Nach drei Bars, einem Catering-Unternehmen und einer Cocktailschule hat Dominik Galander aus Berlin jetzt auch ein Fachgeschäft für Spirituosen eröffnet. Wir waren zu Besuch.
Die Großbeerenstraße in Berlin-Kreuzberg, genauer der Abschnitt südlich der Yorckstraße, hat ein besonderes Flair. Sie ist schmal, es gibt kleine Läden an beiden Seiten und am Ende erhebt sich der Kreuzberg, ein schönes Bild. Manchmal ist sogar der (künstliche) Wasserfall in Betrieb und ergießt sich scheinbar in die Straße hinunter. Wer noch nie dort war, sollte mal ganz nach oben stiefeln und in die Straßenflucht hinabschauen. Hat was.
Dominik Galander betreibt hier seit rund sechs Jahren seine eigene Bar, das „Galander“. Zwischenzeitlich kamen zwei weitere hinzu, die lässige Kneipenbar „Bruegge Bar“ am Kottbusser Damm und ein zweites „Galander“ in Charlottenburg. Dazu führt man unter der „Galander GmbH“ ein Cateringunternehmen und die „Galander Bar Academy“. Und seit Februar ein Fachgeschäft für Spirituosen, den „Galander Liquor Store“ gleich neben dem Stammhaus. Hier wurden schon um 1895 Biere und Liköre hergestellt und verkauft, es hat also Tradition.
In den Regalen, die aus einer bayerischen Porzellanfabrik stammen, stehen viele Flaschen. „Bei der letzten Zählung waren es rund 460 Produkte“, erklärt Fabian Gabriel Gusdorf, der zuvor Barchef in der „Bruegge Bar“ war und jetzt hier die Geschäftsführung übernommen hat. Man will keine Spezialisierung auf eine bestimmte Spirituosenkategorie, das leisten andere Geschäfte in der Stadt, sondern bietet in allen Bereichen große Vielfalt, von Whisk(e)y über Rum, Gin und Wodka bis hin zu Wermuth und Likören. Dazu gibt es ein paar Weine und ausgewähltes Zubehör. Für den feinen Longdrink daheim bietet man auch einige Filler an.
Daheim ist das Stichwort: Primärkunde ist der Privatkäufer. Einige Flaschen sind geöffnet, bei Interesse kann probiert werden, keiner muss hier die Katze im Sack kaufen. Stammgäste aus den Galander-Bars erhalten 10% Rabatt. Gastronomen spricht man in zweiter Linie an, umliegende Betriebe bekommen einen „Kiez-Rabatt“ von 5%, Gastro-Stammkunden kann man einen Rabatt von 15% gewähren. Belieferung gibt es nicht, wohl aber bald einen Online-Shop.
Das Offline-Erlebnis ist freilich umso größer. Der Shop ist stilvoll eingerichtet; neben den Regalen im Industrial-Style gibt es einige Antiquitäten und Art-déco-Elemente, von der Decke hängen Edison-Glühdrahtbirnen, eine Sitzecke lädt zum Verweilen und Genießen der Kostproben ein. Dieses wird man im hinteren Bereich der Räumlichkeiten bald noch vertiefter tun können, dort entsteht zurzeit ein „Nosing-Room“ (ca. 15 PAX) für Tastings mit gemütlichen Chesterfields und einem Flatscreen für Präsentationen. „Bisher finden die Tastings, wir haben 800 Teilnehmer im Jahr, in unserer Bar statt. Demnächst können wir sie dann hier ausrichten und sie auch abends stattfinden lassen“, erklärt Gusdorf. Oft wurde man gefragt, wo man die Spirituosen denn kaufen könne. Die Idee des „Galander Liquor Store“ ist auch aus den vielen Nachfragen zu Bezugsmöglichkeiten heraus entstanden. Bislang schrieb man den Teilnehmern Adressen auf, jetzt heißt es „exit through the gift shop“. Praktisch.
Das nächste Galander-Projekt steht schon in den Startlöchern: Eine Remise gegenüber wird zu einer Showbar und -küche umgebaut, dorthin werden dann Cocktailkurse und Bartender-Ausbildungsprogramme ausgelagert. So wird die Großbeerenstraße in Kreuzberg peu à peu zur „Galanderstraße“. Klänge ja auch nicht schlecht.
Galander Liquor Store
Großbeerenstraße 54
10965 Berlin