Null-Müll-Bilanz: EATlery – essbares Besteck von Frenvi, Heidelberg

von Antje Urban
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Phanindra Gopala Krishna und Abhinav Ramachandran haben essbares Besteck entwickelt. Fotos: Frenvi UG

Das Start-up Frenvi aus Heidelberg hat sich der Vermeidung von Plastikmüll in der Gastronomie verschrieben: Rechtzeitig vor der EU-Verordnung 2021 bringt es verschiedene essbare Besteckvarianten auf den Markt. 

von Antje Urban

Wegwerfgeschirr aus Plastik hat seit Jahrzehnten seinen festen Platz in der Gastronomie, bei Caterings oder auf Partys. Schließlich ist es geschmacksneutral, billig und hält Wärme stand. Das Abfallvolumen – nur das von Einwegbesteck – lag im Jahr 2017 in Deutschland daher bei insgesamt 8.567 Tonnen, davon macht Kunststoff 77 Prozent aus. 

Ab 2021 soll zumindest in der EU damit Schluss sein. Mit ein Grund, warum sich Phanindra Gopala Krishna und Abhinan Ramachandran dem Thema schon während ihres Studiums gewidmet haben. Noch während ihres Masterstudiengangs an der SRH Hochschule Heidelberg haben die beiden das Start-up Frenvi – ein Wortspiel aus „friendly“ und „environment“ – gegründet. „Wir wollten ein Produkt entwickeln, das eine Null-Müll-Bilanz aufweist“, sagt Phanindra. Herausgekommen ist EATlery. „Unter diesem Namen werden wir mehrere essbare Besteckvarianten in 2021 rausbringen – und auch preislich eine ernst zu nehmende Alternative zu Holzbesteck darstellen. Das umweltfreundlichste Produkt mit der besten Ökobilanz sind wir schon.“

Anders als ihre Mitbewerber Spoontainable – zufälliger Weise kommt auch dieses Start-up aus Heidelberg – wollen die beiden indischen Jungs etwas Geschmack ins Rennen bringen. Ihren essbaren Löffel, der vegan und recht nahrhaft ist mit 390 kcal je 100 Gramm, wird es in einer süßen und einer feinwürzigen Variante geben. Einen Spork – eine Mischung aus Gabel und Löffel – gibt es dann ebenfalls mit würzigem Geschmack. Das essbare Besteck hält in heißen Gerichten mindestens 15 bis 20 Minuten, in warmen Gerichten 40 bis 50 Minuten und in kalten Speisen bis zu 60 Minuten, so die Hersteller-Info. 

Eine andere Art der Kundenbindung

Für die Plastikalternativen haben sie in der Entwicklung maßgebliche Kriterien angesetzt. Im Vordergrund stand natürlich die Stabilität, die das Besteck bieten muss. „Aber auch der nachhaltige Wirtschaftskreislauf, der von der Beschaffung, über Produktion, Distribution bis zu Produkt und Verpackung im Einklang miteinander sein muss“, sagt Phanindra.

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Essbares Besteck mit Geschmack hält man für süße Speisen parat …

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… und für Herzhaftes.

Und harmonisch soll auch der Geschmack sein: „Der Löffel muss dem Kunden beim Verzehr schmecken, aber er selbst darf keinen Geschmack ans Essen abgeben.“ Sollte der Gast den Keks-Löffel doch nicht wegknabbern wollen, kann er in den Biomüll, wo er sich innerhalb von 25 bis 30 Tagen selbst kompostiert. Abhinan sieht darüber hinaus aber auch ein Stück Kundenbindung: „Schenkt euren Gästen einen Keks in Form eines Löffels, bindet sie an euch, spart Kosten bei der Müllentsorgung, bei der kommunalen Einwegverpackungssteuer und beim Abspülen.“

Essbare Löffel sind ab 2021 bestellbar

Der Markteintritt startet coronabedingt etwas verspätet. „Die Corona-Situation war für uns als Ingenieure ein harter Schlag, da wir Prototyping und Maschinentests für unsere Patente nicht im Home-Office durchführen konnten. Nichtsdestotrotz sind wir mit ein paar Monaten Verspätung pünktlich zum EU-Plastikverbot mit unseren Produkten am Markt“, erklärt Abhinan.

Ab Januar soll ein flacher, kleiner Eislöffel rauskommen und ab Februar der große Suppenlöffel sowie der Spork. Geliefert wird über ausgewählte Großhändler, mit denen derzeit noch Gespräche laufen. „Anfragen müssen erstmal an uns per Mail gehen und wir schicken dann Produkt- und Preislisten. Gerne verschicken wir auch Probesets.“ Für eine eigene Produktionsstätte im Rhein-Neckar-Dreieck sind sie ebenfalls gerade in Verhandlung, gleichzeitig werden Investoren gesucht.

Jetzt, nach der Patentierungsphase, schaltet das kleine Team in den Turbogang. Zusätzlich zum Anlaufen ihres EATlery-Launches dürfen die beiden Ingenieure in zwei größeren Forschungsprojekten zum Thema Upcycling von Abfallstoffen aus der Lebensmittelindustrie mitwirken. Außerdem gründen sie derzeit eine Tochterfirma in Bangalore/Indien. Hier werden ab nächstem Jahr rund 30 Personen im Bereich Forschung und Produktion beschäftigt sein. So wird man bald auch in Indien etwas gegen die Plastikvermüllung tun – hier fallen täglich bis zu 26.000 Tonnen Plastikmüll an.

www.eatlery.de

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