Am Charlottenburger Adenauerplatz geht es jetzt kalifornisch zu: Ende 2021 eröffnete hier das „MQ Restaurant“. Wir waren zu Besuch.
Wir hätten es ja fast ein wenig „mcqueeniger“ erwartet, das Interieur des nach der Hollywood-Legende benannten MQ Restaurant auf dem Kurfürstendamm. Direkt um die Ecke gibt es eine Gastronomie, die ihrer Namensgeberin Monica Belluci mit zahlreichen Portraits an den Wänden huldigt. Aber Stilian Laufer hat es, obschon er ein Riesenfan des viel zu früh verstorbenen Schauspielers ist, lieber dezent. Und das ist auch gut so: Das schicke kleine Restaurant mit seinen 80 Plätzen, viele davon in gemütlichen Separees, würde durch die bekannten Schmachtblicke-Portraits mit Sonnenbrillen, Rollkragenpullis und schnellen Autos schnell überkandidelt wirken.
Dafür gibt es schöne Schwarzweiß-Fotografien aus der Gegend um Palm Springs, wo McQueen sein Haus hatte, sowie ein paar knackige Zitate des Lebemanns. Beides findet man in der Speisekarte des im Oktober 2021 bewusst recht leise und ohne großes Bimbam eröffneten Restaurants.
Californikitchen
Kalifornische Küche ist das Thema. Wobei: „Die kalifornische Küche an sich gibt es ja gar nicht. Sie ist eine Mischung aus allem, hat europäische Einflüsse, vor allem italienische, verschiedene asiatische, mexikanische, dazu das amerikanische Fleisch – das alles wollen wir abbilden“, erklärt Stilian Laufer. „Solche Konzepte kenne ich aus London, Monaco oder Mykonos und habe ich hier vermisst.“
Auf der Karte finden sich Gelbflossen-Thunfisch und Black Cod, ein „McQueens Salad“ mit Brokkoli, Granatapfel, Süßkartoffel und Kichererbsen, dazu nimmt man optional Garnelen, Chicken oder Rind. Ceviche und Cesar Salad gibt es auch. Ebenso BBQ-Lachs, Durocschwein koreanisch gegart und gegrillt, Filets aus Omaha und Neuseeland, frische Jakobsmuscheln. Beilagen sucht man sich selbst dazu aus. Und dabei sollte man unbedingt mindestens ein Kartoffelpüree ordern, das es hier mit sechs verschiedenen Toppings gibt. Die Maschine, mit der man das Püree à la minute herstellt, wurde extra in Italien besorgt. Sie macht eine Textur zum Niederknien.
Laufers Küchenchef Andelko Krmpotic hat schon viereinhalb Jahre mit so einer Püreemaschine gearbeitet, in der legendären Beef Bar in Monte Carlo. Zurück in Berlin war er u.a. im „Paris-Moskau“ und im “Schlosshotel by Patrick Hellmann“ tätig. Für ihn schließt sich hier vor Ort und Stelle ein Kreis, denn vor anderthalb Jahrzehnten hat er in dieser Fläche, da hieß das Restaurant noch „Balthazar“, als Chef de Partie gearbeitet. „Stilian und ich kennen uns seit vielen Jahren. Er hat mir in meiner Zeit im Borchardt mal gesagt: Irgendwann machen wir beide was zusammen. Damals habe ich mich gefragt: Er arbeitet doch in der Clubszene und ich im Restaurant, wie soll das denn gehen?“, sagt er und lacht.
Denn jetzt geht es offensichtlich. Laufer ließ die Clubwelt – fast 20 Jahre lang war er Betriebsleiter des „40seconds“ – hinter sich. Er betreibt heute neben zwei Bars, seit 2013 das „Vesper“ direkt nebenan (in der wir schon mal 28 Martinis an einem Nachmittag probiert haben, jawohl) und die legendäre „Lützow Bar“, die er 2019 mit Thomas Altenberger zu neuem Leben erweckte, nun hier das Restaurant. Krmpotic suchte im Zuge der Pandemie, in der er u.a. das Burgergeschäft im „Windburger“ zum Boomen brachte, nach einer neuen Anstellung. So können die beiden nun tatsächlich etwas gemeinsam machen.
Doch ist es auch eine gute Zeit dafür? Es sei natürlich ein finanzielles Abenteuer in dieser für die Branche angespannten Situation, erklärt Laufer. Aber die Fläche stand eben zur Verfügung und reizte ihn ebenso wie das Restaurant-Business: „Man arbeitet ganz anders als im Nachtleben und kann viel mehr mit den Menschen kommunizieren“, erklärt er. Dass ihm das gefällt, merkt man sofort, so wie er seine Gäste im Entrée empfängt. Überhaupt ist der Service aufmerksam und persönlich – die kurzen Wege tragen ihren Teil dazu bei, niemand huscht hier im Eilschritt und mit Tunnelblick vorbei.
Kalifornischer Wein und Pils aus dem Pott
Schön relaxt, da fehlt eigentlich nur die kalifornische Sonne. Dafür gibt es sonnengereiften kalifornischen Wein, der freilich den Schwerpunkt der rund 70 Positionen bildet. Wir probieren ein Glas Merlot von Ehret, wunderbar tiefe Frucht, elegant und kraftvoll. Und sollte die Berliner Sonne dann doch gnädig sein: Für die wärmeren Tage baut man eine Terrasse auf, nun gemeinsam mit der Bar. Deren Konzept Laufer und sein dortiger Geschäftspartner Thorsten Schermall (Golvet, 40seconds Catering“ demnächst übrigens auch umgekrempelt werden soll: Weniger viele Cocktails, dafür mit Fokus auf Tequila, dazu Highballs, Weine glasweise und Barfood wie Tacos aus der MQ-Küche – es wird also noch kalifornischer im Erdgeschoss des Hotels Louisa’s Place. Eine kleine Abweichung jedoch gönnt man sich: Das gute Stauder aus Essen/Ruhr gibt’s in der Hauptstadt nur selten, hier sogar vom Fass. Stösschen, Steve!