Kiezgarten am Sedanplatz: Kollektiver Popup-Biergarten in Wiesbaden

Foto: klinque.com

Gemeinsame Außengastronomie in Corona-Zeiten: Vier Betriebe in Wiesbaden machen diesen Sommer gemeinsam einen Biergarten auf dem Sedanplatz im Westend. Die Speisen holen sich die Gäste in den Restaurants dazu. Möglich macht es auch eine unbürokratische Bürokratie.

Diesen Sommer ist Platz gefragt. Viel Platz. Die Gastronomien des Landes brauchen mehr Außenflächen, damit sie die Abstandsregeln einhalten und gleichzeitig so viele Gäste empfangen können, dass sich das Geschäft für sie lohnt. Draußen sitzen, essen und trinken zu können, kommt dem Bedürfnis der Gäste zurzeit besonders entgegen, in Corona-Zeiten mehr denn je.

Im Wiesbadener Westend gibt es solchen Platz eigentlich nicht so wirklich. Das von Gründerzeit-Häusern geprägte Viertel ist sogar eines der am dichtesten bebauten Stadtviertel in Deutschland und hat nur drei Parks bzw. öffentliche Plätze. Umso beachtlicher ist es, dass genau hier nun eine solche „Corona-Außengastronomie“ entstanden ist. Sie nennt sich Kiezgarten, befindet sich auf dem Sedanplatz und ist ein Zusammenschluss von vier anliegenden gastronomischen Betrieben: Riesling im Hindukusch“, Lokal, Heaven und Schoppenhof.

Gemeinsam haben sie eine GbR gegründet: „MALT Collective“ heißt sie nach den Vornamen der vier Betreiber*innen Massi Namet, Alexander Sarac, Linda Zimmermann und Tim Radusch. Diese Firma betreibt nun den Popup-Biergarten mit ca. 150 Plätzen. Getränke verkauft man aus einem Bierwagen heraus, Speisen können sich die Gäste über QR-Codes in den Betrieben bestellen, es ist sogar die ebenfalls am Platz ansässige Pizzeria Molise mit in dieses Food-Angebot integriert worden. Die Bestellungen holen sich die Gäste dann selbst in den Betrieben ab. Natürlich werden alle Abstands- und Sicherheitsregeln eingehalten, die notwendige Erfassung der Personaldaten erfolgt ebenfalls digital über Hygiene Ranger.  

Alle Fotos, falls nicht anders ausgewiesen: James Bola / Foodservice Solutions

Dass diese schöne Idee sich überhaupt so gut und schnell in die Tat umsetzen ließ, sei auch der Kooperationsbereitschaft der zuständigen Behörden zu verdanken, berichtet Massi Namet: „Die Ämter haben super mitgezogen, damit wir das machen konnten.“ Ordnungs- und Grünflächenamt segneten das Konzept ab, das die vier Betriebe zuvor der Stadtentwicklungsgesellschaft SEG präsentiert hatten und mit ihr feinjustierten. Im Mai hatte man sich mit allen Akteur*innen und Verantwortlichen vor Ort getroffen und sich angeschaut, wie eine Außenbewirtschaftung mit besonderen Corona-Anforderungen aussehen kann. So wurde zum Beispiel entschieden, die Grünfläche des Platzes mit Rindenmulch zu bedecken.

Das Konzept für den Joint-Venture-Biergarten gibt es indes schon länger: Bereits im Vorjahr war seitens der vier Gastro-Betriebe geplant worden, den Sedanplatz temporär mit einer Freiluftgastro zu bespielen, bevor der Platz umgebaut und u.a. mit einem Wassertisch versehen wird. Unter ihm fließt nämlich zurzeit ein Bach durch einen Kanal. Zukünftig soll er hier wieder ans Tageslicht kommen, dafür sind umfangreiche Bauarbeiten nötig. Doch die sind noch in der Planungsphase. „Dann kam der Herbst, der Winter – und dann Corona“, so Namet. Und nach kurzer Schockstarre, in die so viele Betriebe mit dem Shutdown verfielen, war den Beteiligten klar: Wann, wenn nicht jetzt, einen Popup-Biergarten auf dem Platz eröffnen? 

Foto: klinque.com

Am zweiten Juniwochenende fand das Soft-Opening statt und es lief gleich sehr zufriedenstellend ab, berichtet Linda Zimmermann. Auch die Sicherheitsvorkehrungen – zwei Personen sitzen am Eingang und nehmen die Gästedaten auf – griffen. „Die Gäste sind geduldig zu uns gekommen und glücklich wieder gegangen“, so Zimmermann.

Ans Viertel denken die vier auch: Wer will, kann sein Pfand beim Verlassen des Geländes spenden, statt es erstattet zu bekommen, und in Kürze starten Events mit lokalen Musiker*innen. Zusätzlich plant man, Staffeleien aufzustellen, auf denen dann Bilder örtlicher Künstler*innen zu sehen sein werden.

Und die Stadt Wiesbaden schreitet in Sachen Unterstützung weiter voran: Foodtrucks sollen in diesem Sommer auf verschiedenen Plätzen ihre Speisen verkaufen können – das soll wegbrechende Umsätze durch ausfallende Events kompensieren helfen.