Eine tolle Idee mitten im Gastro-Lockdown: Aus Resten stellen Restaurants und Bars in Essen und Umgebung Drinks in der Flasche her und verkaufen sie außer Haus.
„Brutal lokal“ nennt sich die Kulinarik des Berliner Restaurants Nobelhart & Schmutzig. Umgedreht, also „Lokal brutal“, lautet der Name eines neuen Graswurzel-Projekts aus dem Ruhrpott, das sich ebenfalls der Nachhaltigkeit widmet. Die Idee: Mit Produkten, die sich noch im Lager befinden, stellen die teilnehmenden Betriebe alkoholische Drinks oder Drink-Zutaten her. Und verkaufen sie anschließend an Gäste, Freund und alle, die sie in der Schließungszeit unterstützen wollen.
Die Idee dazu hatte Initiator Axel Klubescheidt aus Essen schon länger. Ursprünglich wollte der Bartender, der früher im legendären „FCUK Yoga“ am Brett stand und heute als Markenbotschafter für einen Gin tätig ist, einen Blog mit nachhaltigen Cocktail-Rezepten ins Leben rufen. Dann kam der zweite Lockdown und mit ihm die Idee, doch direkt mit gastronomischen Betrieben zusammen zu arbeiten und ihnen mit seiner mixologischen Expertise bei der Umsetzung zu helfen.
Die erste Edition ist schon ausverkauft
So entstand zum Beispiel ein „ Lemon Sherbet“ aus ausgepressten Zitronen und abgeschälten Zitronenzesten: Die Zitronenreste werden in Wasser aufgekocht, reduziert und mit etwas Zitronensäure vermischt, die Zesten kommen mit Zucker ins Vakuum und ziehen 24 Stunden darin. Beide Zutaten werden dann gemeinsam aufgekocht und heiß in gereinigte Flaschen (alte Weinflaschen) abgefüllt – fertig war ein sauer-süßes Sherbet aus Zutaten, die sonst im Biomüll landen.
In der Essener Bar „School of Drinking“ wurde es zusammen mit einem Sirup aus Zimt und selbst gesammelten Beeren, Apfelsaft aus gespendeten Äpfeln vom Hof Buchholz in Mülheim/Ruhr, Brombeerblättertee von Essener Sträuchern und einem Sloe Gin zum „Funky X-Mas Punch“ verarbeitet. Der kann sowohl heiß als auch kalt auf Eis getrunken werden. Verkauft wird er in den bei „Lokal brutal“ teilnehmenden Betrieben, das sind neben der „School of Drinking“ und dem „FCUK Yoga“ auch das Restaurant „Tatort“ und das neue „Käthe & Kalle“. Genauer: Er wurde verkauft. Die erste Edition bestand aus nur 24 Flaschen und war natürlich blitzschnell weg. Aber schon bald wird der nächste Cocktail in Flaschen aus Resten von Küche, Bar und Hof produziert und spült – mit super geringem Wareneinsatz – wieder etwas Umsatz in die Kassen der Betriebe.
Wer sich inspirieren lassen will: Mehr Infos gibt es auf https://lokalbrutal.de, und jede Menge Nerd-Wissen rund um nachhaltige Cocktail-Rezepte findet sich auf der englischsprachigen Seite des Zero-Waste-Barprojekts Trash.