Es gibt viele Wege, die ohnehin schon immer prekäre und jetzt besonders bedrohte Clubszene zu unterstützen. Mit Aktionen wie United We Stream zum Beispiel, durch Weitergabe von Umsätzen verkaufter Limonaden oder Wasser – oder auch mit einem Hocker.
Letzteres dachte man sich bei der Hamburger Küchen- und Möbelmanufaktur Jan Cray und initiierte die Charity-Shopping-Aktion Hocker for Help zugunsten der Hamburger Club- und Kulturlandschaft. Zusammen mit drei weiteren lokalen Möbelherstellern und -designern, Hafenholz, Ply Atelier und We Are Studio Studio, hat man einen Pop-up-Webshop für Hocker aufgesetzt.
„Wir wollen als Hamburger anderen Hamburgern helfen, die es besonders schwer getroffen hat wegen der Corona-Einschränkungen. Deswegen haben wir uns mit anderen lokalen Möbelunternehmen zusammengetan, die auch Hocker produzieren. Gemeinsam legen wir uns dafür ins Zeug, dass wir auch in Zukunft eine bunte Club- und Kulturlandschaft in Hamburg haben“, so Cray.
Der Gewinn aus dem Verkauf der Möbelstücke geht komplett an das Hamburger Clubkombinat e.V., das sich seit vielen Jahren für den Bestand und die Weiterentwicklung der Club- und Spielstätten-Szene der Stadt stark macht, u.a. mit einem eigenen Kataster, das Standorte sichtbar macht, und einem eigenen Award. Aktuell fokussiert man sich mit Save Our Sounds ganz auf Coronakrisen-Hilfe.
Der Wahl-Hamburger Cray, seit fast zehn Jahren an der Elbe sesshaft, ist selbst mit der kulturellen Szene eng verbunden. „Gerade was Musik, Konzerte und Festivals angeht. Ich wurde schon oft positiv überrascht von tollen Konzerten in Hamburgs Clubs. Unvergessen sind experimentelle Sofakonzerte in kleinen Bars auf Pauli, Live-Gigs in der Hanseplatte im Karoviertel oder lange Tanznächte in der Altonaer Fabrik. Nicht vorzustellen, dass es so in der Vielfalt nicht mehr vorhanden sein könnte.“
Vorzustellen ist es in der Tat nicht, aber durchaus nicht unrealistisch. Im Gegensatz zu anderen Formen der Gastronomie, in der Gäste platziert und/oder an der frischen Luft bedient werden können, haben Clubs – Räume, in denen sich Menschen bewegen und berühren – derzeit überhaupt keine Perspektive eine Wiedereröffnung. Bei meist weiter laufenden Mieten und anderen Kosten wird es für viele Locations extrem schwer durchzuhalten. Clubbetreiber*innen, Veranstalter*innen, Booker*innen, DJs/Künstler und Agenturen: Sie alle verdienen zurzeit kein Geld und kämpfen ums wirtschaftliche Überleben.
„Es ist jetzt schon absehbar, dass Clubs und Veranstaltungshäuser vermutlich die letzten sein werden, für die die gültige Allgemeinverfügung wieder aufgehoben wird. Wann es jedoch soweit sein wird, ist im Moment immer noch unklar. Umso mehr freuen wir uns, dass wir auch von Hamburger Unternehmen so kreativ unterstützt werden“, so Thore Debor, Geschäftsführer des Hamburger Clubkombinats. Der im DEHOGA eingegliederte Bundesverband der Discotheken und Tanzbetriebe (BDT) fordert die Politik darum auf, mit einem Rettungsfonds für eine schnelle Finanzspritze zu sorgen, die Vergnügungssteuer abzuschaffen und die Senkung Mehrwertsteuer auf Club-Umsätze (denn von der bisherigen Senkung profitieren nur Speisen anbietende Betriebe).
Hocker helfen
Aber auch jede*r einzelne Clubber*in kann etwas tun. Zum Beispiel durch Kauf eines oder mehrerer der sechs von lokalen Herstellern designten Hocker. Womit sich zugleich ein schönes Möbelstück, das wie kein anderes symbolisch für das Club- und Bar-Mobiliar steht, in die eigene Wohnung oder wohin auch immer holen lässt. Die Hockermodelle (drei sind von Jan Cray und jeweils einer ist von Hafenholz, Ply Atelier und We are Studio Studio) kosten zwischen 199 und 450 Euro und sind in verschiedenen Farbkonfigurationen verfügbar. Der Gewinn geht direkt an das Clubkombinat, welches das Geld anschließend direkt an Clubs und Akteure der Hamburger Kulturlandschaft zu gleichen Teilen verteilt.
www.hockerforhelp.de