Wir müssen erstmal draußen warten. Es ist Punkt 13 Uhr, eigentlich hat das „Zsa Zsa & Loui“ schon seit 12 Uhr geöffnet, uneigentlich aber nicht. Drinnen stehen die Stühle noch auf den Tischen und in der Küche wird noch vorbereitet.
Easy. Wir setzen uns draußen hin. Wir, das sind mein heutiges Lunch-Date, Per Meurling, und ich. Per kannte ich bisher persönlich noch nicht, wohl aber seinen Blog: Berlin Food Stories. „Ich mache nur Gastro-Reviews, keine Rezepte, wenig über meine Person, und das so gut wie möglich“, erklärt mir Per. Er lässt sich nie vom Restaurant einladen – zumindest nicht, wenn er dann drüber schreibt, und auch das tut er im Idealfall erst nach wiederholtem Besuch. Dieser konsequente Ansatz erinnert mich etwas an die „…geht aus!“-Reihe aus dem Überblick Verlag, die das ähnlich für Städte in NRW macht, als Print-Medium. Online und für Berlin kenne ich das so nicht. Bald soll es die „Food Stories“ auf separatem Blog auch aus Stockholm geben und es sind noch mehr Städte geplant. Foodblog-Franchising.
Nach Lesen der BFS-Reviews stehen so einige Läden auf meiner Besuchsliste. Auch einer, den ich sonst vielleicht nicht auf meiner Liste hätte: Über das „Nobelhart & Schmutzig“ wurde eine Menge publiziert, vielleicht gab es noch nie so viele Texte zu einem neuen Restaurant in Berlin. Der Stil war oft gleich: Bärtiger Sommelier mit rebellischem Appeal eröffnet Radikal-Lokal-In-Restaurant, so was hat es noch nie gegeben und so weiter. Lust drauf gemacht, hinzugehen, hat mir das nicht. Per hat einen anderen Ansatz gewählt: Eine Revue seines Abends dort, subjektiv und zugleich in einen internationalen Kontext gestellt, mit anderen „radikal lokalen“ Küchentrends in Verbindung gebracht. Hat mir gut gefallen.
Als Studi hat er selbst halbprofessionell gekocht, in seiner „student union“ in Lund schmiss er das Restaurant mit und stand Samstagabends in der Küche. „Eine Mensa gab es bei uns nicht“, erklärt er mir. Bei uns in Bochum schon. So richtig lecker war das Essen dort selten. Und gefährlich: Zu viel Sättigungsbeilagenverzehr führte zur berüchtigten „Mensa-Falle“, der Kurs danach war im Eimer, weil statt des Kopfes der Magen arbeiten musste. Mittagessen – auch eine mit Vorsicht zu genießende Angelegenheit, wenn danach noch Termine anstehen, bei denen man mehr als physisch anwesend sein muss.
Ähnlich satt wie in der Mensa fühle ich mich auch, nachdem wir gemeinsam zwei große Sandwiches im „Zsa Zsa & Loui“ verspeist haben. Zum einen ein vegetarisches „Stoner´s Delight“ mit gebratenem Portobello, karamellisierten Paprika, süßsauer sautierten roten Zwiebeln, Avocado-Creme, Rucola und Sprossen, dazu Coleslaw und Pommes. Das ist ganz okay, gefällt mir mehr als Nummer zwei, ein „Philly Cheese Steak Sandwich“. Dem fehlt bisschen der Pfiff. Per sieht es ähnlich: „Das schmeckt im MJ´s Foodshop besser.“ Dem kann ich nur zustimmen.
Zsa Zsa & Loui
Richardstraße 103
12043 Berlin
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