Erst Craftbier-Produktion, dann Gastronomie und jetzt Catering: Das Berliner Unternehmen BRLO diversifiziert sich weiter und treibt sein Eventgeschäft mit einem eigenen Team und externen Partnern voran.
BRLO, gesprochen„Berlo“ (altslawischer Name Berlins) ist eine junge Marke im Bier-Business: Es ist gerade einmal zehn Jahre her, seit das Unternehmen gegründet wurde und begann, handwerkliche Biere zu brauen. 2024 ging es richtig los, also genau zu jener Zeit, in der Bierstile wie India Pale Ale (IPA), Porter und Co. auch hierzulande immer bekannter und beliebter wurden.
Schon drei Jahre später eröffnete man im Schöneberger Gleisdreieckpark eine moderne Kombination aus Braustätte und Gastronomie, das BRLO Brwhouse. Ein Langzeit-Popup, aus knapp 40 Übersee-Containern montiert, denn irgendwann wird man die Fläche wohl wieder räumen müssen und könnte das imposante Gebäude dann an einem neuen Ort wieder errichten. Neben dem Brauhaus gibt es heute auch das BRLO Chicken & Beer“ im KaDeWe, die Craftbier-Bar Kaschk by BRLO in Mitte und seit Herbst 2023 den großen Gastropub BRLO Charlottenburg. Das Bier braut man mittlerweile zum Großteil im „Craft Zentrum“ in Spandau.
Stetige Anfragen für Caterings
Die Expansion geht weiter: Neuester Baustein im Konstrukt ist das Eventcatering in externen Locations, das sich aus zwei Impulsen heraus entwickelt hat: Zum einen richtet man schon seit langer Zeit in den eigenen Betrieben, parallel zum laufenden normalen Geschäft, Veranstaltungen aus – Familienfeste und Firmenevents, Biertastings und Brauereiführungen. 350 bis 400 solcher kleinerer Veranstaltungen habe man allein 2023 durchgeführt, erklärt uns Dennis Balcerzak, Verantwortlicher für die Events und Leiter eines fünfköpfigen Teams mit zwei Mitarbeitenden im Office sowie zwei operativen Kräften in der Küche.
Zum anderen stieg die Zahl der Anfragen nach Caterings immer weiter an, erklärt uns Geschäftsführer Ben Pommer, der 2016 zum Unternehmen stieß. Der gelernte Koch war zuvor u.a. im „Landhaus Scherrer“ in Hamburg und bei Nils Henkel im „Gourmetrestaurant Schloss Lerbach“ tätig und leitete in zurück in seiner Heimatstadt Berlin den Streetfood-Markt „Neue Heimat“. „Wir wissen, dass wir mit unserem Produkt überzeugen und dieses auch auf Caterings professionell umsetzen können“, so Pommer.
Aromatische Biere und Gemüseküche
Das Produkt, das Pommer meint, setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: Erstens besondere, aromatisch facettenreiche Biere verschiedener Stile. Sie reichen vom süffigen Hellen über das hopfenbetonte IPA über süßlich-malziges Porter bis zur feinsäuerlichen, authentischen Berliner Weisse. Das Biersortiment von BRLO ist heute rund 20 Positionen stark (inklusive saisonaler und limitierter Produkte), hinzu kommen eine Cider-Range und eine Fassbrause.
Und zweitens natürlich die Speisen, die in den eigenen Gastronomien serviert werden: Sie wurden aromatisch auf die Biere abgestimmt und vice versa. Vom Chickenkonzept im KaDeWe einmal abgesehen, richtet man sie sehr gemüsefokussiert aus, plant-based, wie man es neudeutsch nennt. Mit dem Gemüse, gebraten, geröstet, gedörrt, fermentiert und anderweitig zubereitet, bietet man den Gästen ein großes Aromenspektrum an, das sich ideal mit den Bieren kombinieren lässt – verstärkend, kontrastierend oder ergänzend. Rein vegetarisch ist man aber nicht: Fleisch und Fisch können sich die Gäste gerne dazu bestellen.
Gäste mit Gemüse begeistern – auch im Catering
Dieses Erfolgsprinzip überträgt man nun ins Catering: Auch hier will man Gäste mit gutem Gemüse begeistern. „Wir wollen, dass die Leute sagen: Spitzkohl habe ich noch nie so gut wie hier gegessen“, so Ben Pommer. Über den Geschmack, da sind er und Dennis Balcerzak sich sicher, überzeuge man auch ein sonst eher fleischaffines Catering-Publikum (man denke an eine männerlastige Vertrieblertagung). Was sich nebenbei auch enorm auf die Ökobilanz auswirke: Der Treiber bei den CO2-Emissionen, das hat man intern analysiert, ist im gastronomischen Bereich von BRLO (die Brauerei selbst ist noch mal ein Thema für sich) das Fleisch. Weswegen man es von der Tellermitte, wie in gängigen Braukonzepten üblich, zur optionalen Beilage umgewidmet hat. Auf Fleischstücke aus Übersee verzichtet man komplett und kocht in hohem Maße regional-saisonal.
„5 Seasons of BRLO“ nennt sich das Cateringkonzept – mit Weihnachtsangebot als eigener Jahreszeit –, welches man je nach Anlass vom Fingerfood und Sharing-Plates zum Teilen bis zu einem Viergangmenü offeriert. So kann man von rund 300 Personen gesetzt/mehrgängig bis zu einer höheren vierstelligen Personenanzahl mit Happen auf die Hand verschiedene Catering-Größen bedienen.
Für Events setzt man den großen Smoker im „Brwhouse“ ein und liefert Speisen per Thermobox an, regeneriert per Cook&Chill, kocht aber ebenso live vor Ort mit Showeffekt. In der Partner-Location „.Gut“ am ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel richtet man nicht nur Caterings aus, sondern hat sich auch einen Hub für Logistik und Produktion eingerichtet. Kooperationen mit weiteren Locations baut man derzeit auf und arbeitet in der operativen Umsetzung im Service mit einem kleinen Dienstleister zusammen. Dessen Personal so gut sei, dass man den Namen des Partners für den Moment lieber für sich behalten wolle, so Pommer schmunzelnd.
Auf Wunsch mit Bier-Erlebnis
In welcher Form das BRLO-Kernprodukt Bier hinzu kommt, macht man ebenfalls von Größe und Anlass abhängig. Spielt das Essen im Gesamtevent eine untergeordnete und zeitlich begrenzte Rolle, wird „nur“ Bier dazu serviert. Besteht jedoch kundenseitig Interesse, im Rahmen eines Dinners verschiedene Biere zu probieren und sich auch etwas über Craftbier und seine Stile erzählen zu lassen, hole man gerne jemanden aus dem hauseigenen Tourguide-Team hinzu, das auch die Brauereitouren leitet, so Dennis Balcerzak. Wie ein Sommelier, der über Wein spricht, spricht dann beispielsweise ein Biersommelier über die feinen Unterschiede in der Bierwelt.
Die Schnelldreher wie Helles oder Pils serviert man auf Events in der Regel vom Fass, Spezialitäten für Neugierige und Bierfans werden in der Flasche mitgebracht. Ebenso das alkoholfreie „Naked“ für die wachsende Nachfrage nach einer Alternative „ohne“ im Cateringbereich. Anekdote am Rande: Mit einem Werbeclip, der eine Calvin-Klein-Unterhosenwerbung charmant verballhornt, erzielte BRLO mit „Naked“ kürzlich weltweite Medienaufmerksamkeit und kurzfristige Lieferengpässe.
Realistischer Approach
Nichtsdestoweniger steigt man mit gesundem Realismus ins Eventcatering-Geschäft ein. „Der Markt in Berlin ist krass umkämpft. Es gibt ein reichhaltiges Angebot mit vielen verschiedenen Ansätzen“, weiß Ben Pommer. Ein ganz großer Player zu werden, ist nicht das Ziel. Vielmehr gehe es darum, sich einen Namen zu erarbeiten und sich kundenorientiert zu auszurichten. Langfristig allerdings möchte man bei möglichst vielen Events sein Bier in Szene setzen können. Logisch: Schließlich will BRLO Bier verkaufen, der Erfolg wird in Hektolitern gemessen. Eventcatering bietet zwar nicht die Möglichkeit, enorme Mengen abzusetzen – wohl aber, sich einem spannenden Publikum zu präsentieren, neue Netzwerke zu knüpfen und sich ein attraktives Zusatzgeschäft aufzubauen.
Mehr Informationen:
www.brlo.de/gastronomien/catering