Bis vor kurzem hieß die Einrichtung „Haus des Älteren Bürgers“, jetzt „Bürgerzentrum Neukölln“, und in diesem Zuge wurde auch das Café-Restaurant „Roter Elefant“ eröffnet. Das durchaus einen Besuch wert ist und meinen persönlichen Wunsch nach mehr Mehr-Generationen-Gastronomie bestärkt.
Adventszeit, Mistwetter und leicht flauer Magen, vermutlich von der ausgedehnten Büro-Weihnachtsfeier am Vorabend. Hunger auf was Herzhaftes. Mittagessen! Schon oft bin ich an dem „Haus des Älteren Bürgers“ in der Werbellinstraße vorbeigelaufen, ohne mal hineinzuschauen. Kürzlich fiel mir dann auf, dass hier ein neues Restaurant eröffnet wurde: „Roter Elefant“. Kurze Recherche im Netz: Die gemeinnützige Gesellschaft „Pawian“ („packen wir´s an“) hat den Betrieb vom Vorgänger übernommen und macht auch das „Weißer Elefant“ in Wilmersdorf. Das Unternehmen beschäftigt u.a. Langzeitarbeitslose und Suchtgefährdete, die sich in den Gastronomien – Küche, Service, Logistik – eine Perspektive schaffen können. Es wird auch ausgebildet. Also mal rein.
Gute Stimmung im „Roter Elefant“ Berlin
Heutiges Mittagessen: Rotkohlroulade mit Wildfleischfüllung in Preiselbeersauce, dazu Kartoffelstampf. Klingt genau nach dem, was ich heute will. Drinnen ist die Stimmung schon um kurz nach zwölf ausgelassen, das größtenteils ältere Publikum ist im Plausch vertieft. Ein betagter Herr, fein rausgeputzt, schäkert mit den Damen am Nebentisch, ein paar Tische weiter haben sich die Seniorinnen ein Bierchen zum Essen bestellt (gefällt mir). Gute Stimmung, gute Atmosphäre. Und aufmerksames Personal: Ich werde beim Reinkommen begrüßt und auch beim Verlassen verabschiedet. Die Rotkohlroulade gut, der Kartoffelstampf hausgemacht, der Nachtisch – Apfelkompott mit Vanilleeis – hinsichtlich des Preises von nur sechs Euro angemessen. Man hat sich, scheint mir, vornehmlich auf den Geschmack der älteren Kernzielgruppe ausgerichtet. Es finden sich aber auch einige Berufstätige ein, die den Mittagstisch nutzen, und das augenscheinlich nicht zum ersten Mal wie ich.
Das Publikum, die Atmosphäre, das bei meiner Familie in Norddeutschland nicht wegzudenkende Apfelkompott… da muss ich an zwei liebe alte Menschen in meiner Familie denken, die beide weit über 90 Jahre alt geworden sind. Wie schön es immer mit ihnen war, nicht nur zu Weihnachten. Wie sie mir fehlen. Wie wenig alte Menschen jetzt noch in meinem Leben sind. Wie abscheulich diese Weihnachtswerbung von Edeka ist. Wie wundervoll das Kochbuch „Wir haben einfach gekocht!“ Dass es viel mehr Gastronomien geben sollte, in denen sich die Generationen mischen. Sodass man mit ganz unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kommt oder einfach nur unter ganz unterschiedlichen Menschen weilen kann, was so selbstverständlich klingt wie es in Neukölln nicht ist.
Während ich das letzte Vanilleeis löffle, wird auf der Bühne Musik aufgebaut. Gleich wird getanzt. Am Nachmittag: Berlin halt. Frohes Fest uns allen.
Roter Elefant
Werbellinstraße 42 (Bürgerzentrum Neukölln)
12053 Berlin
www.roter-elefant.de