Rund zwei Monate ist die „Klasse von 2021“ des Schulungsprogramms „Learning for Life“ nun auf ihrem Weg. Nach wochenlangem Lernen stand im Juni die theoretische Abschlussprüfung an – und zuvor gab es für die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich beim Praxistraining in Berlin fit zu machen. Wir haben zugeschaut.
Anzeige: Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Diageo.
Ein sonniger Vormittag in Berlin-Kreuzberg, am Kopf der Großbeerenstraße rauscht der imposante Wasserfall den Viktoriapark hinab. Bestes Frühlings-Flanier-Wetter. Doch dafür haben die jungen Bartenderinnen und Bartender, die sich ein paar Meter entfernt in der „Galander Bar Academy“ versammelt haben, heute keine Zeit: Sie wollen hier und heute zusammen mit Dominik Galander, dem Schulungsleiter von „Learning For Life“, die Bar-Basics trainieren. Seit dem Start des diesjährigen Programms – wir berichteten vom Kickoff-Briefing – sind einige Wochen vergangen, in denen die Teilnehmer*innen, die aus allen vier Himmelsrichtungen des Landes stammen, gut damit beschäftigt waren, den umfangreichen theoretischen Teil von „Learning For Life“ zu verinnerlichen: Warenkunde und Verkaufspsychologie, Herstellungstechniken sowie gesetzliche Regelungen zum Beispiel und noch so einiges mehr. Fachwissen, das im Rahmen des jährlichen Programms in der theoretischen Abschlussprüfung abgefragt wird – sie ist sozusagen das Vordiplom.
Bevor die Teilnehmer*innen diese ablegen, bekommen sie im Rahmen von „Learning For Life“ die Möglichkeit, sich zusammen mit Dominik noch einmal ganz „hands on“ fit zu machen: Bei den freiwilligen Praxistrainings werden die Basics der Bar einmal komplett durchgespielt.
Nadine aus Leipzig hat sich angemeldet. Seit zwei Jahren arbeitet sie schon in der renommierten Bar „Imperii“. Zunächst im Service, dann reizte sie die Bar immer mehr und nun darf sie auch hinter dem Tresen mitwirken. „Learning For Life mache ich mit, um mein Barwissen zu vertiefen. Es ist wichtig, dass man die Basics draufhat. Der Lernstoff hält einen beschäftigt, aber es macht Spaß. Ich nehme sehr viel mit.“ Ganz ähnlich sieht es Aaron: Der gebürtige Berliner arbeitet im „Posthotel Alexander Herrmann“ im fränkischen Wirsberg. Er hat Koch gelernt und baut nun für das Hotel eine Bar mit regionalen Spirituosen auf. „Dafür möchte ich mich weiterbilden“, erklärt er.
Ergonomie und Energie: das A und O
Und zwar ganz praktisch: Was ist eigentlich die perfekte Wohlfühl-Distanz zwischen Service und Gast? Wie hält man ein Tablett (Dominik Galander: „Das wichtigste Werkzeug der Bar, das Tablett ist dein Freund“) so, dass es stabil ist und Getränke nicht herunterfallen können? Geht man jemals mit einem leeren Tablett durch die Bar und wenn nein, was ist immer drauf und wozu? Wie entferne ich einen Ausgießer aus einer leeren Flasche und wie bringe ich ihn so an, dass das Etikett beim Pouren dem Gast zugewandt ist? Wie funktioniert Jiggern so, dass nichts daneben geht und die Hände das Gästeglas nicht streifen? Warum ist die direkt unter der Mixstation in den Tresen eingelassene Eiswanne – sieht man oft in Bar – nicht zu empfehlen?
Der routinierte Bartender und Schulungsleiter macht es den Teilnehmer*innen klar: Ergonomie und Energie(sparen) sind das A und O. Man kann eine Flasche so anfassen, dass es besonders cool aussieht, oder so, dass es auch nach zigfachen Wiederholungen und tausendfachen im Laufe eines Berufslebens den Körper nicht schädigt. „Euer Körper ist euer Kapital. Hört darauf, wenn euch euer Körper Signale sendet“, rät Galander. Zumal diese Signale irgendwann verstummen, was aber nicht bedeute, dass dann alles in Ordnung sei.
Besonders wichtig sind Ergonomie und Energie beim Shaken: Die Gruppe versammelt sich hinter dem geräumigen, extra für Schulungszwecke gestalteten Tresen. Die Handys werden gezückt, man filmt sich gegenseitig, um die Bewegungsabläufe analysieren zu können. Hüfte nach vorne, Bauch rein: Ein tiefer Körperschwerpunkt gibt guten, stabilen Stand. Sind die Hände nah beieinander und ist der Shaker fast waagerecht, dann legt das Eis den längsten Weg zurück. „Es geht darum, das Eis zu bewegen, nicht den Shaker“, erklärt Galander.
Und auch ein langsamer Shake-Start mit Steigerung und Ausklingenlassen ist vorteilhaft – ergonomisch wie akustisch. So können die Gäste jenseits des Tresens, vielleicht gerade in den Flirt vertieft, sich an das Geräusch gewöhnen. Es ist dann ein angenehmer Barsound und kein verstörender Lärm.
Früh anfangen, für die Theorie-Prüfungen zu lernen
Rühren, Schichten von Flüssigkeiten, Strainen, einen Salzrand aufs Glas aufbringen und sogar Flambieren stehen heute noch auf der Tagesordnung: Jede Menge Praxiswissen, bevor es dann in die theoretische Abschlussprüfung ging. Die wurde Mitte Juni parallel und gleichzeitig in fünf Städten geschrieben, die Prüflinge arbeiteten sich durch die Fragen, kreuzten an, beschrieben und berechneten. Nicht alle bestanden, unter anderem muss Aaron das Programm leider beenden und nimmt hoffentlich dennoch wertvolle Impulse mit. Nadine ist weiter. Ihr Tipp: „Man sollte früh anfangen zu lernen und nicht erst drei Tage vor der Prüfung versuchen, alles auf Druck in den Kopf zu kriegen. Das funktioniert nicht.“
Das Herausforderndste war das Rechnen für sie, berichtet sie lachend: „Man muss sich die Formeln gut merken und am besten gleich am Anfang der Prüfung aufschreiben.“ Das klingt tatsächlich nach Arbeit. „Learning For Life“ ist eben bewusst sehr anspruchsvoll, die Messlatte liegt hoch. Schließlich sollen die Absolvent*innen gutes Rüstzeug bekommen, das sie befähigt, erfolgreich in der Branche zu arbeiten – und irgendwann vielleicht sogar selbst eine Bar-Gastronomie zu führen.
Alle, die es durch die Theorie geschafft haben, dürfen sich nun auf den Praxisteil mit mehrtägigen Workshops freuen. Und von diesen Workshops melden wir uns demnächst zurück!