JWD ist voll okay: ein Besuch im Sawito, Falkensee

Brandenburger Gourmet-Oase mit französisch-mediterranem Touch

von Marianne Rennella
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Fotos: Sawito

Das Sawito ist für Berlinerinnen und Berliner vielleicht ein bisschen weit draußen. Denn es liegt noch hinter Spandau, in Falkensee, und vom Berliner Zentrum bis ins Havelland ist es eine gute Stunde Fahrt. Doch ist man erstmal raus aus der Stadt, dann geht mit dem Blick auf die Felder gleich ein kleiner Erholungseffekt einher. 

Von außen ist das Sawito ein heller, kleiner Bau mit viel Glas, eingebettet zwischen Bäume, Felder und ein paar Häuser, direkt an der Straße gelegen. Betritt man das Restaurant, wird der Erholungseffekt trotz vorbeifahrender Autos verstärkt: begrünte Terrasse, saubere Luft, prickelnder Aperitif, angenehmer Service. Gute Voraussetzungen für ein ausgedehntes Gänge-Menü. 

Patrik Schwabe Marco Wahl - gastronomie JWD ist voll okay: ein Besuch im Sawito, Falkensee

Gastgeber Patrik Schwabe und Küchenchef Marco Wahl

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Start ist eine kleine Portion Fish and Chips in modern-mediterran und mit den Fingern, denn die Chips sind wahrhaftig Chips und keine Pommes Frites. Die gebackenen Ährenfische sind knusprig und filigran, die zitronige Mayonnaise und der Estragon sind wohl dosiert. Während die Fish and Chips auf der Speisekarte unter Classique aufgeführt werden, sind der nächste Gang sowie der Rest des Menüs Teil der Sparte Rénovation: Meeresforelle, leicht von außen geflämmt, innen butterweich, in einem würzigen Sud, zusammen mit gepickelten Kohlrabikugeln, geriebener, gefrorener Büffelmozzarella und einem Cracker aus Tapiokaperlen.

Scheint die Kombination gewagt und experimentell, so schmeckt sie aufgrund der perfekten Aromabalance am Gaumen doch vertraut. Ganz im Gegenteil zum grünen Spargel mit Morchel, jungen Erbsen, Saiblingskaviar in einer Dill-intensiven Soße. Die Kombination wirkt nicht weiter ungewöhnlich, doch schmeckt anders als erwartet. Die Tupfer aus Zitronengel und das leicht Herbe des Spargels puffern die Süße der Erbse und des Dills perfekt ab, sodass es kaum ein sommerlicheres Gericht geben könnte. Komplett anders, doch ähnlich geschmacksexplosiv ist die Aubergine, auf dem Teller als samtiges Püree, als gebackene Würfel und als gebratenes Stück. Das Bulgurbällchen dazu ist scharf, die Soße ist dunkel und würzig und orientalisch abgeschmeckt. 

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Fotos: Marianne Rennella

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Der Gang aus Cheddar, Chorizo, Olive und Tomate fällt unter die Desserts der Rénovation und das ganz zu Recht. Durch die kalte Temperatur wirkt der würzige Käse weniger schwer, die Chorizo und die Olive sorgen für eine Prise Umami und die Tomate gibt dem Ganzen eine leichte Färbung – gelungen. Das zweite Dessert ist ganz im Stile des Fine Dinings. Sein wunderschönes Aussehen sorgt für sehr viel Schein, die Kombination aus Erdbeere, weißer Schokolade, Haferflocken und Basilikumöl allerdings auch für sehr viel Sein. Die Erdbeere kommt als Sorbet, als Leder, als Soße und als Frucht und macht der Beere alle Ehre. 

Die Handschrift des Küchenchefs Marco Wahl lässt sich in allen Gängen erkennen: viel Soße, viel Filigranes, extravagante Kombinationen auf subtile Art, kräftige Geschmäcker, irgendwie Französisch. Genau wie der Service von Gastgeber Patrik Schwabe, der angenehm professionell, freundlich und zuvorkommend ist und den gleichen Qualitätsanspruch wie die Speisen hat. 

Obwohl die Eröffnung kurz vor dem ersten Lockdown den Start massiv erschwert hat und das Team die ersten zwei Jahre quasi gar nicht normal öffnen konnte, scheint sich das Restaurant in Falkensee nun langsam aber sicher zu etablieren. Es kommt gut an im Havelland, das Haus ist meistens ausgebucht. Die Brandenburger scheinen sich nach so etwas gesehnt zu haben. Für die Berliner hingegen scheint das Sawito etwas zu weit weg zu sein – bis sie einmal da waren. Denn glücklicherweise liegt Berlin ja inmitten des schönen Brandenburgs. 

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