So werden Überbleibsel zum Genuss: Zero-Waste-Aperitivo im Osterberger Berlin

Nachhaltige Häppchen täglich zwischen 18 und 19 Uhr

von Jan-Peter Wulf
PXL 20241204 1904152092 - konzepte, gastronomie, food-nomyblog So werden Überbleibsel zum Genuss: Zero-Waste-Aperitivo im Osterberger Berlin

Fotos: Redaktion

Das Berliner Restaurant Osterberger bietet jetzt Aperitivo-Häppchen an, die aus Überbleibseln bestehen. Und zwar höchster Qualität aus der frischen Küche des Hauses. 

Eigentlich ist das Zeitfenster heute Abend ja schon wieder geschlossen. Es geht auf 20 Uhr zu und wir waren so schlau, unseren Tisch später zu buchen als zwischen 18 und 19 Uhr – also für jenen Slot, in dem das Restaurant in Berlin-Mitte sein neues Angebot fährt. Dass wir es trotzdem ausprobieren dürfen, ist der Flexibilität zu verdanken, die man uns entgegen bringt: Gastgeber Thorsten Osterberger springt in die Küche und sagt dort Bescheid, dass der Herr vom nomyblog gerne noch das Aperitivomenü wünscht. Wie nett! 

Man muss heutzutage sowieso flexibel sein, erklärt uns der Gastgeber. Weil das Gästeverhalten sich komplett verändert hat, die Frequenz, welche Tage stark sind und welche nicht. „Du hast heute keine Sicherheiten mehr. Nur auf eines kannst du dich verlassen: dass jeder Tag anders ist.“ Von dieser Volatilität berichten uns viele Gastronom*innen – und von der damit einhergehenden Anforderung, sich spontan darauf einstellen zu können.

PXL 20241204 184702704 - konzepte, gastronomie, food-nomyblog So werden Überbleibsel zum Genuss: Zero-Waste-Aperitivo im Osterberger BerlinDas neue Extrakonzept passt perfekt in diese neue Zeit, denn es ist hochgradig flexibel angelegt. Im Restaurant Osterberger wird stets frisch eingekauft und gekocht, und bei einer solchen tagesaktuellen Produktion, wie man sie hier kultiviert hat, ergeben sich immer wieder Reste. Abschnitte, Endstücke und so weiter. Thorsten Osterberger spricht lieber von Überbleibseln, das klingt auch schöner. Die könnte man wegwerfen (die schlechteste Option), die kann man für Fonds und Co. weiterverarbeiten (schon wesentlich besser), und die kann man sogar für ein eigenes, neues Angebot direkt weiterverwenden (pretty funky). Und genau das tut man: Seit November gibt es Aperitivo-Häppchen aus Überbleibseln. 

Mit dem neuen Zero-Waste-Konzept möchte man zeigen, dass es möglich ist, Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie mit außergewöhnlichen Geschmackserlebnissen zu kombinieren, erklärt Stefan Osterberger, der das Restaurant mit zusammen seinem Partner Thorsten betreibt und seit einigen Monaten aus dem Service zurück in die Küche gewechselt ist. 

Überbleibsel of the day

Es ist Vorweihnachtszeit, das hübsche, mit sorgsam ausgewählter Kunst dekorierte Restaurant ist gut gefüllt. Auf der anderen Seite des Raumes findet parallel eine kleine Weihnachtsfeier statt. Für diese Tischgesellschaft hat man ein eigenes Menü konzipiert, bei dessen Zubereitung sich natürlich auch Überbleibsel in der Küche ergaben. Und die kommen jetzt auf kleinen Tellerchen zu uns an den Tisch: Austernpilze mit Zitronenschmand, ein getoastetes Focacciabrot mit Steak Tartare und Roastbeef mit Rahmwirsing. Größer als ein Barsnack, kleiner als eine Vorspeise, hübsch angerichtet, sehr lecker und das gute Gewissen, so abgelatscht diese Formulierung auch sein mag, isst auch mit.  

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Austernpilze mit Zitronenschmand

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getoastetes Focacciabrot mit Steak Tartare

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Roastbeef mit Rahmwirsing

An anderen Tagen kann es zum Beispiel ein Matjes-Tatar auf Kräuterschmand sein, oder bunte Karotten auf Kräuterschmand, oder der Schweinebauch auf Erbsenpüree und Apfel-Radieschensalat: Das hängt logischer Weise davon ab, was übrig bleibt. Die Preise pro Gericht liegen je nach verwendeten Zutaten zwischen sechs und zwölf Euro. Dazu bestellen sich viele Gäste ein Glas Wein, wir wählen einen appetitanregenden Wermut Tonic.

Bestellt werde der Zero-Waste-Aperitivo, erklärt Thorsten Osterberger, sowohl von Leuten, die am frühen Abend nur auf ein Häppchen und ein Glas hineinkommen, als auch von solchen, die es sich als Start in den Restaurantabend gönnen, sprich vor den weiteren Gängen. Und natürlich wird der Aperitivo auch gerne zum Teilen mit der Begleitung geordert. Und wenn es bald wieder Frühling ist und die Gäste am offenen Fenster oder auf dem Trottoir Platz nehmen, könnte dieses nachhaltige Aperitivokonzept dann noch mal eine ganz andere Strahlkraft entwickeln. 

Geöffnet ist von Dienstag bis Samstag 18 bis 24 Uhr, Aperitivo von 18 bis 19 Uhr (Stand Januar 2025).
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