Das neue Restaurant „Osterberger“ wurde von Corona erst hart ausgebremst, doch nun hat sein Anfang noch ein glückliches Ende gefunden.
„Ich hatte schon überlegt, drei Container zu bestellen“, sagt Stefan Gruber-Osterberger. Um darin alles zu entsorgen und das Projekt „Osterberger“ einzustampfen. Das war im März, als statt der angepeilten Eröffnung in der Monatsmitte die Info an die Berliner Gastronomien rausging, bitte sofort zu schließen. „Das war keine leichte Zeit“, erinnert sich sein Geschäftspartner und Ehemann Thorsten Osterberger. Kann man kann sich vorstellen: Da will man gemeinsam ein Restaurant eröffnen, statt dessen wird man ausgebremst und weiß nicht, ob und wie es weitergehen wird.
Doch das ist nun ein Vierteljahr her und statt eines Anrufs beim Containerdienst gab es ein silent opening: Das Restaurant Osterberger ist rund einen Monat offen. Wie geht’s jetzt? „Sehr gut. Wir sind happy mit dem, was wir hier geschaffen haben“, sagt Thorsten Osterberger, für den es das erste Gastronomie-Projekt ist, ansonsten ist er in der Medienbranche tätig, u.a. gibt er das Magazin Heyday heraus.
„Das Glas ist halb voll, nicht halb leer“, fügt sein Partner Stefan hinzu, der viele Jahre Branchenerfahrung einbringt: Er arbeitete mit Kolja Kleeberg zusammen, leitete dann die Brasserie „Ganymed“ und vermarktete lange Zeit den legendären Spiegelsaal in „Clärchens Ballhaus“, das zurzeit unter neuer Leitung renoviert wird. Events gibt’s ja eh gerade keine. Zur Sicherheit habe man einen sechsstelligen KfW-Kredit beantragt und wird das Geld auf einem separaten Konto parken in der Absicht, es nie gebrauchen zu müssen, so Gruber-Osterberger.
Echt nett ist es hier. Das Restaurant befindet sich in ruhiger und zugleich zentraler Lage. Die von der Invalidenstraße abgehende Elisabethkirchstraße ist wie eine kleine Insel in Mitte. Frühe befand sich in der Fläche das „Schwein“ (umgezogen nach Charlottenburg und nun als Christopher’s firmierend), dazwischen das „Slate“, das hinter den Erwartungen zurück blieb.
Wie positioniert man sich? „Wir wollen ein Kiezrestaurant sein. Zugänglich für die Menschen, die hier leben“, sagt Thorsten Osterberger. Sein Netzwerk aus der Mode- und Medienwelt will er natürlich auch hierher locken. Beides funktioniere bereits gut, berichtet er. „Unsere Fensterfront lassen wir immer offen“ Es macht es drinnen luftiger und draußen sitzt man ohne Wand zum Restaurant auch irgendwie drinnen – das hilft in Zeiten wie diesen natürlich sehr.
Das Interieur ist vom „mid century design“ und von der Farb- und Formenwelt gastronomischer Konzepte in Miami inspiriert, im berühmten „Zuma“ in Miami arbeitete auch der junge Koch des Hauses, Birger Solterbeck. Seine Ausbildung machte er in „Erno’s Bistro“ in Frankfurt, auch im „Grand Hotel Park Gstaad“ war er tätig. Bistronomie par excellence kommt im „Osterberger“ auf die Karte: Loup de Mer mit Selleriepüree, Schweinebauch mit Fingermöhren, Edamame und Kümmeljus, Fjordlachs-Tartar mit Sesamcreme und gebackener Misotofu mit geröstetem Brokkoli stehen im Programm – alles auch wunderbar kombinier- und zum Teilen bestellbar.
Als Anpassung auf die „neue Realität“ hat man erst einmal zwei Ruhetage, Montag, Dienstag, pro Woche, um die das Verhältnis der Personalkosten zur verringerten Kapazität – 38 Plätze statt über 70 – wirtschaftlich darstellbar zu halten. Die noch schmale Weinkarte hingegen will man schon jetzt deutlich ausbauen.
Und ansonsten: Will man gelassen in den Spätsommer und den Herbst blicken. Das Duo wirkt entspannt. Keine Sorge vor einem zweiten Shutdown? Ich werde angeschaut, als ob ich darauf ernsthaft eine Frage erwarte. Völlig zurecht: Was soll man dazu auch sagen? „Im Dezember wissen wir mehr“, so Stefan Gruber-Osterberger. „Wir sehen gute Chancen, ein Restaurant für die Berliner zu werden“, sagt sein Partner. Die sehen wir auch.
Nachtrag September 2020: Um sich für den kommenden Herbst und Winter zu wappnen, hat das „Osterberger“ seit Kurzem zwei Luftreiniger installiert, die im Dauerbetrieb laufen und Schadstoffe und Viren zu mindestens 99,97% aus der Luft filtern. Alle 15 Minuten wird so die Luft komplette Raumluft gereinigt. Im Außenbereich hat das „Osterberger“ Infrarot-Wärmestrahler installiert. Sie haben im Vergleich zu Gasstrahlern eine um 50 % bessere Energieeffizienz bei einer zugleich vier- bis fünfmal stärkeren Leistung als herkömmliche Heizstrahler.