Dass sich hier ein innovatives Konzept für das Mittagsgeschäft platziert hat, würde man nicht vermuten, auf dieser schmucklosen Ausfallstraße im Gewerbegebiet im Kölner Süden. Ich laufe darum auch erstmal am Nale vorbei, bevor ich merke, dass die Hausnummer schon wieder hinter mir liegt. Doch dann habe ich es gefunden und trete ein. Und stehe sofort mitten in der Küche, die zugleich Gastraum ist, in der Mitte steht ein großer Tisch. Wäre nicht fast alles aus Edelstahl, man könnte glauben, in einer privaten Küche gelandet zu sein und bei Muttern am Tisch Platz zu nehmen.
Man hat sich auf geschäftliches Publikum ausgerichtet, auf Büromitarbeiter aus den umliegenden Gebäuden, die mittags etwas Frisches und Gesundes wollen. „Nale“, das steht für „natürlich lecker“ und wurde vor ziemlich genau einem Jahr im Juli 2014 eröffnet. Die Ursprungsidee sah einen reinen Lieferservice für Büros vor, erklärt mir Stephanie Eckert, die das Unternehmen zusammen mit Marcel Krug gegründet hat – sie ist Ernährungswissenschaftlerin, er Sportwissenschaftler. Als sie dann diese Location fanden und renovierten, hätten ihne neugierige Nachbarn Passanten dazu geraten, auch einen Direktverzehr anzubieten. „Das ist aus der Nachfrage entstanden“, erklärt Stephanie Eckert.
Wöchentlich wechselnde Gerichte wie einen Quinoa-Linsen-Salat mit Süßkartoffel, Penne mit Wasabi-Pesto, gebratener Avocado, Chicorée, Rucola und Räucherlachs, gebratene Gewürzmöhren mit Kichererbsen-Püree, Graupen mit Paprika-Chili-Cashew-Pesto, Rucola und Hähnchenbrustfilet oder ein Garnelen-Ananas-Curry bietet man – neben dem Verzehr vor Ort – auch als Take-away an. Es gibt immer ein Gericht mit Fleisch oder Fisch, ein vegetarisches, ein veganes und ein glutenfreies.
Zurzeit verkauft man (Take-away und Verzehr vor Ort) 50 bis 60 Essen, hinzu kommen rund 25 Lieferungen am Tag für feste Kunden. Einmal pro Woche liefert man deutlich mehr Portionen an ein regionales Amtsgericht. Morgens um fünf wird zu Kochen begonnen, die Gerichte werden auf den Punkt gegart, dann herunter gekühlt. Bis auf die Suppen sind alle Speisen so konzipiert, dass sie sowohl kalt genossen als auch schnell wieder erhitzt werden können. Obst und Gemüse werden frisch verarbeitet, der Großmarkt ist praktischerweise gleich um die Ecke. Jede Zutat, die verarbeitet wird, wird inklusive Nährwertangaben auf den Produkten ausgewiesen; alle Speisen zeichnen sich durch hohen Gemüseanteil aus, dazu Getreide- oder Pseudogetreide sowie Samen, Nüsse und Früchte für ein vitamin- und mineralstoffreiches Mittagessen.
Während man in Berlin gerade versucht, Tiffinboxen nach Mumbaier Vorbild für das Mitnahmegeschäft zu etablieren, setzt man hier auf markante Weckgläser. Beruflich war Stephanie Eckert früher viel unterwegs, hat für sich selbst vorgekocht und die Speisen in solche Gläser abgefüllt. Wie aber geht das logistisch für mehr als eine Person? So: Man händigt dem Kunden einen Pfandchip aus und nimmt einen Euro Pfand fürs Weckglas. „Die Kunden tauschen ihr leeres Glas gegen ein volles aus, das hat Charme. Hochwertiges Essen gehört nicht in Plastik, finden wir, und unnötig Müll produzieren wollen wir auch nicht“, erklärt mir die nette Gründerin. Und guckt auf die Uhr. Es ist jetzt Punkt zwölf, und zack, schon stehen die ersten Kunden im Laden. Zwei Damen tauschen ihre Gläser aus und nehmen sich ihr Mittagsgericht mit. Zwei Herren erscheinen, auch sie sind ganz offensichtlich Stammgäste, nehmen hinten Platz und unterhalten sich bei ihrem leichten Gemüsegericht mit schwerem rheinischem Dialekt über Fußball. Ach, wird in Köln Fußball gespielt? Nach und nach füllt sich der kleine Laden.
Ich setze mich an den zentralen Tisch zu einer Frau und zwei Männern im Business-Dress. Eine wirklich interessante Situation, so dicht beieinander sitzt und isst man mit Fremden sonst selten, von Food-Events mal abgesehen. Und so komme ich nach kurzer Zeit mit den anderen ins Gespräch, während ich meine größer als auf den Webseiten-Bildern vermutete, wohlschmeckende Portion Couscous mit Garnelen, Tomaten, Rosinen und pikanter Würzung verputze. Zugleich denke ich über Multiplikationspotentiale nach. Wie viele Gewerbegebiete mit Menschen darin, die den Wunsch nach frischem Essen verspüren, es wohl geben mag in Deutschland? Es müssen tausende sein.
Das „Nale“ hat sich indes schon vermehrt: Kurz nach dem Besuch hat man einen Ableger in der Kölner Südstadt eröffnet: ein Café-Restaurant, in dem es neben den Weckglas-Gerichten auch Quiches und Tartes, Abendessen, guten Kaffee und Wein gibt. So kann man nun auch natürlich lecker in Köln essen, ohne dafür ins Gewerbegebiet reisen zu müssen.
Nale
Bonner Straße 333
50968 Köln
geöffnet Montag bis Freitag 12 bis 14:30 Uhr
Neu:
Darmstädter Straße 19
50678 Köln
geöffnet Dienstag bis Donnerstag und Sonntag 10 bis 21 Uhr, Freitag und Samstag 10 bis 22 Uhr
1 Kommentar
Oh, Meari, you're such a show off! LOL You could probably take dirt & turn it into Thanksgiving dinner!The frame looks fabulous & the cartoon at the end is great! I think it's really sad that people can now Black Friday shop on Thanksgiving.- Lisa N.