Für viele Produkte in der Gastronomie gibt es Mehrweglösungen, vor allem im Getränkebereich. Spirituosenflaschen fallen hier allerdings raus, nahezu ausnahmslos sind sie Einweg-Gebinde. Doch auch hierfür gibt es mit „Ecospirits“ jetzt eine spannende Alternative. Bereits im Einsatz ist das innovative System beim Greentable-Mitglied „Hilton Berlin“.
Der aktuelle deutsche Konsum von Spirituosen liegt bei 5,2 Litern (Fertigware, Quelle: BSI), in Flaschen wären das siebeneinhalb. 550 Gramm CO2 verursacht die Herstellung einer Glasflasche – also rund 4 kg pro Person, und das hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung, die Weltbevölkerung … Glas herzustellen, ist extrem energieaufwändig, und bei Spirituosenflaschen, die oft besonders dick und speziell geformt sind, ist der Aufwand noch einmal höher. Kurz: Hier ist eine ganze Menge CO2-Einsparpotential vorhanden. Doch wie?
Mehrweg für Bar-Spirituosen
Genau an dieser Stelle setzt Ecospirits an: Das 2018 von Paul Gabie gegründete Unternehmen (er selbst betreibt namhafte Bars rund um die Welt) will den Glasverbrauch drastisch reduzieren – mit einem wieder auffüllbaren System. Es funktioniert so: Statt z.B. einen Karton Whiskey bekommt die Bar einen so genannten „Ecotote“ ins Haus geliefert, einen knallgrünen, robusten Kanister mit integriertem Glasgefäß. Es fasst 4,5 Liter, das entspricht dem gängigen Sechserkarton. In dem Glasgefäß befindet sich die Spirituose, die per Knopfdruck in der gewünschten Menge abgezapft wird.
Der Clou: Das muss nicht direkt an der Bar passieren, von der schöne, vom Licht angestrahlte Glasflaschen natürlich nicht wegzudenken sind. Sondern es passiert im Lagerraum: Die Bars verwenden die Flasche der jeweiligen Marke einfach mehrfach und füllen sie wieder auf – so oft, bis ihr Etikett sich abnutzt und sie gegen eine „frische“ ausgetauscht werden. Ist der „Ecotote“ leer, wird er wieder abgeholt und neu befüllt. Das wiederum passiert in speziellen „Ecoplants“, zu denen die Hersteller der Spirituose z.B. IBC-Container liefern (diese weißen großen Kanister mit Gitter drumherum) und dort professionell gereinigte „Ecototes“ neu aufgefüllt werden.
Start in Deutschland …
Das innovative System wird seit einiger Zeit bereits in Südostasien im größeren Stile angewendet, auch große Spirituosenunternehmen sind dort bereits auf den Zug aufgesprungen. In Deutschland wächst es derzeit noch als sehr zartes Pflänzchen. Ihr „Gärtner“ ist der Unternehmer Hans-Knud Reiss, der mit seinem Unternehmen „InnovativeDrinks“ deutscher Lizenznehmer von „Ecospirits“ ist und die erste deutsche „Ecoplant“ ans Netz gebracht hat. Einige kleine Spirituosenmarken machen schon mit – grundsätzlich aber könne jede Marke dazu kommen, die sich nachhaltiger aufstellen will, so Reiss.
… und Greentable-Mitglied Hilton Berlin ist Bar-Pionier
Eine der ersten Bars wiederum, in denen „Ecospirits“ hierzulande zum Einsatz kommt, ist die Bar des Greentable-Mitglieds „Hilton Berlin“. Man habe sich auch dafür entschieden, weil das System bei der Präsentation der Drinks keinen optischen Verlust erzeuge, erklärt Director of Operations Nico Mendt.
Für den Whiskey von „Stork Club“ aus dem Spreewald sowie den „Wild Child Gin“ aus Berlin nutze man im Barbetrieb je zwei Flaschen, die immer wieder aufgefüllt werden. Zu sehen bekommen die Gäste die grünen Kanister nicht, aber mit Tischaufstellern und in der Karte werden sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie einen besonders nachhaltig genießen, wenn sie sich für einen Drink mit einer der beiden Spirituosen entscheiden. Mit einem Jahresverbrauch von rund 17.000 Portionen Gin (4 cl), was etwa 1.000 Flaschen entspricht, könne man eine Menge an Glas und CO2 einsparen, so Mendt.
Es soll nicht bei zwei Sorten und einem Outlet bleiben: Geplant ist, dass „Ecospirits“ bald in allen deutschen Hilton-Häusern und auch darüber hinaus eingesetzt wird. Auch an der Bar des Berliner Restaurants „Golvet“ ist Ecospirits bereits im Einsatz.
Übrigens: Auch für Weine sind derzeit erste wiederauffüllbare Systeme im Test, zum Beispiel der Ebb & Flow Kegg aus Frankfurt/Main. Es kommt also langsam etwas Bewegung in die Sache. Und mehr noch wird es das tun, wenn die GFGHs sich beteiligen!