Deckungsbeitrags­kalkulation: die perfekte Preisgestaltung für die Gastronomie

Die perfekte Preisgestaltung in der Gastronomie, Teil 2

von Uwe Ladwig

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Energiekosten, Personalkosten, Inflation und und und: Die Gastronomie-Branche steht vor enormen finanziellen Herausforderungen. Preisanpassungen sind unumgänglich, aber: Wie macht man sie clever? Fair? So, dass es Gäste nicht verschreckt und am Ende positive Effekte hervor bringt?

Im zweiten Teil unserer Reihe zur zeitgemäßen Preisgestaltung in der Gastronomie geht es um die Frage, wie Gastronom*innen auf die Deckungsbeitrags-Kalkulation umstellen – und wie lange sie dafür benötigen. Unser Autor ist der Experte Uwe Ladwig von F&B Support aus Willich: Konditor, Koch und Küchenmeister, Foodstylist, Trainer, Betriebsberater – und Zahlenjongleur. 

Wie schaffst du den Wechsel zur Deckungsbeitragskalkulation und wieviel Zeit benötigst du dafür? Hier kommt es auf Deine Ausgangsposition an. Wenn du noch keine Kalkulation hast, kannst du direkt durchstarten. Wendest du derzeit die veraltete Aufschlagskalkulation an, solltest du dich sehr schnell davon lösen.

Manche Gastronom*innen brauchen für die Umstellung zwei bis drei Jahre, andere machen Tabula Rasa und stellen innerhalb weniger Monate um. Warum nutzt du die Zeit nicht jetzt für Tabula Rasa und machst deinen Betrieb krisensicherer? Viele Gäste wissen, dass die Einkaufspreise steigen und die Preise in der Gastronomie sich auch ändern werden. Darum nutze die Zeit und stelle komplett auf die fairste Methode der Preisgestaltung für Gastronom*innen, Mitarbeiter*innen und Gäste um. Denke – rechne – kalkuliere ab sofort nur noch mit Deckungsbeitrag.

Los geht es!

Du hast im ersten Schritt alle Hauptgerichte in Excel oder anderen Kalkulationstools kalkuliert. Du kennst den Wareneinsatz und den Deckungsbeitrag in Euro (Umsatz netto minus Wareneinsatz netto). Im zweiten Schritt hast du eine Speisenkartendiagnose für deine Hauptgerichte erstellt und somit die Renner, Gewinner, Verlierer und Schläfer ermittelt. Dank dem Maßnahmenkatalog hast du bereits Verbesserungen des durchschnittlichen Deckungsbeitrages erzielt.

Weil das geklappt hat, bist du nun infiziert, weiter zu machen, um mehr Deckungsbeitrag (DB) bei den Rennern rauszuholen. Bei den Verlierern hast du die Wahl: von der Karte nehmen oder Preis erhöhen, um mehr Deckungsbeitrag zu erzielen. Die Schläfer willst du nicht teurer machen, damit sie nicht noch weniger laufen. Bei den Gewinnern bist du bereit, vorsichtig noch ein bisschen Deckungsbeitrag rauszuholen, ohne dass die Verkaufszahlen leiden.

Jetzt kommt die Königsdisziplin: die Umstellung auf die Deckungsbeitragskalkulation für Hauptgerichte. Die einzige Methode, die dir helfen wird, als Gewinner mit deinem gastronomischen Betrieb hervorzugehen.

So stellst Du auf die Deckungsbeitragskalkulation um

Wie so oft im Leben gibt es immer zwei Wege zum Ziel. Der erste hier beschriebene Weg ist die sanfte Methode. Du hast den durchschnittlichen Deckungsbetrag deiner Hauptgerichte ermittelt, z. B. 8,34  Euro. Dein Ziel ist es nun, mindestens den Durchschnittsdeckungsbeitrag von 8,34  Euro bei den Rennern und Verlierern zu erzielen, also bei allen Gerichten, die aktuell einen DB unter 8,34 Euro haben. Das sind übrigens in der Regel zwischen 40 bis 50 Prozent der Hauptgerichte in der Gastronomie.

Beispiel:

Das Gericht Riesen-Currywurst (180 Gramm Wurst mit Pommes und Krautsalat) hat einen Wareneinsatz von 2,00 Euro netto, einen Deckungsbeitrag von 7,16 Euro netto sowie einen Bruttoverkaufspreis von 10,90 Euro (bei einem MwSt.-Satz von 19%). Dieses Gericht liegt also unter dem Durchschnittsdeckungsbeitrag von 8,34 Euro netto.

Die Deckungsbetragskalkulation sieht nun wie folgt aus: Wareneinsatz von 2,00 Euro netto + Durchschnittsdeckungsbeitrag von 8,34 Euro netto = Nettoverkaufspreis von 10,34 Euro. Dies ergibt einen neuen Bruttoverkaufspreis von 12,30 Euro bei einem MwSt.-Satz von 19% (Du sollst ja davon profitieren, falls die 19% wieder eingeführt werden). Jetzt kannst Du natürlich noch ein bisschen mit dem Preis spielen – 11,90 €, 12,30 € oder 12,50 € – je nachdem, was besser läuft.

„Spielen ist die höchste Form der Forschung“, dies sagte einst schon Albert Einstein. Zusätzlich empfehle ich dir das Buch von Dan Ariel Denken hilft zwar nützt aber nichts. In diesem Buch wird sehr anschaulich beschrieben, wie wir und unsere Gäste ständig unvernünftige und emotionale Entscheidungen treffen. Dieses Wissen nutzen Profis sehr erfolgreich für ihre Preispolitik, dem Gewinneinflussfaktor Nr. 1 in der Gastronomie. 

Diese Methode führst du bei allen Hauptgerichten durch, bei dem der DB unter 8,34 Euro netto liegt. Nach ein bis zwei Monaten erstellst du wieder eine Speisendiagnose und wertest das Ergebnis des Durchschnittsdeckungsbeitrages neu aus. Wenn der Durchschnittsdeckungsbeitrag gestiegen ist, hast du die erste Hürde auf dem Weg zur vollständigen Umstellung auf die Deckungsbeitragskalkulation gemeistert. Die meisten brauchen bei der Umstellung Hilfe, weil die IHK, Berufsschulen und auch viele (nicht alle) Hotelfachschulen immer noch die Aufschlagskalkulation schulen – und zu wenig auf Deckungsbeitrag sensibilisieren. Gehe diesen Weg ruhig noch ein- bis zweimal, um endgültig auf die Deckungsbeitragskalkulation umzustellen.

 

Im Grunde genommen kennst du jetzt die Systematik der Kalkulation mit Deckungsbeitrag. Egal, was für einen Wareneinsatz das Hauptgericht hat, z.B. Currywurst 2,00 € netto, Salat Pute 3,50 € netto oder Rinderfilet 8,00 € netto, du kalkulierst immer mit demselben Soll-Deckungsbeitrag (z. B. 10,00 € netto). Der Bruttoverkaufspreis (inkl. 19% MwSt.) ist dann grob gerundet für die Currywurst 14,20 €, Salat Pute 16,00 und das Rinderfilet 21,40 €.

Egal was dein Gast für ein Gericht bestellt, bei der Deckungsbeitragskalkulation und dem DB-Denken verdienst du bei jedem Gericht dasselbe Geld. Dies ist die fairste Preispolitik für alle, weil der Wareneinsatz nicht mehr zu den höchsten Kosten zählt, sondern die Personalkosten. Diese Kalkulation wenden meine Kunden sehr erfolgreich seit vielen Jahren an. Für dem Umstieg auf die Deckungsbeitragskalkulation gibt es einen kostenlosen Gastro-Workshop „Die perfekte Preisgestaltung für die Gastronomie.“

Ich wünsche dir viel Erfolg auf dem Weg zum Deckungsbeitrags-Denken – du hast es dir verdient.

 

Uwe Ladwig ist Fachbuchautor, Dozent, Trainer und Inhaber von F & B Support in Willich. Er trainiert und unterstützt Gastronomen bei betriebswirtschaftlichen Herausforderungen wie, Kalkulation von Speisen, Getränke und Veranstaltungen, Preisgestaltung, Speisendiagnose – Menu Engineering, Speisekartengestaltung, Erfolgskennzahlensysteme, Budgetierung, Mitarbeitereinsatzplanung mit Umsatzprognose und Kennzahlen u.v.m. Er bietet zahlreiche Onlinekurse und Komplett Kalkulationspakete für den Einsatz in der Gastronomie an. Ebenso einen Gratis Gastro-Workshop für „Die perfekte Preisgestaltung für die Gastronomie“ für die praktische Umsetzung im Betrieb.

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