Harry’s New York Bar Frankfurt: „Wir erleben live mit, wie Leben sich entwickeln“

von Sophie Radtke
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Das Ehepaar Saridakis mit Barkeeper Roberto Cellot (Mitte). Foto: Sophie Radtke

Schwere Ledersessel, Zigarrenrauch und sanfter Jazz: Die Harry’s New York Bar in Frankfurt gehört zu jenen klassischen Bars, die einem beim Betreten ein völlig neues Lebensgefühl verleihen. Man lässt alle Gedanken, Sorgen und Zweifel des Lebens draußen und fühlt sich plötzlich wie zu Hause. Man schwelgt nostalgisch in der Cocktailkarte zwischen Swimming Pool und Petrifier, Zigarren werden vorbereitet, serviert und am Tisch angezündet.

Emmanuel Saridakis und seine Frau Rike sind die Betreiber der Harry’s New York Bar im Lindner Hotel & Residence Main Plaza Hotel und gelten für viele Kollegen in der Branche als Vorbild. Beide haben sich seit lange Zeit der Freude am Mixen verschrieben, kennengelernt haben sich sich im Job. Sie mixen nämlich nicht nur göttliche Drinks, sondern laden den Gast in ihre Welt ein und bauen eine besondere Nähe zu ihm auf. Wir haben den beiden bei unserem Besuch ein paar Fragen rund um das Gastgebertum gestellt.

Sie gelten als perfekte Gastgeber und inspirieren viele Bartender aus der Branche. Wie bekommt man diesen „Titel“?

Emmanuel Saridakis: Es geht uns vor allem darum, in unserer Bar eine familiäre Atmosphäre zu schaffen. Der Wohlfühlfaktor des Gastes steht absolut im Vordergrund, jeder soll sich hier willkommen fühlen.

Rike Saridakis: Das schafft man nur mit Herzlichkeit – ehrlich gemeinter Herzlichkeit – und Authentizität. Besonders wichtig: Es wird nicht gewertet und niemand wird verurteilt. Der erste Eindruck zählt.

Das klingt nach einer großen Aufgabe. Arnd Heissen, aus dem Berliner Curtain Club, der bei Ihnen gelernt hat, erwähnte in einem Interview, Sie würden sich auch nach Ladenschluss Gedanken über Ihre Gäste machen?

Rike Saridakis: Ja, das ist richtig. Wir versuchen mit unseren Gästen eine persönliche Beziehung aufzubauen. Wir können in der Bar live miterleben, wie sich Leben entwickeln – vom Date bis zu Hochzeit. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir jeden Gast persönlich kennen. Aufmerksamkeit spielt dabei eine große Rolle. Es gibt Gäste, die sehr distanziert sind und dessen Namen wir nicht kennen – allerdings wissen wir, was sie am liebsten trinken.

Worauf achten Sie, wenn Sie selbst Gast sind?

Emmanuel Saridakis: Wir sitzen immer weit weg vom Tresen, wenn wir Gast sind (lacht). Spaß beiseite: Wir analysieren nicht alles bis in kleinste Detail, sondern sind auch einfach mal nur Gast. Auf Sauberkeit achten wir allerdings immer.

Nach Ihnen kommt eine neue Generation von Bartendern. Was hat sich verändert und wie kann man dieses Wissen weitergeben?

Emmanuel Saridakis: Durch die Vernetzung passiert heute vieles online. Früher war unser Beruf Teil einer Hotelfachausbildung, heute gibt es jede Menge Autodidakten. Anfangs ist der Enthusiasmus groß, alle träumen vom coolen Image des Barkeepers, aber die Realität der Gastronomie, die körperliche Belastung und der Stress holen viele Berufseinsteiger schnell ein. Um wirklich etwas weiterzugeben, braucht es Ausbilder, die schon lange dabei sind. Wie beim Gast ist es wichtig, eine persönliche Beziehung mit dem Nachwuchs aufzubauen. Vertrauen steht hier im Mittelpunkt.

Ändert sich mit der neuen Generation hinter dem Tresen auch das Publikum davor?

Rike Saridakis: Auf jeden Fall. Junge Leute interessieren sich wieder mehr für Getränke. Viele von ihnen kommen zu uns in die Bar und sagen: „Das ist ja total retro!“ Wir freuen uns sehr über ein so gemischtes Publikum. Wie schon gesagt, jeder ist bei uns willkommen.

Zwei Drink-Rezepte aus der Harry’s New York Bar: 

Manhattan (perfect)

4 cl Roggenwhiskey
1,5 cl roter Wermut
1,5 cl trockener Wermut
2 Spritzer Cocktailbitter (Angostura)
Deko: Cocktailkirsche

Unser Tipp: Ein höherer Anteil roter Wermut macht den Manhattan lieblicher.

Pear Martini

3 cl Williams
2 cl Zitronenwodka
1 cl Birnensirup
1 cl Limettensaft

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