Das wurde aus den Gewinnern beim Gastro-Gründerpreis: Woop Woop, Berlin

von Jan-Peter Wulf
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Philipp Niegisch und Boris König

Gute Eisdielen gibt es Berlin so einige, aber ein so spezielles Konzept wie „Woop Woop“ in der Rosenthaler Straße in Mitte kann keine andere aufweisen. Hier wird das Eis nämlich mit flüssigem, minus 196 Grad kaltem Stickstoff hergestellt – live vor den Augen der Gäste. Ein visuelles und gustatorisches Erlebnis.

Angefangen hat alles mit einem Truck, mit dem standen Philipp Niegisch und Boris König seit 2014 an verschiedenen Orten der Stadt, auf Foodevents und auf Festivals. Für ihr innovatives mobiles Konzept erhielten sie 2015 den „Gastro-Gründerpreis“ und waren Finalisten beim „Gastro Startup-Wettbewerb“ 2016. Ihre stationäre Eisdiele eröffneten sie Ende letzten Jahres, im späten Herbst, nach längerer Locationsuche – also dann, wenn andere ihre Räumlichkeiten für den Verkauf von Suppen oder Teppichen untervermieten. Im Gespräch berichtet uns Philipp Niegisch, wieso es gar nicht so schlecht war, in der kalten Jahreszeit zu starten, weshalb man Franchising kritisch betrachtet, worauf Gründer achten sollten und warum immer mal wieder nach Mett-Eis gefragt wird.   

Philipp, „Woop Woop“ ist die einzige mir bekannte Eisdiele, die im Winter eröffnet hat. Wie war das für euch?

Eine Wintereröffnung war nicht von Anfang an so geplant, aber wir haben das Beste draus gemacht. Zum Beispiel haben wir ein weiteres Produkt gefunden, das auch jetzt immer noch wunderbar läuft: Die eingerollte, frisch gebackene Egg-Waffle, natürlich mit frischem „Woop Woop“-Eis inside. Im Winter zu eröffnen, gab uns zumindest den Vorteil, erste Kinderkrankheiten schon mal vor der sprichwörtlich heißen Phase auszumerzen, einige Sachen erkennt man erst dann, wenn es richtig los geht. Viele Kunden laufen wie mit Scheuklappen am Laden vorbei und haben sich dann im Frühjahr über die „neu eröffnete“ Eisdiele erfreut, wobei sie ja da bereits ein halbes Jahr existierte – aber im Winter sind die meisten Leute nun mal anders gepolt.

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Egg Waffle mit Erdnussbutter-Brownie-Eis

Euer Eis-Herstellungsprozess ist im Vergleich zu einer herkömmlichen Eisdiele „am Gast“ ja recht aufwändig. Wie managt ihr denn lange Schlangen und erhöhten Andrang?

Ganz klar ist, dass unsere Kunden ein My mehr Geduld mitbringen müssen. Dafür sind sie aber live bei der Eisproduktion dabei und genießen hoffentlich ein wirklich einmaliges und frisches Eis. Um dennoch möglichst schnell und effizient zu arbeiten, haben wir ein technisches Produktionssystem mitsamt Steuerung entwickelt, welches ständig optimiert wird. Ein grundsätzlicher Bestandteil unseres Konzeptes ist die Fokussierung auf vier Sorten, die alle zwei Wochen wechseln. So können wir bei großem Andrang mehrere Portionen gleichzeitig herstellen und sind deutlich effizienter.

Was ist aktuell euer Topseller? 

Jetzt leider aufgrund der wechselnden Sorten nicht mehr im Programm, aber bestimmt bald wieder mal am Start: Vanilla-Popcorn & Salty Caramel Ice Cream!

Was war die bislang experimentellste Eiskreation, die ihr entwickelt habt? 

Die berühmteste Kreation ist wohl das Mettbrötchen-Eis, das wir mit Stefan Raab zusammen bei „TV total“ gemacht haben. Nach dieser Kreation wird auch heute noch gefragt, zwei Jahre nach der Sendung, wenn vermutlich auch nicht ganz ernst gemeint. Aber das Mettbrötchen-Eis ist in den Köpfen geblieben.

Ein von Eisdielen bislang selten aufgesetztes Zusatzgeschäft: Ihr lasst euer Eis ja auch ausliefern. Wie ist da das Feedback? 

Die Lieferung erfolgt über die Partner Deliveroo und Foodora, die eigentlich die komplette Abwicklung übernehmen. Es ist schön zu wissen, dass Leute unser Eis auch zu Hause auf der Couch genießen können. Soweit wir das beurteilen können, zum Beispiel anhand von Liefer-Stammkunden, kommt das sehr gut an. Dieses Geschäft macht jedoch im Sommer nur einen kleinen Teil unserer Tätigkeit aus.

Ihr habt den „Gastro-Gründerpreis“ 2015 gewonnen. Wie hat er euch geholfen?  

Vor allem dabei, unser Konzept und den weiteren Werdegang nochmal mit ein paar Experten, zum Beispiel unseren Mentoren, zu challengen. Dies kann man auch nur jedem angehenden Gründer empfehlen:  Sucht euch erfahrenen Rat!

Welche Unterschiede haben sich vom Eistuck zur Eisdiele für euch ergeben?

Ich würde behaupten, das Commitment bezüglich seines eigenen Projektes ist ein ganz anderes. Bei einem Foodtruck gibt es kaum Verpflichtungen – keine langen Mietverträge, keine große Finanzierung. Wenn man wollte, könnte man nach jeder Saison oder von einem Tag auf den anderen entscheiden: Das war’s. Bei einem Laden sieht das schon etwas anders aus – mehrjährige Mietverträge, höhere Investitionen und auch eine andere Verbindlichkeit gegenüber seinen Kunden. Dafür hat man aber auch das Gefühl, dass das Konzept erwachsener wird, man sich weiterentwickelt und eben etwas Langfristiges aufbaut. Es wird dadurch irgendwie sehr viel schneller zum Lebensabschnittsprojekt, während der Foodtruck noch als erweitertes Praxisstudium gedacht werden konnte.

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Der „Woop Woop“-Store in der Rosenthaler Straße in Berlin-Mitte

Angenommen, ihr könntet den Prozess vom mobilen zum stationären Konzept nochmal von vorne beginnen. Was würdet ihr heute anders machen?

Einen Schritt schneller sein, rechtzeitig das Thema Finanzierung angehen und frühstmöglich auf Standortsuche zu gehen, denn nichts ist so entscheidend.

Auf eurer Webseite stellt ihr eure Franchisingmöglichkeiten vor. Wie sehen denn eure Expansionspläne zurzeit aus?

Das Thema Franchising betrachten wir interessiert, aber kritisch. Wir glauben, dass sich gerade durch unsere technischen Entwicklungen Franchising anbietet, weil man dem Franchise-Nehmer einen weiteren Mehrwert bieten kann. Zusätzlich zu Erfahrungen, Prozessen und der Marke. Auf der anderen Seite muss unglaubliche Vorsicht bei der Auswahl der richtigen Partner geboten sein. Es gibt leider sehr viele Negativbeispiele aus dem Bereich Gastro-Franchise. Vielleicht also doch eher ein eigenständiges Filialsystem? Es soll definitiv weiter gehen, aber jetzt soll am ersten Laden erstmal alles optimiert werden.

Du hast schon gesagt: Foodgründer sollen sich externen Rat suchen. Hast du zum Schluss noch einen heißen – oder in eurem Falle eiskalten – Tipp?  

Seid innovativ. Und überlegt es euch sehr sehr sehr gut. Sieben Tage die Woche von früh bis spät geöffnet zu haben, bedeutet Problempotential „every day and all day“. Und als Lektüre-Tipp: „The E-Myth: Why most small businesses don’t work.“ Bitte nicht falsch verstehen: Ein Unternehmen zu gründen, ist eine großartige Erfahrung, aber man muss sich über einige Dinge realistische Gedanken machen. Eine Sache muss man mitbringen, das hört man immer wieder – wahrscheinlich, weil es wahr ist: Durchhaltevermögen! 

Das wünsche ich euch weiterhin und überhaupt: Viel Erfolg mit „Woop Woop“! 

Mehr Informationen:
www.woopwoopicecream.de

Die Teilnahme am „Gastro-Gründerpreis“ 2017 ist noch bis zum 15. Juli möglich.
Mehr Informationen: www.gastro-gruenderpreis.de

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