Es scheint ein bisschen, als ob diese Lockdownphasen, die andere Menschen eher lähmen, bei Carolin Gennburg eine Extraportion Energie aktivieren. Im ersten Lockdown gab es auf der Seite ihres Cateringunternehmens täglich, Rezepte für gutes Essen in schwierigen Zeiten. Und als ob in Pandemiezeiten nicht schon alles komplex genug wäre und sie als Selbstständige und Mutter von zwei Schulkindern mit Homeschooling, -cooking und -working nicht schon gut ausgelastet wäre, gründete sie, zusätzlich zu ihrem Beratungsgeschäft eine Akademie. Quereinsteiger*innen, die sich im Gastrobereich selbstständig machen wollen, werden hier fit gemacht.
Nicole Klauß traf sie zum coronakonformen Gespräch – zwei Runden mit Abstand um den Lietzensee.
Liebe Carolin, es ist weiterhin Lockdown und die Gastrobranche ist derzeit fast kalt gestellt. Wie geht es dir als Gastronomieberaterin und Betreiberin eines Cateringunternehmens in diesen Zeiten?
Das ist eine komplexe Frage. Mir persönlich geht es gut. Ich bin gesund, meine Familie ist gesund und auch mental kommen wir alle relativ gut und hoffentlich unbeschadet durch diese Zeit.
Wenn ich mir ansehe, was in der Branche derzeit los ist, geht es mir gar nicht gut. Aber auch das hat viele Facetten. Es gibt viele Betriebe, die ihre Türen nicht mehr aufschließen werden, es gibt unheimlich viel Frust unter den Gastronom*innen und vielen Mitarbeiter*innen. Das geht an mir auch nicht spurlos vorbei.
Auf der anderen Seite erlebt die Branche, gerade durch die Widrigkeiten der Pandemie, auch einen starken Wandel. Und das begeistert mich. Es gibt so viele Konzepte, die von heute auf morgen das Ruder rumgerissen haben und Take-Away-Angebote, Online-Shops und Dinnerboxen ins Leben gerufen haben. Betriebe, die eine Agilität bewiesen haben, die wir uns nicht hätten vorstellen können. Ich habe auch viel gestaunt im letzten Jahr.
Um auf die Frage zurück zu kommen: Als Beraterin geht es mir gut, gerade weil so viel in Bewegung ist. Als Cateringbetreiberin geht es mir nicht gut, weil wir den Betrieb auf Null runter gefahren haben und zurzeit noch nicht wissen, ob und wie wir ihn wieder hochfahren.
Du hast mitten in der Pandemie ein Start-up im Bereich Gastronomie gegründet und hast zwei Schulkinder: auf einer Skala von eins bis zehn: Wie wahnsinnig muss man sein, um jetzt in einer fast still gelegten Branche zu gründen?
Zehn! Aber ich sehe das etwas anders: Die Branche ist nicht stillgelegt. Sie wartet. Und mit ihr warten ganz viele Menschen darauf, dass sie endlich wieder essen gehen und im Café sitzen können. Ganz zu schweigen von ausschweifenden Barabenden. Die Gastronomie wird nach der Krise einen ziemlichen Boom erleben und es wird viele geben, die auf diesen Zug aufspringen werden. Genau für diesen Moment habe ich die Angebote der FOOD.CONCEPT.DEVELOPMENT Academy entwickelt.
Hinter dem Begriff „Gastronomie“ stehen ja auch Konzepte, die zu einem großen Teil oder fast ausschließlich Take-Away-Produkte anbieten. Oder Mischkonzepte, wie zum Beispiel der Einzelhandel mit integrierter Café-Bar. Der Trend geht immer mehr zu durchmischten Konzepten und dieser Bereich wächst nach wie vor. Und auch da gibt es Menschen, die beim Aufbau neuer Konzepte oder bei der Erweiterung Hilfe suchen.
Wieso hast du die Academy gegründet?
Die Gründung der Academy ist für mich eine Erweiterung meiner bisherigen Leistungen. Ich habe in den letzten vier Jahren ganz verschiedene Gastronomie-Konzepte in ganz unterschiedlichen Situationen begleitet und dabei festgestellt, dass ein Teil der Fragen und Probleme immer wieder dieselben waren. Darum habe ich mein Know-how und meine Erfahrungen gebündelt. Daraus habe ich jetzt die ersten Angebote der Academy entwickelt und es werden weitere folgen.
Der zweite Lockdown geht an uns allen nicht spurlos vorbei. Der Großteil der Gastronom*innen hält das Geld gerade fest und versucht so gut es geht durchzukommen. Das war für mich der Punkt, einen Schritt weiter zu gehen. Ich habe das Catering komplett auf Eis gelegt und mich voll und ganz der Entwicklung der Online-Kurse gewidmet.
In gewisser Weise habe ich unfreiwillig die Gelegenheit bekommen, endlich generalisierte Angebote zu entwickeln und diese dann einer viel größeren Gruppe von Menschen zur Verfügung stellen zu können. In der Vergangenheit habe ich größtenteils mit Kund*innen in und um Berlin gearbeitet. Mit den Online-Angeboten kann ich mein Know-how viel mehr Menschen zugänglich machen. Das finde ich richtig toll.
Deine Academy, für wen ist sie geeignet – und für wen nicht? Wer ist die Zielgruppe?
Ich habe mich im Laufe der Zeit auf Gastronomie-Quereinsteiger*innen spezialisiert. Einerseits, weil ich in den letzten Jahren immer wieder mit ihnen gearbeitet habe, andererseits, weil ich selber Quereinsteigerin bin. Für Menschen, die in der Gastronomie gründen und die die entsprechenden Berufe nicht gelernt oder zuvor noch nie in der Gastronomie gearbeitet haben, bringt die Branche sehr große Herausforderungen mit sich. Darauf einzugehen und die Gründer*innen intensiv vorzubereiten, das ist mein Ziel. Grundsätzlich sind die Kurse der Academy für alle Menschen geeignet, die in der Gastronomie gründen wollen und dabei Hilfe suchen. Es kommt auf den Wissensstand und die Erfahrungen an, ob die Angebote dann im Einzelnen passen.
Welche Menschen erwartest du da? Komplette Quereinsteiger ohne Erfahrungen? Gastromitarbeiter*innen, die sich jetzt selbstständig machen wollen?
Das trifft es ziemlich auf den Punkt. Die Recherche der letzten Monate hat ergeben, das Quereinsteiger*innen aus allen möglichen Bereichen und Richtungen kommen. Die aktuellen Kurse richten sich sowohl an Menschen komplett ohne Erfahrungen, als auch an Menschen, die schon in der Gastronomie gearbeitet haben und sich endlich ihren Traum von einer Selbständigkeit erfüllen wollen. Ich möchte niemanden ausschließen, aber vor allem Quereinsteiger*innen einschließen.
Bewirbt man sich? Wenn ja, was gehört in die virtuelle Mappe?
Eine Bewerbung braucht niemand. Die Kurse sind explizit auf bestimmte Zielstellungen ausgerichtet, also zum Beispiel einen Businessplan schreiben. Wer jetzt gerade einen Businessplan schreiben möchte oder muss, für den ist die „Businessplan Masterclass“ einfach genau das Richtige. Wenn jemand einfach nur darüber nachdenkt, sich perspektivisch in der Gastronomie selbständig zu machen, dann ist als Einstieg der Mini-Online-Kurs „Hast du das Zeug zum Gastro-Gründer?“ passend. Die Kurse sind auf meiner Website und auf den entsprechenden Kursseiten sehr detailliert beschrieben. Und wenn jemand unsicher ist oder noch unbeantwortete Fragen hat dann kann er/ sie sich einfach per Mail oder telefonisch an mich wenden und wir schauen gemeinsam, ob das Angebot passt oder nicht.
Was wird den Teilnehmer*innen geboten?
Ich habe als Host für die Kurse und Angebote einen Anbieter gewählt, der ein breites Spektrum an Möglichkeiten bietet. Für jedes Angebot gibt es eine Kurs-Plattform, auf der sich alle Inhalte befinden. Die Inhalte sind ganz unterschiedlich. Es gibt Workbooks, Videotutorials und Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Download. Aber es gibt auch Möglichkeiten zum interaktiven Austausch der Kurs-Teilnehmer*innen untereinander. Der Umfang variiert von Kurs zu Kurs. Ein Mini-Kurs, der auf sieben Tage angelegt ist, bietet lange nicht so viel Spielraum wie eine zwölfwöchige Masterclass.
Ich lege großen Wert darauf, dass die Inhalte optisch ansprechend aufbereitet sind, die Lernreisen einfach und verständlich sind und dass sich die Lernformate immer wieder abwechseln, damit keine Langeweile entsteht. Die interaktiven Elemente fordern immer wieder zu aktiver Beteiligung auf und zum Austausch untereinander. Das hält so einen Online-Kurs sehr lebendig.
Außerdem gibt es bei der Businessplan Masterclass auch einen persönlichen Support von mir. In wöchentlichen Live-Calls beantworte ich alle Fragen und jede*r Teilnehmer*in hat die Möglichkeit, ein 1:1-Training mit mir in Anspruch zu nehmen, bei dem es dann ganz explizit nur um den eigenen Businessplan geht.
Das Geld sitzt ja bei den meisten gerade nicht so locker. Wie teuer sind die Kurse und kann man dafür eine Förderung in Anspruch nehmen?
Eine Förderung gibt es zurzeit noch nicht. Aber es gibt immer auch kostenfreie Angebote wie zum Beispiel das Drei-Tage- Online-Training „Businessplan Hacks für Quereinsteiger*innen“, das am 14. April startet. Die kostenfreien Angebote vermitteln vorrangig Einstiegswissen und sollen einen Eindruck meiner Arbeits- und meiner Herangehensweise geben. Es macht ja doch einen Unterschied, ob man sich persönlich kennen lernt oder ein Online-Angebot bucht.
Der Mini-Online-Kurs „Hast du das Zeug zum Castro-Gründer?“ ist ein super Einstiegskurs für Quereinsteiger:innen. Der kostet aktuell 29 Euro. Die Businessplan Masterclass ist eine intensive Anleitung über 12 Wochen und liegt derzeit bei 790 Euro (Stand April 2021, Anm. d. Red.). Es gibt bei den teureren Angeboten immer auch die Möglichkeit, in Raten zu zahlen.
Wie viele Personen können pro Kurs teilnehmen?
Das ist von Kurs zu Kurs sehr verschieden. Der Mini-Online-Kurs läuft jederzeit und kann von hunderten Menschen gleichzeitig absolviert werden. Die Businessplan Masterclass ist zurzeit noch auf 20 Plätze beschränkt. Einfach aus dem Grund, weil es die erste große Masterclass ist und weil die Teilnehmer*innen darin von mir persönlich betreut werden.
Es gibt auch Angebote, wie die „Mastermind #restartgastro“, die ist nur für fünf Teilnehmer*innen geöffnet. Einfach aus dem Grund, weil ich sonst keine qualitativ hochwertige Zusammenarbeit mehr garantieren kann. Gerade in so arbeitsintensiven Konstellationen wie einer Mastermind-Gruppe kommt es sehr auf den qualitativen Austausch an und das minimiert dann natürlich die Zahl der Teilnehmenden.
Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie aufgeregt bist du selbst, wenn es jetzt, nach monatelanger Vorbereitung, endlich losgeht?
Wieder zehn! Ganz ehrlich, ich bin total aufgeregt. Ich freue mich so sehr, wieder mehr mit Menschen arbeiten zu können. Und ich bin natürlich total gespannt, wie die Angebote angenommen werden und auch wie sie sich entwickeln. Ein großer Vorteil von Online-Angeboten ist ja, dass ich sie on the fly auf die Bedürfnisse der Teilnehmer*innen anpassen kann. Meine Idee ist, jetzt mit einer Handvoll Angebote zu starten und aus den Erfahrungen der nächsten Monate weitere Kurse zu entwickeln.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Online-Kurse zu spezielleren Themen wie zum Beispiel Onlinemarketing, Personal und Kalkulation in Zukunft gefragt sein werden. Wir sind alle etwas näher an die Online-Welt und ihre Möglichkeiten herangerückt. Wenn Corona etwas Gutes hat, dann doch, dass wir aufgeschlossener geworden sind und keine Scheu mehr haben vor Zoom-Meetings und Online-Angeboten. Das wird sich die Academy zunutze machen, um die bestehenden Angebote immer weiter zu entwickeln und neue Angebote zu kreieren.
Vielen Dank und viel Erfolg bei deiner Akademie, Carolin!
www.foodconceptdevelopment.com