Sascha Postel, O-Cycle: „Biomüll mit Verstand entsorgen kann kein System so gut wie wir“

Wie aus organischem Abfall wertvoller Kompost entsteht

von Jan-Peter Wulf

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Zu gut für die Biotonne: Statt organischen Abfall aus der Gastronomie zu – teurem – Müll werden zu lassen, können Restaurants, Kantinen und Co. mit O-Cycle nun wertvollen Kompost daraus machen. Die Geräte werden direkt im Betrieb eingesetzt und reduzieren nicht nur langfristig Kosten, sondern auch, und zwar von Anfang an, den Ausstoß klimaschädlicher Gase.

Wie das genau funktioniert, darüber sprachen wir mit Sascha Postel, Gründer und Geschäftsführer von O-Cycle.

Herr Postel, angenommen ein Gastronom, der O-Cycle bereits einsetzt, zeigt das Gerät einem anderen Gastronomen. Welche Gründe sollte er ihm idealerweise nennen, damit sein Kollege dies auch tut?

Tatsächlich gibt es schon diverse Gastronomen, die uns empfohlen haben. Bei den Gesprächen war ich natürlich nicht dabei, da müssen Sie die Gastronomen fragen (lacht). Aber es geht im Wesentlichen um drei Dinge: Sie sparen sich 90 Prozent der Entsorgungskosten, weil schon 90 Prozent des Mülls vor Ort vernichtet worden sind. Das ist sicherlich der Hauptantrieb. Zweitens: Es ist ein sehr sauberer Prozess. Es stinkt nicht, es trieft nicht, alles läuft komplett trocken ab. Und der Umstand, dass pro Tonne Bioabfall 450 kg CO2-Äquivalente eingespart werden, ist natürlich ein absolutes Highlight.

Wie funktioniert das Ganze?

Die Wände des Behälters werden gewärmt, damit die Mikroben ideale Betriebstemperatur haben. Die Umwälzung dient dazu, sie mit Sauerstoff in Kontakt zu bringen. Das ist der große Unterschied zum herkömmlichen Kompost, wo der Prozess nicht sauerstoffbasiert abläuft und klimaschädliche Gase entstehen. Wir haben eine spezielle Mikroben-Mischung entwickelt, die in Kombination mit der Wärme und dem Sauerstoff schnell agieren kann. So schaffen sie es, sich in 24 Stunden durch den gesamten Bioabfall zu fressen.

Sie verhalten sich dabei ähnlich wie Hefe: Wenn man sie mit weiterem Biomüll, also Futter, versorgt, vermehren sie sich. So lange wie die Maschine läuft, braucht man nie wieder neue Mikroben hinzu geben, sie vervielfältigen sich von selbst. Schaltet man die Maschine über Wochen oder Monate aus – das haben wir zum Beispiel bei Skigaststätten, also im Saisongeschäft –, gehen sie in einen Dämmerschlaf. Zum Reaktivieren braucht man nur fünf Liter Zuckerwasser hinzugeben und die Maschine zwei Stunden laufen zu lassen. Die Mikroben erholen sich und weiter geht’s.

Es kann alles kompostiert werden: Nicht nur Gemüse und Obst oder Getreide: Fleisch, Fisch, Eier, Fast Food … also auch Frittiertes?

Pommes, Schnitzel, Chicken Wings und Co. – überhaupt kein Problem. Nur reines Frittierfett nicht, das würde die Mikroben umhüllen und untätig machen.

Sie bieten verschiedene Modellgrößen an.

Die kleinste Maschine fängt bei 15 kg Bioabfall pro Tag an. Die 30-Kilo-Maschine setzen wir zum Beispiel in McDonald’s-Filialen ein. Sie ist 1,05 Meter breit, 80 Zentimeter tief und einen Meter hoch. Das entspricht vom Platzbedarf einer kleinen Tiefkühltruhe. Angeschlossen wird sie an den normalen Haushalts-Elektroanschluss, Starkstrom empfehlen wir erst ab den 100-Kilogramm-Modellen. Es geht hoch bis zu 5 Tonnen: Wir haben gerade eine Maschine für einen Freizeitpark konzipiert, der 44 240-Liter-Tonnen Biomüll über die Maschine entsorgen will.

Und die Energieeffizienz?

Ist allein schon deswegen gegeben, weil man seinen Biomüll nicht mehr kühlen muss, um keine Schädlinge anzulocken. Die Schädlingsbekämpfung spart man sich mit der Maschine nämlich komplett, nicht einmal Fliegen werden angezogen.

Von welchen Kosten sprechen wir?

Die O-Cycle P-30 (30 Kilogramm/Tag) kostet 9.950 Euro, das Fünf-Tonnen-Gerät liegt bei 269.000 Euro. Im Leasing liegen wir auf Höhe der Entsorgungskosten, die in den Betrieben anfallen. Bei einem Kauf rechnet sich das Gerät, haben wir errechnet, je nach Entsorgungskosten ungefähr nach 3 bis 3,5 Jahren. Die Lebensdauer beträgt zehn Jahre und wir bieten auch eine Fünf-Jahre-Garantie an.

Gibt es Förderungsmöglichkeiten?

Wir sind erarbeiten gerade noch, welches Förderungsprogramm das richtige für uns ist. Wir werden sicherlich eines finden!

Was macht man mit dem Kompost?

Es ist ein Kompostkonzentrat, verdichtetes Material, das man im Verhältnis 1:4 mit Erde mischt. So erhält man normalen Kompost, den man zum Beispiel im Kräuterbeet einsetzen kann. Oder man verteilt das Konzentrat großzügig auf Außenflächen. Manche Kunden entsorgen es auch über die Biotonne, wobei sie 90 Prozent der Kosten sparen, weil nur 10 Prozent der Menge des Biomülls übrig bleiben. Übrigens: Insektenfarmen, das haben wir erfolgreich getestet, sind sehr dankbare Abnehmer, weil Maden unserer Kompostkonzentrat – hochwertiges Futter – sehr gerne fressen. Wenn wir ausreichend angeschlossene Betriebe haben, wollen wir einen Abholservice organisieren. Ein Lastwagen, der Lebensmittel bringt, kann dann eine Tonne Kompost mitnehmen. Der kommt wieder aufs Feld, es wird wieder Gemüse draus, das kommt auf den Burger – so schließt sich der Kreis.

Wie aufwändig ist das Handling für die Mitarbeitenden?

Die Anforderungen sind denkbar gering: Klappe auf, Müll rein, Klappe zu. Man kann kontinuierlich nachfüllen. Sollten Fremdstoffe hineinkommen, Gabeln, Löffel, Plastik, schwimmen die Gegenstände in der Regel durch das Umwälzen oben, lassen sich abfischen und fertig. Und alle zwei bis drei Wochen meldet sich Maschine zum Entleeren. Sie wird seitlich geöffnet und das Konzentrat kommt in die Tonne. Mehr ist es eigentlich nicht.

Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Wir wollen nicht nur Lebensmittelreste kompostieren, sondern auch das Ökosystem drumherum – zum Beispiel Becher, Besteck oder Servietten. Einem Gastronomen, der viele Becher zum Wegwerfen verwendet, wollen wir Ware anbieten, die er mit in die Maschine geben kann. Die Tests laufen bereits. Und ein großer Kunde möchte seine Biotonnen sauber halten – er wird demnächst von uns kompostierbare Müllbeutel für die Tonne bekommen, die er mit Inhalt direkt in die Maschine geben kann.

Letzte Frage: Biomüll wird vor Gästen versteckt. Gibt es eine Möglichkeit, diesen nachhaltigen Prozess sichtbar und transparent zu machen?

Ein Supermarkt „erntet“, so nennen sie es dort, den Kompost und packen vakuumierte Säcke mit Dünger ab. Und die werden an der Kasse an die Kunden verschenkt.

Vielen Dank, Herr Postel.

Mehr Informationen:
https://www.greentable.org/lieferant/o-cycle/
https://www.o-cycle.pro/

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