„Wir bewegen uns hier in der Champions League der Beef-Restaurants“, sagt Tarkan Mut selbstbewusst. Der „Executive Director Operations“ der Hasir Group, für alle Restaurants und Hotels des Berliner Unternehmens zuständig, setzt sich kurz zu uns an den Tisch, hier im „Beef GrillClub by Hasir“ am Adenauerplatz. Hasir-Betriebe gibt es mittlerweile viele, insgesamt 16 in Berlin. Man spielt in vielen Ligen, nicht nur in der Champions League: Das 1984 eröffnete Stammhaus in der Kreuzberger Adalbertstraße und das angrenzende zweite Restaurant – nicht wegzudenken aus der „Berliner Gastroliga“. Fragt jemand, wo man in Berlin authentisch türkisch essen könne, dann fällt der Name „Hasir“ praktisch immer. Gegenüber hat man sich mit dem Frontcooking-Konzept „Paglia“ ein bisschen vom „Vapiano“-Erfolgskonzept inspirieren lassen, die Qualität kann sich durchaus sehen und schmecken lassen. In Charlottenburg betreibt man mit „Pascarella“ ein weiteres italienisches Konzept, und schräg gegenüber vom Stammhaus ein Burger-Konzept (sowie einen Ableger davon in der „Mall of Berlin“). „Hasir Burger“ spielte beim letzten Besuch, der zwei Jahre zurück liegt, qualitativ eher in der Kreisklasse. Ob man zwischenzeitlich aufgestiegen ist?
Hotels unter dem Namen „Titanic“ betreibt die Hasir Group auch, in drei Ligen ist man in Berlin vertreten, vom Drei-Sterne-Betrieb am Spittelmarkt bis zum neuen Fünf-Sterne-Hotel „Titanic Deluxe“ an der Französischen Straße. Neben dem „Beef Grill Club“, in dem wir uns befinden, gibt es einen weiteren in der neuen „Mall of Berlin“ und in der Hertha-VIP-Lounge. Auch in der Bundesliga ist man also vertreten, auch nächste Saison, dank ziemlich viel Dusel landeten die Herthaner auf Platz 15.
Zurück zur Champions League. Wir sind gespannt, ob die nun umso höheren Erwartungen auch erfüllt werden. Das Ambiente kann in jedem Falle was: Kupferpfannen und Töpfe über der offenen Küche. Ein imposanter Kühlschrank für die Mastercuts, die hier bei drei bis fünf Grad in 20 bis 24 Tagen, mit Himalayasalz eingerieben, zum begehrten „Dry Aged Beef“ reifen. Angenehme Lichtsetzung im großen Gastraum, dessen Tische ebenso wie der Tresenaufbau am Pass mit Holz aus der Türkei gefertigt wurden – alles Unikate, manchmal etwas uneben, das bringt etwas Berliner Flair in die mondän-nordamerikanische Raumgestaltung. Viele russische Gäste begrüße man, lässt man uns wissen. Zum Beispiel am Nebentisch, die kleine Gruppe bestellt sich zur Vorspeise ein Tartar wie wir, das jeweils Tisch zubereitet wird. Uns serviert man zudem eine Jakobsmuschel mit Rote-Beete-Hummus, gemischtes Marktgemüse und – als sommerliche Vorspeise – Ziegenkäse mit Cantaloup-Melone angegrillt. Wie schmeckt´s? Machen wir´s kurz: Die Champions-League-Vorrunde hat man locker überstanden.
Das Fleisch für den Hauptgang wählen wir nach kompetenter Beratung und Empfehlung durch den freundlichen Servicemitarbeiter an der Theke aus: U.S. Delmonico und ein Filet. Dazu Kartoffelpüree, natürlich hausgemacht mit Trüffelöl und Trüffelstücken, Pimientos und eine kleine Saucenauswahl – die sollte man hinsichtlich des einzigartigen Fleischgeschmacks allerdings nur mal zum Probieren andippen. Dry Aged, das ist das perfekte Zusammenspiel zwischen Festigkeit, leichter Trockenheit, Saftigkeit und Zartheit, vereint Gegensätzliches. Eigentlich passt nichts mehr rein, nachdem uns die letzten Stücke am Tisch geschnitten und auf die Teller gelegt wurden.
Aber ein Finale muss sein. New York Cheesecake? Oder Zitronengras Crème Brûlée? Wir haben uns schon für Letzteres entschieden, da kommt uns die türkische Dessertkultur in Erinnerung. Gibt´s da was? Klar: hausgemachtes Baklava mit Pistazieneis. Wir entscheiden uns um. Runde Sache. Abpfiff.
Keine Frage: Der „Beef Grill Club by Hasir“ kann in der „Champions League“ mitspielen. Das hat internationales Niveau. Wenn man hier überhaupt etwas kritisieren kann, dann vielleicht, dass es fast zu international ist. Das „Berlintürkische“ von „Hasir“ ist kaum zu erkennen. Ja, es gibt ein Angus-Köfte auf der Karte, einen türkischen Salat und Baklava, auch auf der Weinkarte finden sich einige Positionen, schließlich kann die Türkei mit einigen autochthonen Rebsorten aufwarten. Doch insgesamt hält man sich hier mit seinen „Roots“ sehr zurück.
Die Frage wäre nur, an wen diese Kritik zu richten ist. Es hat vermutlich auch etwas damit zu tun, dass der ausgezeichneten und facettenreichen türkischen Küche noch nicht jenes Image zuteil wird, das es eigentlich auch hierzulande längst verdient hat, um es auch im Finest-Dining-Level auszuspielen. Die Gründe dafür? Würden den Rahmen hier sprengen. Aber weil neue türkisch-mediterrane Konzepte, in Berlin und anderswo, aktiv am Imagewandel arbeiten, sieht die Zukunft ganz gut aus. Die Spielstätten, um dahingehend zu gegebener Zeit mitzumischen, und das auf hohem Niveau, hat sich „Hasir“ sich mit seinen neuen Restaurants zweifellos aufgebaut.
Beef GrillClub by Hasir
Kurfürstendamm 72
Am Adenauerplatz
10709 Berlin