Mehr als Hummus: einmal durch die Gastro-Metropole Tel Aviv essen

von Susanna Glitscher
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Das Küchenteam im „Opa“. Alle Fotos: Susanna Glitscher

Den Bewohner*innen von Tel Aviv eilt der Ruf voraus, kaum zu schlafen, das Leben am Strand zu zelebrieren und abends Restaurants zu Tanzflächen werden zu lassen. Bei unserem Besuch Anfang Januar 2020 zeigt sich die Stadt leider von einer anderen Seite. Es regnet in Strömen, kaum ein Mensch ist auf der Straße und die Stadt wirkt überraschend verschlafen. 

Beste Voraussetzungen, um die Restaurants und Imbisse der Stadt ohne lange Warteschlangen oder Reservierungen zu erkunden! In knapp zehn Tagen haben wir alles gegeben und uns nach besten Möglichkeiten einmal durch die Stadt gegessen.

Hier kommen unsere Lieblinge – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Denn in alle empfohlenen Restaurant zu gehen, ist nicht nur aus zeitlichen, sondern auch aus finanziellen Gründen schwierig. Tel Aviv ist teuer. Dazu kommt, dass sich die Uhren hier schnell drehen und die eine Empfehlung von den Freunden, die vor einem Jahr in der Stadt waren, inzwischen vielleicht schon gar nicht mehr existiert. 

Die jungen Traditionalisten

Spricht man über Essen in Tel Aviv, dann muss man über die Imbisse sprechen. Gefühlt alle zehn Minuten läuft man an einem Falafel-, Kebap- oder Sabich-Laden vorbei. Je länger die Schlange, desto beliebter der Imbiss und alleine der kunstvollen Zubereitung einer Pita zuzusehen macht Spaß. Da wird liebevoll Tahini auf das Brot gestrichen, geschmorte Zwiebeln gehackt und akkurat Krautsalate, Tomaten, frittierte Auberginen oder Fleisch vom Grill gestapelt. Eine Kunst für sich. Was uns aufgefallen ist: Viele der kleinen Läden werden inzwischen in der zweiten oder dritten Generation geführt und die Jungen haben ihre eigene Handschrift eingebracht. So sieht man zeitgemäße Logos, schickes Interior oder Zugeständnisse an moderne Ernährungsweisen.

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  • Shlomo & Doron Hummus: In einer gemütlichen Seitenstraße vom Carmel Market liegt diese Institution für Hummus. Sie wird inzwischen vom Sohn des Betreibers in zweiter Generation geführt, der auch als Rapper in Israel bekannt ist. Den Hummus gibt es hier in unzähligen Variationen von veganem Hack bis Shakshuka. Und vor allem in drei unterschiedlichen Größen, so dass man möglichst viel probieren kann. Wenn man dann noch Glück hat, gibt es zum Dessert frisch gemachten Künefe. 

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  • Ha’Kosem: Direkt an der belebten King George Street  gibt es die vielleicht beste Falafel der Stadt. In diese kommen nicht nur die frittierten Kichererbsenbällchen, sondern auch frittierte Auberginen. Hier steht inzwischen der Sohn in der Küche, der die Rezepte des Vaters bewahrt. Die Einrichtung ist zeitgemäß in Schwarz, kombiniert mit Elementen aus Messing.  

Die Multiplikatoren

An ihnen kommt man bei keinem Tel-Aviv-Besuch vorbei. Gastronomen, die gleich mehrere Restaurants in der Stadt betreiben, gibt es einige. Wir waren in (fast) allen Läden von Eyal Shani und in den beiden der Doktor-Brüder, die erst vor Kurzem ein Gastspiel im Berliner „Nobelhart & Schmutzig“ gaben. Während uns der Evergreen North Abraxas eher mit übergartem Gemüse enttäuscht hat, fanden wir es hier richtig gut:

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  • Miznon: Die Imbissvariante von Eyal Shanis Konzepten. Auf wenigen Quadratmetern drängen sich die Tische und die Musik tönt so laut aus der offenen Küche, dass man seine Bestellung an der Theke fast schreien muss. Schnell kommt der geröstete Baby-Blumenkohl auf den Tisch. Den dippt man in die bereitstehenden Soßen, die zur Selbstbedienung bereitstehen.   
  • Ha’Achim und Dok: Die beiden Restaurants von den Doktor-Brüdern. Sie liegen direkt nebeneinander und während das Ha’Achim relativ groß ist, konzentriert sich sein kleiner Ableger Dok auf etwas feinere Gerichte. Die Signature Vorspeise ist eine köstliche frittierte Artischocke und auch die herzhaften Lamm Arayes sind ein Traum. Natürlich kommt alles als Sharing Dishes auf den Tisch und die lebhafte Stimmung in den Restaurants tut ihr übriges. Diese Restaurants machen Spaß!
  • Port Said: Eines der vielen Restaurants von Eyal Shani in der Stadt. Hier hat es uns am besten gefallen. Einfach gute Gemüsegerichte zum teilen, laute Musik von einem DJ und viele junge Menschen, die an durcheinander gewürfelten Tischen vor dem Restaurant auf der Straße sitzen. So stellt man sich den perfekten Start in das Nachtleben vor.

Die vegane Generation

Gemüse ist nicht nur in Tel Aviv aktuell der Star. Während es einige traditionelle Grillrestaurants gibt, isst die junge Generation lieber vegetarisch oder direkt vegan. Das fällt hier nicht schwer angesichts der aromatischen lokalen Produkte und der großen Auswahl. Vegan heisst hier nicht Verzicht, sondern bringt genussvolle bunte Teller hervor, die auch in den Guides dieser Welt Anerkennung finden:

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  • Opa: Hier wird veganes Essen in einem Fine-Dining-Ambiente zelebriert. An einer L-förmigen Theke sitzend, kann man den jungen Köch*innen direkt bei der filigranen Arbeit zusehen. Mit großer Feinheit werden hier wunderschöne Teller angerichtet, auf denen nur regionales und saisonales Platz hat. Statt tierischem Fett wird Nuss für die Cremigkeit verwendet, was eine durchgehende Süße im Menü erzeugt. Ein Konzept, das mühelos so auch in Berlin funktionieren würde.  
  • Bana: Bunt geht es in diesem Bistro unweit des berühmten Rothschild Boulevards zu. Pink und Türkis, gemischt mit vielen Pflanzen und Theken und Tischen aus dem angesagten Terrazzo dominieren die moderne Inneneinrichtung. Hier trifft sich das junge Tel Aviv zum Brunch. Seit das Bana vor drei Jahren eröffnete, sind alle Gerichte zu 100 Prozent vegan und alle Zutaten werden frisch verarbeitet. Weißer Zucker oder Weizenmehl sind tabu.

Wie eingangs erwähnt, dreht sich die gastronomische Szene Tel Avivs in einem rasanten Tempo. Vielleicht sind die hier empfohlenen Restaurants bei der nächsten Reise vielleicht schon gar nicht mehr geöffnet. Sehr gute Empfehlungen für die lebhafte Stadt am Mittelmeer hat die Website NoCamels. Eine gute Orientierung bietet auch die Website des Gault Millau, der in Tel Aviv sehr viele Restaurants in der Pop-Kategorie listet und jährlich aktualisiert wird.

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