Der israelische Star- und Sternekoch Assaf Granit hat ein neues Restaurant. Es heißt Berta und liegt an der Stresemannstraße in Berlin. Es ist sein erstes Restaurant in Deutschland und sein dreizehntes weltweit. Mit dem Berta übersetzt er das Konzept Dinnerparty gekonnt für die Berliner Gastronomie.
Begrüßt wird man im Berta gleich beim Hereinkommen. Schuhe stehen zwar keine vor der Tür, aber einige Gäste, die rauchen und quatschen, wie man es von Bars kennt. Dann führt der Weg in die Küche beziehungsweise an den Rand dieser. Vom Tresen, der die Küche umschließt, lässt sich das Geschehen ausgezeichnet beobachten – ein Abend auf den sesselartigen Barhockern ist quasi ein Abend mitten in der Küche. Dort wird dynamisch herumgewuselt, der Service für die Barplätze findet wie in einer Bar, direkt über den Tresen statt. Die ersten Drinks werden gereicht: Cocktails mit viel Alkohol und viel fruchtiger Süße, ganz so wie es sich für eine Dinnerparty gehört.
Es ist wie ein spannendes Bühnenspiel: junge Köchinnen und Köche mit schnellen Bewegungen, unentwegt wird geschnitten, geschwenkt oder geschickt. Volle Aufmerksamkeit auf beiden Seiten, auf der Bühne und im Saal. An diesem Abend ist es Assaf Granit selbst, der die hereinkommenden Bestellungen von den regulären Tischen lautstark an sein Team durchgibt. Im Chor wird geantwortet, dazu läuft laute Musik – es ist kurz vor Partystimmung.
Erst dem Essen gelingt es, dass sich der Blick auf den Tresen richtet. Denn das goldbraune Kubahe ist rosenförmig und wunderschön. Das briocheähnliche Brot wird mit den Händen abgerissen, mit den anderen am Tisch geteilt und in die dazu gereichten Dips getunkt.
Die nächsten Drinks kommen, dazu immer ausreichend Wasser. Im Stile des Teilens geht es weiter: Der rohe Thunfisch in Tomatensud und der gigantische Salatberg mit allerlei getrockneten Früchten in einem reichhaltigen Tahini-Dressing sind auch für zwei Personen großzügig dosiert.
Zwischendurch gibt es immer wieder eine Runde Shots. Kein purer Alkohol, sondern zitrusfrische Mini-Cocktails für die Gäste am Tresen und das Küchenteam. Gemeinsam wird angestoßen und getrunken. Die Grenzen zwischen Gast und Koch verschwimmen kurz und Dinnerparty-Gefühle kommen hoch.
So auch mit den Desserts, denn derartige Portionsgrößen kennt man sonst nur von Dinnern bei Freunden. Absolut außergewöhnlich sind die frittierten Teigtaschen mit einer Füllung aus einem Mozzarella-ähnlichen arabischen Käse. Diese liegen in einer cremigen Rote-Beete-Soße mit Erdbeeren und süßem Rahm. Es ist ein Wagnis zwischen salzig und süß, das aufgeht.
Im Berta herrscht ist die Art Atmosphäre, die man aus den angesagten Läden in Israel, insbesondere in Tel Aviv kennt. In denen der Service professionell und aufmerksam und gleichzeitig freudig und ausgelassen arbeitet. In welchen das Essen voller Aromen, Farben und internationalen Ideen ist und dennoch locker aus dem Ärmel geschüttelt kommt. Neben gutem Essen geht es im Berta um gute Laune. Und genau das ist es, was Berlin so mag.
Dass die neue levantinische Küche in Berlin riesigen Erfolg hat und einen regelrechten Hype ausgelöste, verwundert nicht. Denn sie ist genau wie die Stadt: laut und bunt und international. Statt beabsichtigt, ist Fusion hier ganz selbstverständlich. Sie missachtet Regeln und Konventionen und feiert das Extrovertierte und die Eskalation. Beide, Berlin und die Levanteküche, lieben Dinnerpartys, denn diese schaffen einen fließenden Übergang in das Nachtleben der Stadt. Und solange es dieses Nachtleben gibt, feiern die Stadt Berlin und die Küche Levantes weiterhin Dinnerpartys zusammen.