier noch viele dieser Hauptbedeckungen verkauft. Obacht, der erste Eindruck der Bar täuscht. Nach dem ersten Pint kam Barmanager Andrew die Treppen herunter und führte mich in die geheimnisvolle Welt des Peruke & Periwig ein. Denn die wahre Speakeasy-Bar beginnt erst im Obergeschoss. Dort tragen adrett gekleidete Vollbart-Barkeeper rauchende und brennende Cocktails auf ihren Tabletts, Perücken hängen von den Decken, die Gäste nehmen auf pinkfarbenen Satin-Couches vor massiven Bücherregalen Platz und schwere, rote Gardinen verleihen der Szenerie einen gewissen majestätischen Glamour.

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Geräucherte Cocktails sind eine Spezialtiät des Hauses

Einer der rauchenden Cocktails auf den Tabletts war der herbe „Fashioned by Age“ (Powers Gold Label Irish Whiskey, kanadischer Ahornsirup, Jerry Thomas Bitters und Peychaud’s Bitters). Andrew verriet uns, dass das Räuchern der Drinks eine bestimmte Technik abverlangt. Er verwendet für diese Show kleine Eichenbaum-Holzchips, die er zuvor in Bourbon einlegt: “The drinks are smoked with some toasted Bourbon-Soaked Oak chips”.

Zwei weitere Cocktails, die rauchend serviert werden, sind der die P&P Originals Pass the Dutchies (Salbei infused Tequila, Earl Grey infused Cointreau, Limette, Honig, Wolfschmidt Kummel Likör und Grapefruit Bitters) und der Harry Houdini “Harry Houdini is made with Woodford Reserve Bourbon, Remy Martin VSOP Cognac, Organic Irish Honey syrup, Peychauds and Angostura. It is served in a absinthe rinsed brandy balloon, that is filled with the same aromatic smoke.”

Auf die Frage hin, welchen Whiskey-Cocktail er den Lesern empfehlen würde, gab uns Andrew das Rezept für seinen „Back in Black“, mit dem er 2016 die “All Ireland Jameson Black Barrel Cocktail Competition” gewann. 

Back in Black

3 cl Jameson Black Barrel Irish Whiskey 20ml Galliano
1,5 cl home made Zimt- und Dattelsirups
3 Spritzer Xante Birnenliquör
2,5 cl frischer Zitronensaft

Nach dem Mixen wird der Cocktail in einen geeisten Julep-Becher serviert und mit drei Minzblättern garniert. Auf die Frage hin, welchen Tipp bezüglich Whiskey-Cocktails Andrew für seine Kollegen in Deutschland habe, antwortete er: „Essentiell für einen guten Barkeeper ist ein geschultes Wissen über Whiskey. Barkeeper müssen sich immer folgende Fragen vorab überlegen, bevor sie einen Whiskey-Cocktail mixen: Welche Art Drink willst du kreieren? Soll er eher leicht oder schwer sein? Wie kann sein Profil mit weiteren Zutaten erweitert werden? Will ich einen schweren Pot Still Whiskey mit einer Vielzahl von Aromen und einer öligen Textur verwenden oder eher einen leichteren, fresh blended Whiskey? Für unseren Back in Black haben wir genau das getan. Die cremigen Vanillenoten des Jameson Black Barrel erweiterten wir mit unserem hausgemachten Zimt-Dattel-Sirup.“

3. 37 Dawson Street

Nachdem wir uns von Süden Richtung Temple Bar District durch zwei Speakeasy-Bars durch„gearbeitet” haben, kommen wir zu einem absoluten Schmuckstück der Dubliner Cocktailbars: 37 Dawson Street. Mit den Slogans “We are not just a bar!” und “all is not what it seems” lockt es neugierige Gäste aus aller Welt an. Wie der Name schon sagt liegt 37 Dawson Street in der beliebten Dawson Street in Dublin, fünf Minuten vom Peruke & Periwig, entfernt.

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Wie ein Dandy-Wohnzimmer: 37 Dawson Street

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Blick von der Galerie

Riesige Fenster fluten tagsüber die vier Bars mit Licht. Couches, Hirschgeweihe, gemütliche Kaminecken, Neon-Leuchtröhren und schweren Holz-Bücherregale – ein wahrer Augenschmaus. Besonders verblüfft war ich über den lebensgroßen Büffel inmitten der ersten Bar. Das 37 Dawson Street erinnert mit seiner Einrichtung schon eher an ein Theater als an eine Cocktailbar. Ein heißer Tipp ist der „No. 37 Bloody Mary“, ein Mix aus Wodka und elf unterschiedlichen Gewürzen und Aromen.

Auf der zweiten Etage des Hauses befindet sich ein Fine-Dining Restaurant, das sehr auf seine lokalen Köstlichkeiten stolz ist. Angesagt seien in Dublin zur Zeit sogenannte „sliders“, Mini-Sandwiches und Mini-Burger, erfahre ich. Außerdem lieben die Gäste die Mousses aus Rohschokolade. 

Ein separater, etwas versteckter Eingang führt hinter dem Haus in eine schummrige Whiskey-Bar. Wer sich einen Überblick über irische Whiskeys verschaffen will, ist hier genau richtig. Die Bar bietet neben unterschiedlichen irischen Erzeugnissen auch Scotch, Bourbon und japanischen Whisky an. „Senior Mixologe“ Ciáran Murphy listete uns freundlicherweise das Rezept des signature drinks des Hauses auf:

Ciarán’s Fun Fact 

6 cl Redbreast (12 Year Old Pot Still Irish Whiskey)
1 cl Zuckersirup
2 Spritzer Angostura Bitters
Garnitur: Orangenschale.

Was Ciarán nach eigenem Bekunden schon häufiger feststellen musste: Immer weniger Barkeeper kühlen die Cocktailgläser vor dem Zubereiten. Daher rät er seinen Kollegen in Deutschland: „Das Glas immer kühlen, bevor Sie mit der Zubereitung des Drinks beginnen, indem es mit Crushed Ice befüllen.“ Für den Drink dann – of course – frisches Eis verwenden. 

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