So eine Chance gibt es nicht oft für Gastronomie-Gründer: Das Porridge-Konzept „Haferkater“ aus Berlin-Friedrichshain bespielt diesen Sommer für zwei Monate lang eine Fläche im Berliner Hauptbahnhof.
Genauer: Die Fläche im Berliner Hauptbahnhof – dort, wo alle Wege zusammenlaufen, wo ein Großteil der Ein-, Aus- und Umsteiger entlang kommt, wurde ein 16-Quadratmeter-Popup errichtet. Viel mehr Frequenz kann man nicht bekommen. Und wie kommt man an so einen Spot? Die drei Gründer von „Haferkater“, Anna Schubert, Leandro Burguete und Levin Siert, hatten sich beim Startup-Wettbewerb der Deutschen Bahn durchgesetzt. Hintergrund: Die Deutsche Bahn will am Berliner Hauptbahnhof seinen Kunden langfristig mehr individuelle Shop- und Gastronomie-Konzepte anbieten, „Haferkater“ ist ein Testlauf.
Auch für die Gründer selbst, die gerne einen zweiten festen Laden eröffnen möchten. Vielleicht sogar hier im Bahnhof, das könne man sich jedenfalls gut vorstellen: „Es läuft wirklich gut. Die Kunden kaufen Porridge nicht nur am Vormittag, sondern ganztägig“, erklärt Leandro Burguete. Das Kernprodukt – Burguete lernte es beim Jurastudieren in London kennen und lieben – wird hier vor Ort frisch zubereitet (abends nach der Schließung), Salate kommen jeden zweiten Tag aus der Stammlocation. „Wir richten uns vor allem an die Pendler“, sagt Burguete. Nach so kurzer Zeit von Stammgästen zu sprechen, wäre nicht sinnvoll. Aber: Die Treuekarten würden gut genutzt, berichtet man uns.
Keine Massenabfertigung trotz Hochfrequenzlage
Die 25.000 Euro – der Geldpreis des Wettbewerbs – investierte man in den Ladenbau und den Kauf der Kühlung (praktisch: Man kann sie behalten und für den geplanten zweiten Laden nutzen), die Kaffeemaschine wurde geliehen. Eine Versorgung am Standort gibt es nicht: Strom musste zur Fläche gelegt werden, das Wasser füllt man bei einem anderen Mieter in einen Container und befördert diesen rüber. Porridge gibt es wie in Friedrichshain in zwei Portionen, wobei man die kleinere hier etwas größer gemacht hat.
Die Bahn hat „Haferkater“ mit ihrem Know-how in der Kundenansprache geholfen: In der Hochfrequenzlage – nicht vergleichbar mit dem Standort in Friedrichshain – muss ihm schnell(er) verständlich gemacht werden, was er bekommt. What you see is what you get: Die Porridges wurden fotografiert und hängen als Menüboard an der Wand. So, wie man es aus der Systemgastronomie kennt. Und trotzdem: „Es ist sehr angenehm, hier zu arbeiten. Das Gefühl der Massenabfertigung stellt sich nicht ein“, berichtet Burguete.
„Haferkater“ im Berliner Hauptbahnhof gibt es noch bis Ende August.
www.haferkater.de