Am westlichen Ende, wo der Berliner Ku’damm reich und schön ist, zwischen Luxusboutiquen und Schönheitschirurgen, steht das Haus Cumberland. Im späten Herbst 2021 zog ein Restaurant in das Haus ein – es trägt den Namen „Cumberland Restaurant“ und beerbt damit das „Grosz“.
Von der Decke leuchten prunkvolle Kronleuchter, mit Stuck verzierte Säulen säumen die großen Räumlichkeiten, der Marmor und die petrolfarbenen Samtbezüge glänzen und füllen das Restaurant mit Gemütlichkeit. Es ist jene Form der Gemütlichkeit, die entspannt, aber nicht träge macht.
Ganz genau so, wie es die Küche des Hauses erfordert. Denn für den Genuss der feinen, französischen Küche braucht es Ruhe und die volle Aufmerksamkeit, sie sollte niemals nebenbei gegessen werden. Auf ein Kalbsbries mit Kürbis und Citrus muss man sich nämlich konzentrieren. Zum einen, um das Produkt wertschätzen zu können, zum anderen, um die starken tierischen Aromen verkraften und schließlich genießen zu können. Die feine, fleischige Art zieht sich durch das gesamte Menü und sowohl das Lamm im Hautgang als auch die Königskrabbe in der Vorspeise bestechen durch eine geschmackliche Intensität, die sich den Grenzen des Gefälligen nähert – und wiederum genau dadurch gefällt. Vorwiegend cremige Konsistenzen und frisch am Tisch servierte Soßen verbinden die einzelnen Komponenten auf dem Teller und machen diese äußerst gehobene Küche durch ihre Weiche ein kleines bisschen bodenständiger.
Der Küchenchef des Restaurants, Dennis Melzer, möchte einerseits das alte Küchenhandwerk bewahren, Klassik und Klasse vermitteln, andererseits aber offen sein für neue Einflüsse und Zutaten. So ist der Star des Amuse die japanische Gelbschwanzmakrele Hamachi und die Königskrabbe der Vorspeise wird garniert mit der katalanischen Romescocreme, einer veganen Soße aus Tomate, Knoblauch, Mandeln, Haselnüssen, Brot, Olivenöl, Essig und Wein.
Fernab der Klassik, doch trotzdem klasse, ist das Dessert des Abends. Giuliano Dellamaria ist der Pâtissier des Hauses und sorgt mit seiner süßen Kombination aus roter Paprika, Blaumohn und Honigmelone für Begeisterung. Der letzte Gang des Menüs fällt vor lauter Moderne und Biss aus der Reihe und ist genau das, was es nach der französischen Schwere braucht. Ein finales Canelé sollte es allerdings trotzdem unbedingt noch sein, denn ein besseres wird es in Berlin wohl nicht geben.
Verbunden und beflügelt wird dieser Abend durch die begleitenden Getränken. Denn Sommelier Steve Hartzsch (zuvor im theNOname) kommt mit einer exzellenten Flasche nach der anderen an den Tisch. Sein Wissen über Wein scheint grenzenlos, genau wie der Weinkeller des Restaurants. Mit schweren Weißweinen bis hin zu erfrischenden Rotweinen lässt sich im Cumberland der eigene Geschmackshorizont erweitern und der Trinkgenuss dank den Empfehlungen von Hartzsch auf ein neues Niveau heben.
Zu Speis und Trank verweilt es sich hier gut, doch der Abend bleibt gediegen und maßvoll. Vom Gegenteil gibt es in Berlin ja ohnehin schon genug — das „Cumberland Restaurant hingegen ist einmalig in seiner Art.