Markenführung in der Gastronomie, Teil 3/3: Wie man ein 360-Grad-Erlebnis inszeniert

von Dorothee Reimann

Im dritten und letzten Teil dieser Artikel-Serie erfahren Sie, wie Sie mit einfachen Maßnahmen das 360 Grad Erlebnis Ihrer Marke umsetzen und diese zum Leben erwecken. Konkrete Tipps und Beispiele zeigen Ihnen auf, wie Sie einzigartige Akzente setzen, die den entscheidenden Unterschied machen.

Die Ausgangsbasis für die gastronomische Markenführung, die wir im ersten Teil besprochen haben, besteht in der Bewusstseinsschärfung. Denn Ihr Mindset ist in dieser Thematik der Dreh- und Angelpunkt. Hierzu gehört zum Beispiel, dass Markenführung in erster Linie Chef*innen-Sache ist und Sie als Gastronom*in Verantwortung für die Steuerung des Außenbildes Ihrer Marke übernehmen. Ebenso muss die Kern-Leistung sehr gut sein, da eine Gastromarke allein nicht den Betrieb tragen kann.

Im zweiten Teil wurden zahlreiche weitere Vorteile der Markenführung erläutert. Als einer der wichtigsten Komponenten gilt die Einbeziehung des Teams in einen aktiven Dialog – und zwar auf Augenhöhe. Denn nur hierdurch bekommt Ihr Vorhaben die Chance, authentisch zu werden. Und Authentizität ist einer der wertvollsten Währungen der Marke überhaupt. Daher lebt dieser Prozess auch von den Ideen der gesamten Belegschaft. Als Gastronom*in sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass Sie sich nicht nur von Ihrer Konkurrenz abgrenzen, sondern hierdurch zugleich die Kundenbindung gesteigert wird. Es winkt Ihnen sogar die Möglichkeit, dass Ihr Betrieb im Idealfall sogar Ihrer Konkurrenz vorgezogen wird. Neben einer erhöhten Aufmerksamkeit wird auch Ihr Image emotional aufgeladen. Und dieses wiederum lässt eine Wertsteigerung Ihrer Brand entstehen, wodurch Ihnen sogar ein erhöhter preislicher Spielraum beschert wird. Preiskampf ade!

Kurzum: Die Erkenntnisse aus Teil 1 und Teil 2 bezeugen, dass Markenführung einer Art „Kettenbildung“ unterliegt. Fällt der erste Dominostein, fallen auch alle weiteren und Sie profitieren von einem ganzen Bouquet aus Vorteilen, die letztlich Ihren Umsatz boosten. Aber dazu muss jeder Stein auch optimal und im richtigen Abstand positioniert sein, sodass Sie vom Potenzial dieser Kettenwirkung profitieren. Die nachfolgenden Tipps und Tricks erhöhen nicht nur die Erfolgschancen dieser Kettenwirkung, sondern komplettieren die Maßnahmen Ihres Markenführungsrepertoires. Je detaillierter und präziser Sie jede einzelne Maßnahme umsetzen, desto größer sind Ihre Erfolgschancen.

1. Setzen Sie alle bisherigen Maßnahmen zu einem 360-Grad-Markenerlebnis um

Nachdem Sie im vorigen Schritt alle Kontaktpunkte Ihrer Gäste optimiert haben (letzter Tipp aus Teil 2), geht es in diesem Schritt darum, die bisherig erarbeiteten Aspekte aus Kontaktpunkten, Markenwerten, Leitsätzen sowie Alleinstellungsmerkmalen und individuelle Stärken in eine 360-Grad-Ebene zu übersetzen. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei Ihr definierter Markenkern, der durch die Markenwerte zementiert wird. Sämtliche Aspekte und Maßnahmen sind hieran ausgerichtet und müssen sich kontinuierlich wiederfinden. Erst dann wird Ihre Marke als „ganzheitlich“ empfunden.

Besetzen Sie also gezielt Themenfelder und inszenieren Sie diese. Wie können Sie die Leitidee Ihres gastronomischen Konzeptes inszenieren? Und wie könnte sich dieses auf Ihre Raumeinrichtung und Ambiente auswirken? Sind Ihre Leitfarben dieselben geblieben? In einer der ersten Umsetzungen haben Sie – so unser Vorschlag – Ihre Speisekarte verschlankt. Überlegen Sie nun, wie Sie Ihren ausgewählten kulinarischen Schwerpunkt inszenieren und auf alle weiteren Ebenen erlebbar machen können. Als kulinarischer Schwerpunkt kann zum Beispiel der Fokus auf saisonale und lokale Lebensmittel sein, welche in puristisch gestaltete Gerichte hinein münden und zugleich mit handwerklicher Qualität und Raffinesse aufwarten.

Nur durch diesen Clou erwecken Sie Ihre Marke zum Leben. Machen Sie den Check-up, ob sich alle Kontaktpunkte, Markenwerte, Leitsätze und Alleinstellungsmerkmale einheitlich im Design, im Logo, auf dem Geschäftspapier, auf Werbematerialien, auf Ihrem Firmenfahrzeug und in der Berufskleidung widerspiegeln.

2. Schärfen Sie Ihr Markenprofil zusätzlich durch Reputation

Gerade in der Gastronomie hat diese Maßnahme goldenen Boden. Kombinieren Sie Ihre Aktionen und Veranstaltungen mit lokalen Partnern, die perfekt zu Ihrer Marke passen. Kooperieren Sie mit namhaften Köch*innen oder Restaurants? Oder begeben Sie sich sogar auf das Terrain anderer Branchen und arbeiten mit lokalen Designer*innen, Künstler*innen oder Musiker*innen zusammen, mit denen sich Ihre Gäste identifizieren? Akquirieren Sie sogar vielversprechende Newcomer-Köch*innen oder außergewöhnlich ambitionierte Baristas? Oder möchten Sie als Barbetrieb die Deutungshoheit erlangen und bieten z.B. Cocktailkurse an? Aber Achtung: Verfallen Sie nicht in reinen Aktionismus. All Ihre Maßnahmen müssen den Markenkern, seine Werte und Ihre Alleinstellungsmerkmale durchgängig bespielen. Achten Sie daher auf Kontinuität. Wer alle paar Jahre mit einer neuen Marke um die Ecke kommt, verliert seine Glaubwürdigkeit.

3. Werfen Sie einen Blick durch die Brille Ihres Gastes

Neben Ihrer gastronomischen Sicht gilt es ebenso, die Gäste-Perspektive einzunehmen. Welcher Gast kommt schließlich nur zum Essen? Er erwartet eine intensive Bindung und will umsorgt werden. Nein, er möchte sich bei Ihnen sogar heimisch fühlen. Welche Rückschlüsse ziehen Sie daraus? Screenen Sie hierzu Ihre Kundenfeedbacks und -wünsche. Wie kann Ihr Servicestandard weiter optimiert werden? Welche Speisen sind Bestseller? Und wie können Sie die Speisen designen, sodass der Gast sein Gericht sogar fotografiert und sein Bild in den sozialen Medien postet? Wie kann die Raumgestaltung und das Ambiente gestaltet werden, dass sich Ihr Gast noch wohler fühlt als je zuvor, länger verweilt und damit auch der Umsatz pro Tisch steigt?

Besonders wichtig: Positionieren Sie sich in punkto Nachhaltigkeit. In Zeiten der Pandemie ist der Gast für bewussteren Konsum zunehmend sensibilisiert worden und erwartet eine klare Positionierung Ihrerseits. Wie handhaben Sie Foodwaste? Verwenden Sie eventuell noch Strohhalme oder andere Behältnisse aus Plastik? Inwiefern treten Sie für nachhaltige Werte ein und machen dieses für den Gast transparent und erlebbar? Überlegen Sie, wie Sie zum Thema Vielfalt, Qualität und Frische stehen möchten. Denn genau diese Dinge sind Teil des Cliffhangers zu Ihrer Marke. Und: Bleiben Sie ehrlich und verpassen sich keinen „grünen Anstrich“. Nur hierdurch behalten Sie langfristig Ihre Authentizität. Integrieren Sie all diese Erkenntnisse in Ihr Rundum-Erlebnis. Je detaillierter Sie sich durcharbeiten, desto substanzieller wird Ihre „brand experience“.

4. Zusatz-Tipp: Binden Sie Markenprofis ein

Die Zusammenarbeit mit einem Markenexperten bzw. einer Markenexpertin kann nützlich sein: Er bzw. sie hat eine externe Sicht und bewertet die Dinge anders. Hierdurch haben Sie die Chance, bisherige Annahmen und Ideen zu hinterfragen. Und in punkto Konzeptentwicklung, Markenbildung und Marketing haben Sie einen echten Profi an Ihrer Seite. Unterschätzen Sie nicht den Aufwand, der mit gastronomischer Markenführung verbunden ist. Sie erfordert jede Menge Arbeit und Spezialwissen. Sehen Sie Markenführung immer ganzheitlich. Übersetzen Sie alle Insights auf sämtliche Einzelbereiche Ihre Küche, Ihrer Speisen, Ihren Service, Ihres Personals usw. Denn nur in dieser Ganzheitlichkeit bemisst sich die Umsetzungsstärke – und damit der Erfolg Ihrer Marke.

Fazit:

Ihr Mindset als Gastronom*in und Ihrem Team muss darin bestehen: Wir wollen die Besten sein. Je höher dieser Anspruch ist, desto klarer wird die Abgrenzung zum Wettbewerb. Und desto höher die Chancen auf nachhaltigen Erfolg. Sorgen Sie darüber hinaus nicht nur für Akzente auf dem Teller. Produktqualität und handwerkliche Perfektion werden vom Gast vorausgesetzt. Werfen Sie vielmehr einen Blick über den Tellerrand hinaus. Behalten Sie die Konkurrenz im Auge und nutzen Trends geschickt für sich aus. Und bewahren Sie sich diese Fähigkeit langfristig. Denn nur hierdurch können Sie Trends vorzeitig erkennen, um diese für sich gezielt zu nutzen.

Die Quintessenz besteht also darin, dass langfristige und nachhaltige Erfolge zwingend an eine Markenführung geknüpft sind. Wie Zahnräder im Uhrwerk müssen auch Ihre zahlreichen Maßnahmen ineinander übergreifen. Nur hierdurch wird den Erwartungen der Gäste nicht nur entsprochen, sondern sie werden sogar übertroffen. Gelingt Ihnen das, sind sie vom Preiswettbewerb fast unabhängig. Denn der Gast ist gerne bereit mehr zu zahlen, wenn seine Bedürfnisse übererfüllt werden.

Ihre gastronomische Marke ist also kein Schnickschnack aus Kommunikation und Design, sondern übersetzt die Markenleistung in all ihre gastronomischen Facetten. Und Sie sind der Creator. Packen Sie es an. Viel Erfolg!

 

Über die Autorin
Als ganzheitliche Vermarktungsstrategin und Copywriting Expertin F&B gehört Dorothee Reimann zu den wenigen und führenden Anbietern in Deutschland, die das rare und hochspezialisierte Copywriting-Handwerk vollends beherrschen. Zuvor sammelte Dorothee Reimann über ein Jahrzehnt profunde Berufspraxis im Gastronomie- und im Food- und Beverage-Marketing. Sie erwarb ihre Expertise sowohl in mittelständischen und großen Gastronomie-Unternehmen als auch innerhalb des Hotellerie- und Gastronomie-Consultings sowie auf Food Startup- und Agenturebene. Durch diese einzigartige Kompetenz-Kombination aus hochspezialisierten Copywriting und 360 Grad F&B- und Gastronomie-Marketing hat Dorothee Reimann bereits zahlreichen Unternehmern der Branche zu optimierten Positionierungen sowie zu eindrucksvoll steigenden Reservierungen, Anfragen und Umsätzen verholfen.

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