Bartender*in – ein überaus anspruchsvoller Beruf. Wer sich professionell aufstellen und Karriere machen will, muss sich (fort)bilden. Eine einzigartige Möglichkeit dazu bietet das mehrmonatige Schulungsprogramm „Learning for Life“. Um den Kurs jedoch erfolgreich zu absolvieren, muss man sich ziemlich ins Zeug legen. Wir blicken hinter die Kulissen des Jahrgangs 2021!
Anzeige: Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Diageo.
17 junge Bartenderinnen und Bartender aus Köln, Aachen, Frankfurt und Baden-Baden blicken an einem Freitagmorgen Ende März erwartungsvoll in die Laptop-Kameras. Sie alle arbeiten in namhaften Bars, Clubs und Hotels wie dem „Zum Scheuen Reh“, dem „Toddy Tapper“, dem „Bootshaus“ oder dem „Roomers“, dem „Maritim Hotel“ oder der „Live Music Hall“. Und sie alle sind jetzt live per Zoom zum Auftakt-Briefing eines ganz besonderen Schulungsprogramms für die Barszene zugeschaltet: Learning For Life heißt es. Es wurde 2008 zum ersten Mal in Lateinamerika durchgeführt und 2014 kam es nach Deutschland. Initiiert wurde es vom Spirituosenhersteller Diageo, es ist jedoch keine Produktschulung, sondern eine 360-Grad- Fortbildung für den Bar-Nachwuchs.
Aufgrund der Pandemie haben seit über einem Jahr die Gastronomie- und Hotelbetriebe mit zahlreichen Restriktionen und Schließungen zu kämpfen. Doch gerade in diesen Zeiten ist Weiterbildung so elementar. „Uns ist es sehr wichtig, dem Gastgewerbe in diesen schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen, unser langjähriges Bartenderprogramm Learning for Life gerade jetzt weiterzuführen und damit motivierten Teilnehmer*innen ein fundiertes Ausbildungsprogramm anzubieten“, sagt Karin Dietrich, Head of Corporate Relations Germany, Austria & Switzerland bei Diageo.
Bis zum heutigen Tag haben rund 400 Personen „Learning for Life“ erfolgreich absolviert. Man könnte auch sagen: Sie haben „L4L“ gemeistert. Denn längst hat es sich in der Barszene herumgesprochen: Ein Kuschelkurs, ein bisschen Shaken hier, ein bisschen Warenkunde dort, ist dieses Programm nicht. Eher schon ist es ein Bartending-Bootcamp. „Learning For Life“ gilt als sehr anspruchsvoll. Schon im Vorfeld wird ausgewählt, denn es ist ein Stipendium. Nicht jede*r Bewerber*in darf teilnehmen – wer sich zu den Glücklichen zählen darf, das wird vorab vom leitenden Team entschieden.
Insofern haben die 17 Bartenderinnen und Bartender der Kölner Gruppe schon einmal die erste Hürde geschafft. Doch es werden noch so einige folgen … schauen wir uns den Ablauf des Programms, welches diese Gruppe in diesem Jahr ebenso wie Teams aus Berlin, Dresden, Frankfurt und Hamburg durchläuft, nun mal im Detail an:
Im ersten Schritt loggen sich die Teilnehmer*innen im „Online Learning Management Tool“ des Programms ein. Sie haben dann exakt sieben Tage Zeit, um sich mit „P1“ zu beschäftigen, dem ersten von fünf Lernmodulen. Die Ps stehen für Professionalität, Produkt, Profit, Performance und Practice. Bei P1 geht’s darum, den vorhandenen Wissenstand auf Herz und Nieren zu prüfen. Zum Beispiel, wie Alkohol auf den menschlichen Körper wirkt, die eigene Gesundheit (wie kann man den Beruf Bartender*in möglichst lange machen) sowie rechtliche Aspekte.
Nach der Woche findet dann an einem fixen Termin ein Onlinetest mit 35 Fragen (Einfach- und Mehrfachauswahl, Lückentexte, freie Eingaben etc.) statt. Den müssen die Teilnehmenden binnen 30 Minuten absolvieren. Wer nicht rechtzeitig nach 30 Minuten auf den Absenden-Knopf drückt, fliegt raus, wer nicht mindestens zwei Drittel richtig beantwortet, auch. Und das lebenslang: „L4L“ darf jede*r nämlich nur einmal machen.
Die Bartender*innen, die „P1“ erfolgreich überstanden haben, dürfen im Anschluss mit dem Büffeln des nächsten Moduls beginnen: Bei „P2“ geht es um detaillierte Warenkunde von Spirituosen über Wein bis Bier, um Sensorik und Produktwissen. Sowohl theoretisch mit vielen Texten und Listen als auch praktisch: Alle bekommen ein Verkostungs-Paket mit verschiedenen Samples zugeschickt, die sie bei der nächsten Zwischenprüfung, die zweiteilig Ende April und Anfang Mai stattfindet, zuordnen müssen. Tasting-Videos und Testfragen helfen dabei, sich sensorisch fit für die Prüfung zu machen.
Doch aufgepasst: „Es befindet sich auch ein falscher Hase unter den Flaschen“, erklärt Dominik Galander, bekannter Gastronomie-Unternehmer aus Berlin und Schulungsleiter. Heißt: Eine der Beschriftungen der Fläschchen führt auf die falsche Fährte, und jeder Teilnehmende bekommt ein anderes dieser „easter eggs“ – Absprachen sind da kaum möglich. Dominik Galander: „Dieser Teil ist der anspruchsvollste von allen, da hier sehr viel Wissen abgefragt wird. Hier müssen sich die Teilnehmer ausreichend Zeit nehmen, sich mit den umfangreichen Themengebiet zu beschäftigen, damit sie es bestehen.“
Es ist ein langer Weg bis zum ersehnten Zertifikat
Blick in die Galerie des Videocalls: Die anfangs so entspannten Gesichter sind schon ein wenig ernster geworden. Spätestens jetzt dürfte allen klar sein: Ein Spaziergang wird das hier nicht. Und es kommen ja noch zwei weitere theoretische Lernkomplexe: Bei „P3“ dreht sich alles um Verkaufspsychologie und Gast-Service-Prozesse, bei „P4“ geht es um Arbeitstechniken an der Bar. Das ist fair: Quereinsteiger*innen, die noch nicht so lange mit Shaker, Jigger und Co. hantieren, unterstützt man hierbei durch Live-Trainingseinheiten – Nachhilfe sozusagen.
Wer die vier Zwischenprüfungen hinter sich gebracht hat, darf dem nächsten Meilenstein entgegen fiebern: Am 17. Juni findet die theoretische Abschlussprüfung statt. In einer Gastronomie, im Falle der Kölner Gruppe ist es das „Königsblut“. Der Umschlag mit den Prüfungsunterlagen wird erst geöffnet, wenn alle sitzen. Papier, Stift, Taschenrechner, das volle Programm, viele Fragen über mehrere Stunden warten auf die Prüflinge. Alles, was bis hierhin erlernt wurde, kommt dabei noch mal dran. Um zu überprüfen, ob die gelernten Inhalte nicht nur im Arbeitsspeicher, sondern auf der Festplatte der Teilnehmenden gelandet sind. Dominik Galander: „So können wir das breite Wissen der Teilnehmer noch einmal überprüfen, das sie bisher im Online Management Tool durchgearbeitet haben.“
Wie gesagt: Das Programm ist kein Funtrip, sondern die Teilnehmenden befähigen, sich im Bar-Business zu behaupten. Sie sollen den von ihnen gewählten, komplexen Beruf, der viel Wissen, Sensibilität, Kreativität und unternehmerisches Handeln miteinander vereint, gut machen können. Sehr gut sogar.
„Danach fühlt ihr euch um einiges schlauer“
Dass sich die Mühe lohnt, wissen Roxanne Helm und Oliver Grünwald zu bestätigen: Denn die beiden, heute im Berliner „Provocateur“ und im „Coppa Brazil“ in Rosenheim tätig, haben das Programm bereits erfolgreich durchlaufen. Sie stehen ihren Kölner Nachfolger*innen nun während der ganzen Zeit als „Paten“ – man könnte es auch Mentoren nennen – für Rückfragen zur Seite. „Es ist unfassbar viel Stoff und schwerer, als man zuerst denkt. Aber danach fühlt ihr euch um einiges schlauer“, ermuntert Roxanne die jungen Kolleg*innen.
Wer die Theorieprüfung im Juni gemeistert hat, ist dem großen Ziel – einem einzigartigen Zertifikat, das im Rahmen einer feierlichen Gala verliehen wird, schon ein ganzes Stück näher gekommen. Und darf sich dann auf das dreitägige Praxistraining im Juli freuen. Wie genau das aussehen wird, davon berichten wir dann zu einem späteren Zeitpunkt. Nur soviel an dieser Stelle: Es wird um die gemeinsame Gestaltung eines Abends gehen. Aktuell geplant ist, ihn in einer Kölner Bar mit Gästen durchzuführen. Coronabedingt werden für dieses wie für alle Events von „Learning for Life“ der genaue Zeitpunkt und ein umfangreiches Hygienekonzept gemäß der geltenden Regeln in den jeweiligen Bundesländern noch definiert, um die Sicherheit und Gesundheit aller Teilnehmer*innen zu gewährleisten.
Wir melden uns im Juni mit Eindrücken von der Zwischenprüfung zurück!
Die Bewerbungsphase für 2022 beginnt am 1. Oktober 2021. Mehr Infos dazu hier.