Mit diesem Beitrag geht Laura Klingenbergs Reihe über das Thema Nachwuchsmangel im Gastgewerbe zu Ende. Viele engagierte Akteure unserer pulsierenden Branche kamen hierbei zu Wort: Auszubildende und Ausbilder, Gastronomen und Hoteliers, Journalisten – und es gab einiges an Bewegung und Feedback, speziell auf die ernüchternden Aussagen der Berliner Azubis. Das Thema wird uns, keine Frage, weiter beschäftigen.
Jetzt, zum Abschluss, hat Laura Klingenberg sieben Tipps zusammengestellt, wie Hoteliers und Gastronomen als Arbeitgeber agieren sollten, um neue Mitarbeiter zu finden.
1. Imagewandel: Nehmen Sie das Ruder selbst in die Hand
Verschaffen Sie der Branche den Ruf, den sie verdient! Polieren Sie Ihr Employer Branding auf! Wie das geht? Schaffen Sie Situationen, in denen Ihre Auszubildenden Erfolgserlebnisse erfahren, in denen Sie den Mitarbeitern zunehmend Transparenz bieten und graduell steigende Selbstständigkeit ermöglichen.
2. Erkennen Sie: Schlechte Bezahlung spricht sich unter Auszubildenden herum
Spätestens in den Berufsschulen. Zahlen Sie demnach mindestens die im Entgelttarifvertrag festgelegte Ausbildungsvergütung, um nicht als „Ausbeuter“ unter den Azubis zu gelten.
Die bestehenden Auszubildenden zu fördern, ist zwar wichtig, aber wie sollen wir damit den Nachwuchsmangel bekämpfen? Bernd Röthlingshöfer, Autor des Bestseller-Buches „Mundpropaganda-Marketing – Was Unternehmen wirklich erfolgreich macht“ konnte mir helfen:
3. „Wenn sich die Arbeitnehmer geschätzt und anerkannt fühlen, sprechen sie auch positiv über Ihr Unternehmen.”
Eine einfache These, die es jedoch in sich hat. Seien Sie attraktiver Arbeitgeber und sorgen Sie für eine exzellente Mundpropaganda, und die Bewerbungen werden einschlagen wie eine Bombe. Laut Bernd Röthlingshöfer können wir von Google, Amazon und eBay alle in diesem Punkt lernen, denn dank bester Mundpropaganda wuchsen diese zu den drei bekanntesten Online-Unternehmen heran, ohne auch nur einen Cent in Werbung zu investiert zu haben.
4. Starten Sie ein Empfehlungsprogramm!
Auch das empfiehlt der Autor: Eigene Mitarbeiter empfehlen neue Kollegen, für jede erfolgreiche Vermittlung gibt es eine Prämie. So gewonnene Mitarbeiter passen besser zum Unternehmen und die Kosten für das Recruiting sind um einiges geringer.
5. Seien Sie präsent in allen Social-Media-Kanälen
Dank sozialer Netzwerke nimmt die Mundpropaganda auch an Speed und Reichweite rasant zu. Pushen Sie also Ihr Image in allen Social-Media-Kanälen, über die auch Ihre Bewerber kommunizieren: Instagram, Youtube, Facebook, Twitter, Xing und LinkedIn.
Ein Beispiel: Das „Brenners Park Hotel“ erreicht seine Bewerber zunehmend über seine Facebook-Präsenz, über Filmbeiträge auf Youtube oder spricht sie mit der vierteiligen Doku-Reihe „Lehrjahre im Grandhotel“ an, die im SWR zu sehen war. Die Duale Hochschule in Mannheim bestätigte in Zusammenarbeit mit dem Personaldienstleister Adecco in ihrer Studie diese Tendenz: 76 Prozent der Bewerber suchen ihre Jobs heutzutage über Social-Media-Kanäle. Auch in den Berufsschulen werden Portale wie Dehofa Hosco, Xing, LinkedIn, Hospitality Leader und Hotelcareer immer populärer. Was in renommierten Berufsschulen in Sachen E-Recruiting gefördert wird, bleibt leider aus eigener Erfahrung in allgemeinbindenden Schulen meist vollkommen aus – offensichtlich haben die meisten Lehrer von E-Recruiting keine Ahnung. Und hier kommen Sie ins Spiel!:
6. Treten Sie an die allgemeinbindenden Schulen heran
Die „Hilton Hotelgruppe“ wurde durch ihr Engagement an allgemeinbildenden Schulen von 13.000 Schülern in den Klassenstufen 8 bis 13 zu einem der „begehrtesten Arbeitgeber Deutschlands 2015“ gewählt. „Die befragten Schüler in den Altersklassen sind unsere Talente der Zukunft“, sagte Holm Krause, verantwortlich für HR-Marketing & Talent Acquisition in Deutschland, gegenüber der „AHGZ“.
7. Machen Sie Recruiting-Events für den Millennial-Nachwuchs
Die „25 hours Hotels“, das Restaurant „Bullerei“ und der Eventcaterer „Nord Event“ bewiesen im April mit ihrem „#gehtauchanders Recruiting Day“ der Branche vorbildlich, wie sich Recruiting zum Erlebnis-Event ausgestalten lässt, und wurden mit hunderten Bewerbungen belohnt. Als „Sven” stellt sich der neue Direktor der Lindner-Marke „Me and All Hotels“, Sven Pusch, in Düsseldorf höchstpersönlich seinen Bewerbern vor (mehr dazu hier). Pusch will vor allem eins: Die Individualität seiner Mitarbeiter. Tattoos, Piercings, Sneakers, Jeans an der Rezeption? Kein Problem! Auch er hat mit seinem hippen Konzept keine Bewerber-Probleme. Sie haben Hemmungen? Stellen Sie einen Kollegen für das Mitarbeiter-Recruiting ein, der einen anderen Weg der Ansprache junger Menschen findet.
Denn die Zukunft der Branche heißt „Generation Y“. Dank wachsender Digitalisierung machen sie, die Millennials, aus der Welt ein Dorf. Sie wollen freie Entfaltung, Erfolg durch Selbstverwirklichung, einen fairen und achtsamen Umgang miteinander, für eine ausgewogene Work-Life Balance und keine starren Grenzen.
Das Gastgewerbe muss wieder ein erstrebenswertes Zuhause und ein attraktiver Arbeitgeber dieser Generation werden. Fangen Sie heute an, sich fit für die Zukunft zu machen.