Der Weserstraßenkiez in Neukölln hat gastronomisch einiges zu bieten – Bars, Kneipen, Restaurants. Auch die Imbisskultur wird hier aufgemöbelt – zum Beispiel mit dem „Gotcilla“.
Womit sich gleich eingangs eine Frage auftut – ist man eigentlich ein Imbiss oder ein Restaurant? Aussehen tut es hier, in den Räumen, das ein Späti nur kurz als Billardsalon nutzte, eher wie in einem hippen, unkomplizierten Restaurant. „Gotcilla ist schon eher ein Imbiss. Einer mit hohem Niveau“, sagt Tommy Longo. Er ist Betreiber des „Dr. To´s“ nebenan, das sich in Sachen Asia-Food einen Namen im Viertel gemacht hat. Im „Gotcilla“ ist Christina Müller, seine Verlobte, Betreiberin. Sie stammt aus einer großen Gastronomen-Familie, ihr Vater ist Jörg und ihr Onkel Dieter Müller. Zusammen kommen sie auf fünf Sterne.
Sterneküche gibt es hier nicht, aber gäbe es Imbiss-Sterne, dann wäre man im Rennen: In die Fritteuse kommt im „Gotcilla“ zum Beispiel Hühnchen, das vorher in Buttermilch eingelegt wurde und zugleich buttrig-zart und pikant daher kommt. Wiener Schnitzel auch. „In Japan isst man das viel. Allerdings eher Wiener Art. Wir nehmen Kalb mit Ingwer-Soja-Sauce, über Nacht eingelegt und mit Panko frittiert“, erklärt Christina Müller uns. Panko. Sollte man jemals einen Laden in Pankow eröffnen, da drängen sich lustige Namen ja geradezu auf. Godzilla, Inbegriff japanischer Popkultur der alten Schule, grüßt von den Tischen, Wänden und in Figurform. Die Speisen komme auf kleinen, echten Airline-Tabletts serviert. Jetzt gerade treffen weitere Leckereien ein: Seidentofu-Nuggets, Zander, sauleckere Kroketten nach portugiesischem Vorbild (die waren auch in Japan und haben es dort kultiviert) und dazu Rot- und Weißkrautsalat, Letzterer mit Sake als Weißwein-Austauschprodukt (nice) und dazu einige Scheiben eingelegter Ingwer.
nomnomnomy: Schweinebauch
Der Knaller zum Schluss: Schweinebauch, sieben Minuten gekocht, eingestochen, mit Salz beschmiert, 14 Stunden in den Kühlschrank gestellt, vom Salz befreit, erneut eingestochen, mit neuer Salzkruste versehen und bei 230 Grad 20 Minuten im Ofen gegart, Salz wieder runter, nochmal zehn Minuten knusprig gegart, aufgeschnitten. Richtig lecker und das für unter fünf Euro – ja, man positioniert sich eindeutig als Imbiss. Der jetzt, an diesem frühen Freitagabend, von immer mehr Hungrigen heimgesucht wird. Einer spanisch sprechenden Gruppe muss das Konzept nicht groß erklärt werden, es wird einfach viel für alle bestellt und geteilt.
Ist Lieferung – man denke an den verkaterten Sonntagabend – auch ein Thema? Das laufe auch super an, und man habe eine Lösung gefunden, wie sich Frittiertes gut anliefern lässt, erklärt man mir: Statt der üblichen Boxen, in denen Pommes und Co. schwitzen und labbrig werden (und sofort hat man vor Augen und auf der Zunge, was damit gemeint ist) kommen diese in Butterbrot-Tüten, damit sie atmen können. So sind die Sachen sind auch nach 30 Minuten noch knusprig, und weil die Lieferdienste ja maximal 32 Minuten brauchen – wie sie in der ubiquitären Werbung anpreisen – passt die Sache.
In der Vorbereitungsküche, in die wir kurz noch blicken dürfen, steht ein imposantes Gerät: eine alte Sake-Maschine aus Japan. Die muss noch ans Laufen gebracht werden. Dann gibt es im „Gotcilla“ auch noch ein authentisches flüssiges japanisches Produkt, dargereicht mit Imbiss-Flair.
Gotcilla
Weserstraße 31, 12045 Berlin
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 15 bis 24 Uhr, Samstag und Sonntag 13 bis 24 Uhr